Nun auch in eigener Sache zum EP:
Warum gibt es zwischen BDSMern bzw. in der BDSM-Szene so viele Konflikte?
Ich nehme wahr, dass es bestimmte „Reizthemen“ und Begriffe gibt zu denen immer wieder kontrovers diskutiert wird. Einen richtigen Konflikt oder eine Eskalation (persönliche Angriffe/Beleidigungen) erlebe ich im BDSM-Forum nicht so häufig oder häufiger als in anderen Gruppen.
Es hängt meiner Ansicht nach vieles mit Sprache und Formulieungen zusammen.
Dominanz als Konfliktquelle:
Sind dominante Persönlichkeiten eher diejenigen, die sich gerne über andere erheben, belehren und Recht haben wollen?
Wenn ich an dominante Personen denke, die ich kenne, könnte da was dran sein. Klar scheinen viele auch erstmal sehr souverän zu sein, sie haben aber auch gerne Recht und können in Diskussionen hartnäckig sein.
Den Schuh ziehe ich mir auch selbst an - aber ich bin auch nur dann hartnäckig, wenn ich wirklich glaube Recht zu haben. Und dabei geht es dann auch um Erfahrung und Fakten und man ist in der Lage seinen Standpunkt argumentativ zu untermauern.
Mit „Meinungen“ kann man nicht „Recht haben“. Meinungen sind nur Meinungen. Es macht einen Unterschied, ob eine Meinung auf echten Erfahrungen und Fakten beruht oder es eben nur ein Fürwahrhalten oder ein Gefühl ist.
Für mich persönlich gäbe es weniger Konflikte, wenn den Menschen mehr bewusst wäre, dass eine „Meinung“ zwar interessant ist, aber eben nicht mit Tatsachen oder fundierten Standpunkten zu verwechseln ist. Ein Standpunkt kann gut und plausibel begründet werden.
Was das „Erheben“ angeht, so ist es schwieriger. Manche Leute heben sich künstlich empor, teils auch durch rhetorisches Geschick oder gaukeln Kompetenzen und Erfahrungen vor.
Andere stehen einfach wahrhaftig oben, bzw. sind in einem Gebiet überlegen. Jemand, der von etwas Ahnung hat ist in meinen Augen nicht „unangenehm belehrend“ oder besserwisserisch, wenn er anderen etwas erklärt. Manche Menschen sind in XY schlauer, erfahrener, reifer … was auch immer.
Wenn sich dadurch jemand „bedroht“ oder „belehrt“ fühlt, liegt das nicht an der Person.
Empfindet ihr demnach submissive/devote Personen (auch hier um Forum) als “friedlicher” und toleranter?
Würde ich nicht unterzeichnen. Aber die dominanteren „brüllen“ etwas lauter 😂
Macht/Machtgefälle als Konfliktquelle: Hängt das Streben nach Macht und Überlegenheit oder das Selbstverständnis “mächtig zu sein” damit zusammen?
Diese These stammt sinngemäß von Milena_S aus dem anderen Thread.
Natürlich ist naheliegend, dass Menschen, die gerne „Macht haben“, diese auch rhetorisch demonstrieren können bzw. wollen.
Mir geht es bei Diskussionen nicht um „Macht“ in einem ähnlichen Sinn wie im D/s Kontext.
Mir geht es immer um Inhalte und höchstens die „Macht“ guter Argumente und Rhetorik.
Mir geht’s um Horizonterweiterung bei mir selbst und anderen.
Welche anderen Ursachen seht ihr für Konflikte/Streitigkeiten zwischen BDSMern zu BDSM-relevanten Themen?
Vielleicht auch einfach Diversität oder mangelnde Ambiguitätstoleranz wie @*****nti beschrieb.
Das sehe ich aber in andren Gruppierungen genauso.
Was mich persönlich nervt sind geistige Unbeweglichkeit, Dogmen, Meinungen, die nicht begründet werden und dennoch „hochgehalten“ werden, logische Fehlschlüsse in Argumentationen, Negieren und Übergehen von Fakten und starken Argumenten…
Da werde ich dann zum anstrengenden und hartnäckigen Gesprächspartner und biete vermutlich auch eine Ebene für Konflikte.
Ich finde das teilweise aber durchaus spannend und erlebe das nicht „negativ“, sofern inhaltlich und sachlich argumentiert wird und keine „billigen Tricks“ oder Beleidigungen kommen.