„Hattet wirklich noch keine von euch je Schwierigkeiten, einen Beziehungspartner in seinen Rollen
als Schatzilein | als Kuschelbär | als Seelentröster | als besten Freund | als Mit-verstellter-Beziehungsstimme-Telefonierer | als Mich-in-meinen-schlimmsten-Momenten-Kennender | als Vertrauter bei Schmerzen und Kranheit | als bester Computerspielbuddy | als Seeleninsel, wenn mir alles zuviel ist | als Vernünftige-Entscheidungen-Treff-Verbündeter
und
als Erotikspielpartner | als animalischen Sexgefährten | als wir-pfeiffen-im-Moment-auf-alles-Buddy
im Kopf vereinbart zu bekommen? Ist es euch noch nie passiert, dass vor lauter
Itzi-Ditzi-Partnerschaftsgebräuchen (und damit ganz viel Nähe und einander in-und-auswendig kennen) die Erotik sich nicht mehr so einstellen wollte? (Also, im eigenen Kopf - weil man den anderen plötzlich nicht mehr als Objekt der Begierde sieht).
Ich frage nach, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich meine Frage nicht gut formuliert habe oder es für die meisten ein solches Thema einfach tatsächlich nicht gibt.
Doch. Kennen wir. Genau so. Sehr gut formuliert.
Denn im Grunde halten wir das für die Normalität in der sexuellen Entwicklung einer Paargemeinschaft.
Auch wenn’s für den „sexuellen Kick“ natürlich auf Dauer nicht so schön ist, wenn man sich so super toll und gut kennt. Bei uns zumindest in bisherigen Beziehungen.
Für die Liebe, die Nähe, die Emotionalität, für‘s „wir entwickeln uns gemeinsam weiter“ passt das natürlich schon. Da ist das super. Wird ja gerne auch so von anderen beschrieben: „Je größer die Vertrautheit, desto inniger der Sex“.
Ja, kennen wir auch so.
Und genau da kommt auch für uns das ins Spiel, bei dem wir
@*****ven beipflichten:
Eines Tages kommt der Punkt, an dem einem oder beiden dieses „Fickende, rücksichslose Arschloch“ und/oder diese „Willige, billige Schlampe“ fehlt, die alleine in der reinen Vorstellung den „Reiz des ersten Mals“ ausmachen kann. Sex haben, ohne den Ausgang und das Ende zu kennen.
Wir bewahren uns das aufwendig und umsichtig auf vielerlei Art und Weise, bevor auch wir der Ödnis des reinen, braven, kuschligen, emotionalen, intimen und vertrauten Zweierlei auf Wolke Sieben erliegen. Am Ende noch mit „Schönquatschen“ in Form von „Bei uns geht’s auch mal härter zu, wir haben nicht nur einvernehmlichen Kuschelsex“ ….
Wir wollen da überhaupt niemandem zu nahe treten, bei dem das anders ist, jeder macht seine Erfahrungen. Schließlich funktioniert auch bei uns diese emotionale, intime Zweisamkeit. Sie ist die Grundlage. Auch bei uns.
Trotzdem können wir uns der Fragestellung von
@*****ven durchaus anschließen, „wie man sich dieses „Arschloch“ und „die Hure“ dauerhaft erhalten kann.“
Dass dieser Wunsch nicht auf alle Beziehungen zutrifft, völlig klar. Jeder ist glücklich wie er sie mag.
Für uns jedenfalls ist es ein entscheidender Punkt in unserem „Paar-Sein“, für den wir uns beständig einsetzen und engagieren und immer wieder nach neuen Ansätzen und Lösungen suchen.
Und ja, das kostet uns Zeit, Geld, Aufwand, Energie, Überwindung, Grenzüberschreitung, Tabubruch, Unachtsamkeit, Nicht-Konsens, Ungewissheit, Regelbruch, Fantasie, Unsicherheit, Derbheit, Emotionslosigkeit, Kraft, Durchhaltevermögen, Schmerzen, Seelenlosigkeit, Stolz, Brutalität, Angst, Gedankenlosigkeit, Reibung und viele andere Dinge, die sogar im krassen Gegensatz zum „common behaviour“ stehen können, manchmal sogar stehen müssen.
Verkürzt könnte man in einer knappen Eigenreflektion sagen: „Wir ziehen die beiden von
@*****ven beschriebenen „Sexzustände“ künstlich so weit auseinander, dass dazwischen eine möglichst große Spannung entsteht.
Die bringt uns dann die Energie, das eine zu genießen ohne das andere lassen zu müssen.
Aufwendig, aber läuft bei uns ganz gut.
Tom & Zarah