Was hier zu lesen ist zeigt, dass es noch verdammt viel Aufklärungsarbeit braucht was die Krankheit (!) Depression angeht.
Es ist eine anerkannte Krankheit. Genau wie jede andere sehr schwer therapierbare Krankheit. Wenn die Voraussetzungen entsprechend schlecht sind sogar Lebensbedrohlich.
.Manch einer möge überlegen ob er die gleichen Worte schreiben würde, hätte die Frau des TE Rheuma, multiple Sklerose oder (ersetze es mit einer Krankheit deiner Wahl)
Hier schreibt nun eine Betroffene.
Lieber TE: für dich ist es wichtig diese Krankheit verstehen zu lernen, und was das für deine Frau und im Umkehrschluss für dich bedeutet. Geh. Sprich mit einem Arzt. Aber nicht darüber wie man am besten deine Frau einnordet, damit sie für dein Beziehungsbild funktioniert. Sondern über diese Erkrankung, und was du in dieser Situation für dich und euch tun kannst. Geh in Selbsthilfegruppen für Angehörige. Und dann kannst du für dich entscheiden ob du den sehr langwierigen Ritt mit einem Depressiven Menschen gemeinsam bestreiten möchtest oder nicht. Und diese Entscheidung musst du treffen.
Gleich vorab. Depressionen sind nicht heilbar. Sie sind therapierbar. Es hört aber nicht auf.
Zur Situation deiner Frau, deren Situation ich als Betroffene nun einnehme und verstehe:
Du schreibst: Beruf, Alltag, Haushalt, Kinder... Das klappt alles Reibungslos. Macht dir bewusst (und so manch einer der hier schreibt) was das bereits für einen gesunden Menschen für ein Kraftakt ist.
Eine Psychotherapie (egal ob analytisch oder auf Verhaltenstherapie ausgelegt) tut weh, ist schmerzhaft, braucht alle Kraft die irgendwie da ist. Das muss erstens von innen kommen. Je mehr Druck man aufbaut, desto mehr Gegenwehr wirst du erleben. Und zweitens braucht man die Chance zu erkennen, dass man sich diese Energie irgendwo her nehmen kann und darf. Es hat einen Grund warum man irgendwann beschließt stationär zu gehen. Das ist oft die einzige Chance sich aus dem Alltag rauszunehmen.
Deine Frau hat scheinbar was ihre Kräfteeinteilung ihre Priorität auf die Familie gelegt. Nimm mal diesen Blickwinkel bitte ein. Wenn all ihre Kraft, die sie aufbringen kann, die auch noch mit Medikamenten erkauft sind, in Arbeit, Haushalt, Kinder fließt... Ist das kein Egoismus! Sondern Lebenskampf.
Wie euer Alltag ist kann ich nicht beurteilen. Was ich hier Versuche ist einzig einen Perspektivwechsel zu zeigen.
Zusammenfassend: überlege dir ob du deiner Frau helfen möchtest, dann lerne die Krankheit zu verstehen, dass diese bei jedem Menschen individuell ausgeprägt ist, und dass du dir in erster Linie selber helfen musst. Unglücklich neben einem unglückichen Menschen Leben ist für euch beide eine vorprogrammierte Abwärtsspirale.
Viel Kraft dir und deiner Frau wünsche ich