Nach mehr als drei Seiten ...
... teilweise sehr hitzig geführter Diskussion, habe ich nun auch meine Stimme abgegeben.
Und möchte als TE euch meine Sicht der Angelegenheit jetzt gerne darlegen:
Meine Meinung zu dieser ganzen Sache ist absolut zweigeteilt.
Auf der einen Seite bin ich natürlich auch der Meinung, dass JEDES Vergehen, bzw. JEDE Straftat verfolgt und geahndet werden sollte und muss.
Andererseits denke ich jedoch, dass sich Behörden und Staat nicht zu Komplizen derer machen sollten, deren Straftaten sie eigentlich verfolgen und ahnden sollten. Und an anderer Stelle auch tun. Und dabei ist es mir persönlich egal, ob die Tat im In- oder Ausland begangen wurde (Btw.: bei einer Straftat wie Mord wäre es unseren Behörden übrigens nicht egal, ob dieser in der Schweiz stattgefunden hätte. Sie würden trotzdem entsprechende Konsequenzen ziehen).
Zu der Frage: "Wann fängt Steuerbetrug an?" gibt es für mich nur EINE klare Antwort: Bei 0,01 Euro.
Entweder man ist absolut ehrlich oder man ist es nicht. Ein "bißchen ehrlich" oder ein "bißchen unehrlich" gibt es genauso wenig wie ein "bißchen schwanger". Und wer hat nicht schon mal ein wenig bei der Steuererklärung geschummelt?
Jetzt stellt euch doch mal den folgenden Fall vor: Ihr seid selbtändig, die Tochter bekam einen neuen PC zum Geburtstag, ihr gebt das Teil aber als Betriebsausgabe an, Wert 400,- €. Passiert tagtäglich tausende von Malen so oder in ähnlicher Form. Der Nachbar erfährt davon, weil er sich über euer W-Lan in euren PC hackt oder bei einem Besuch zufällig entsprechende Belege findet. Er geht zum Finanzamt, kassiert 20,- € und ihr kassiert eine Strafanzeige wegen Steuerhinterziehung.
Oder ihr seid angestellt und rundet die Kilometer bis zur Arbeit ein wenig auf. Der Kollege erfährt es und "verkauft" sein Wissen an das Finanzamt.
Das ist GENAU der gleiche Fall, wie der jetzt diskutierte. Nur mit anderen Summen.
Der Staat geht mit allen verfügbaren Mitteln gehen Datenklau und Datenmissbrauch vor. Es gibt Datensicherheitsbeauftragte und dergleichen, in jeder Firma muss man mittlerweile unterschreiben, dass Daten vertraulich behandelt werden müssen.
Firmen wie die Telekom stehen (zu Recht) im Kreuzfeuer von Politik und Öffentlichkeit, weil sie (illegal) Kundendaten weitergegeben und/oder teilweise sogar verkauft haben.
Der Staat geht aber jetzt hin und sagt (durch die Blume) "Die Telekom muss zahlen, weil sie illegal Daten genutzt und VERKAUFT hat" und im nächsten Augenblick "Wir ZAHLEN für illegal beschaffte Daten.".
Zyniker würden jetzt sagen "Der Staat brauchte das Geld der Telekom, um den Dieb der Bankdaten bezahlen zu können." Oder: "Die Telekom hat sich beim Verkauf der Daten nur den falschen Geschäftspartner ausgesucht."
Und genau DAS geht meiner Meinung nach NICHT. Wenn der Staat die gleiche Summe wie die, die er für die CD ausgegeben hat, in Nachforschungen, Mitarbeiter, Prüfungen gesteckt hätte, hätte der Staat mein vollstes Verständnis und meine vollste Unterstützung.
Doch hat er hier einen begangenen Datendiebstahl belohnt und vor allem auch zukünftigen Datenklau erstens "legitimiert" und vor allem Vorschub geleistet.
Wenn das Ganze "Schule macht" (und es war ja nicht das erste Mal > Lichtenstein), dann hagelt es ggf. in Zukunft massenweise kleine Datendiebstähle von irgendwelchen kleinen Mitarbeitern, die in ihren Betrieben steuerrelevante Informationen stehlen und diese dann dem Finanzamt verkaufen wollen.
Ironie an: "Erstens würde mich interessieren, ob das Geld, was das Finanzamt dann an Fahndern spart, uns Allen zu Gute käme" und zweitens kommt mir gerade eine Idee zu einem "Steuer-Datenklau-Auktionshaus". Ironie aus!
Also ein klares JA zur Frage "Sollen die Steuerbetrüger" bestraft werden, aber da das nicht die Frage war, ein klares NEIN zu der Frage, ob die CD hätte gekauft werden sollen.
Denn ich gehe NICHT konform mit Shakespeare, der im "Kaufmann von Veneidig" sagen liess
Beugt einmal das Gesetz nach Eurem Ansehn: Tut kleines Unrecht um ein großes Recht. Und wehrt dem argen Teufel seinen Willen.