Ich habe hier immer wieder gelesen, Gefühle entstünden im Gehirn und seien steuerbar". Damit entsteht der Eindruck, dass Meschen die leiden, ihre Gefühle nicht unter Kontrolle haben oder bedingt steuern können, selber schuld wären an ihrem Elend oder sich der Verantwortung entziehen würden. Das ist schlimm für Menschen, die in irgendeiner Form von einer Dysbalance betroffen sind. Daher entschuldigt bitte meinen kleinen Exkurs.
Es stimmt, dass wir in einer gewissen Bandbreite Gefühle durch unser Verhalten steuern können und das Steuerzentrum der Hormonausschüttung im Gehirn sitzt. Aber die Gefühlswelt zweier Meschen zu vergleichen, ist meines Wissens nicht möglich weil nicht messbar. Nur weil mir etwas gelingt, und es gewisse Methoden gibt, heißt dass nicht, dass diese bei anderen Menschen gleich gut wirken.
Wir sind weit mehr als die Summe unserer biochemischen Einzelbausteine. Die Gehirnforschung , Endochrinologie sowie Genetik und Epigenetik sind teils rel. junge Forschungszweige und was Zusammenhänge betrifft häufig noch unverstanden.
Nur weil wir alle die gleichen Bausteine der DNA in uns tragen, sind diese nicht gleich bei jedem Menschen ausgeprägt. Neben der Ausprägung von Genen, entscheiden die Epigenetik - also die Modifikation unser Erbsubstanz in Abhängigkeit von Erfahrungen und Umwelt, die Ausprägung von Rezeptoren, Übertragung, Abgabe und Aufnahme von Neurotransmitter an Synapsen und viele andere biochemische Prozesse über unser gesamtes Befinden respektive Empfinden.
Bsp. Es gibt Menschen, die von bestimmten Substanzen ab der ersten Einnahme süchtig werden und andere werden es nie.
Würde diese Steuerung der Gefühle also so einfach sein, wären Depressionen ganz einfach und nach Schema F behandelbar, denn auch diese sind lediglich eine Dysbalance unser eigenen Biochemie, der Botenstoffe.
Einfach steuerbar oder behndelbar sie aber zum Leidwesen der Betroffenen nicht. Es gibt unzählige Ansätze, Pharmaka und die Auswirkungen. Jedoch derart komplex, dass die Behandlung auf dem Prinzip von trail und error basiert.
Die Behandlung von Wechselbeschwerden mittels Hormonen hätte bei jeder Frau dieselbe Wirkung. etc....
Es gibt sowas wie personalisierte Medizin, weil nicht jeder Wirkstoff (auch Hormone) bei jedem Menschen gleich wirkt.
Was ich damit sagen möchte, ist dass Gefühle oder das Empfinden von Gefühlen tatsächlich eine sehr individuelle und sehr komplexe Angelegenheit ist und durch wesentlich mehr Faktoren beeinflusst als es scheinen mag. Somit kann nur jeder einzelne für sich entscheiden welcher Weg für ihn richtig ist, wieviel Schmerz man erträgt, wie sehr man bereit sich wieder zu verlieben oder zu lieben, wie groß der Schmerz ist bzw. wie und wie lange die Trauer sein darf (in einem gesunden individuellen Maß).
Es gibt Mechanismen die positive oder negative Gefühle beeinflussen können. Nur weil eine Methode gut bei mir funktioniert, heißt das lange nicht, dass daieselbe bei jemandem anderen genauso gute Ergebnisse bringt.
Mir war das wichtig, weil ich finde, dass sich niemand für seine Gefühle schämen sollte, oder vergleichen ob man diese nun besser oder schlechter steuern kann. Zumindest ist das mein Ansatz.
Und jetzt gebe ich sofort wieder weiter an Verliebtsein, Liebe und Beziehung.....