Das Problem des Begriffs ist, dass er eine stark moralische+erotische Komponente hat, was auch noch zusammenhängt, und den Begriff daher im Grunde unbrauchbar macht.
Der Begriff ist sehr alt und wurde früher für ein krankhaft gesteigertes und zudem promiskuitives Sexualverhalten verwendet, also für Frauen, die sich zwanghaft Sex mit wechselnden Männern holen. Ab dem Wechsel der Sexualmoral in den 70ern aber galt das als cool pornös, und der Begriff wurde also - zumindest von nicht-konservativ denkenden Menschen als positiv und sexy gesehen. Psychologisch aber steckt im Begriff die Manie, also eine Gefühlststörung, die sich durch krankhafte Übersteigerung der Gefühle auszeichnet.
Insofern muss man sich quasi entscheiden, wenn man den Begriff verwendet: Meint man ihn konservativ moralisierend? Meint man ihn sexpositiv? Oder meint man ihn psychologisch? Und das Problem ist, dass ihn die anderen vielleicht anders verstehen. Daher halte ich ihn für unbrauchbar und finde ihn auch hier im Joy als Vorliebe für unpassend.
Denn was soll ich denn daraus lesen, wenn eine Frau in ihrem Profil angibt: "Steh ich drauf: Nymphomanie"? Zum einen: Bezeichnet sie sich als nymphoman oder möchte sie nymphomane Frauen kennenlernen? Und: Will sie damit sagen, sie hat ein psychisches Problem oder steht auf solche Frauen? Oder: Ich bin eine moderne selbstbewusste Frau, die sexpositiv lebt? Oder schlicht: Ich habe und brauche sehr oft Sex?
Klar, auch wenn jemand angibt "Ich steh auf BDSM" ist damit längst noch nicht alles klar, und man braucht weitere Aussagen im Profil und muss nachfragen. Aber es ist nicht so total unklar wie bei Nymphomanie.
Also, ich vermute ja, Nymphomanie ist im Joyclub positiv gemeint und nicht moralisch abwertend oder als psychische Krankheit, aber wie genau? Ist damit sexpositiv gemeint? Oder dass man nur offene Beziehungen leben will? Oder sehr oft Sex will, aber auch treu sein kann? Und was wäre sehr oft? Für manche zusammenlebenden Paare ist jeden Tag 1x "normal", für Singles oder Paare mit WE-Beziehung schon viel.
Und hier im Tread aber wird Nymphomanie eher psychologisch im Sinne der Hypersexualität, also Sexsucht, verwendet, was ja ein wenig der Joy-Verwendung als Vorliebe widerspricht, denn wer gibt schon als Vorliebe eine Sucht an. In dem Sinne wäre ich sehr dafür, klarere Begriffe zu verwenden.