„Ich würde den Musikus auch bitten, sich die Musik mal bei euch anzuhören. Vielleicht hilft das tatsächlich zu verstehen, wie laut laut sein kann
Das ist ein guter Vorschlag: Sich gegenseitig mal bei ihm und bei euch anzuhören, wie die "laute Musik" bzw. "dröhenenden Bässe" in der jeweiligen Wohnung sich anhört.
Bei ihm kommt es euch vielleicht gar nicht so laut vor, bei euch wird er vielleicht überrascht sein, wie stark ihr das hört. Starke Bässe sind ja auch mit Lautstärke nicht unisono einhergehend. Laute Musik ist in der Regel dann laut, wenn die nicht-tiefen Töne laut sind. Starke Bässe kann man auch bei leiser Musik produzieren, wenn man drauf steht.
In jedem Fall gilt, dass man in einer Hausgemeinschaft Rücksicht aufeinander nehmen muss. Dabei ist die Tatsache, wie stark das Gebäude Schall durchlässt für alle, die Lärm produzieren zu berücksichtigen, auch wenn keiner von ihnen am Bau beteiligt und damit verantwortlich in der Herstellung waren. Diese Ausrede gilt nicht. Wer also gerne laut Musik hören will, muss in ein Haus ziehen, wo dies kein Problem darstellt. Er hat kein Anrecht, eine gewisse erhöhte Lautstärke nach einem Umzug im neuen Domizil mit schlechterer Schallisolierung weiterzuhören, wenn es den Nachbarn dort nicht zugemutet werden kann. Alternativ kann man mit Kopfhörern laut Musik hören und ist deshalb keiner persönlichen Entfaltung oder Freiheit beraubt.
Im Zweifel ginge ich zum Anwalt, um mich beraten zu lassen. Alles andere hilft wenig, wenn Einsicht mittels der eingangs erwähnten Methode nicht zu erzielen ist.
Zur Frage, ob man in bestimmten Lebenslagen mehr oder weniger tolerant ist:
Ich denke, dass Eltern immer ihre Kinder schützen wollen. Dabei schießen sie manchmal über das Ziel hinaus, was bei dir nicht der Fall sein muss. Ich denke weiterhin, dass die Altersgruppe Teenager und in eigener Wohnung bis vor dem eigenen Elternsein oftmals weniger Rücksichtnahme an den Tag legt. Gerade "My home is my castle" und "Ich mache, was ich will. Wenn nicht zu Hause, wo denn dann?" sind Totschlagargumente, genau wie die Antwort, es sei weder Nachtruhe, noch Sonntag oder auch Mittagsruhe gerade angesagt, und irgendwann wird man ja wohl dürfen... Spätestens wenn lärmende Laute eurer Kinder angeführt werden können, wird es schwierig.
Auch hier kann es ja sein, dass ihr keine Ahnung habt, wie das in anderen Wohnungen zu hören sein kann.
Als ich zuletzt umgezogen bin, habe ich den Test gemacht: Bei mir die Musik lauter aufgedreht als ich gerne höre. 30 Minuten laufen lassen. Verschiedene Titel, um ein möglichst umfassendes Klangsprektrum abzubilden. Dann später zu den Nachbarn, ob es sie gestört hätte. Die wussten erst gar nicht, wovon ich spreche. Aber dann kam durch, dass sie die Bässe im Extremfall doch gehört haben, ohne sie zuordnen zu können.
Ich habe davor in einem Haus gewohnt, wo Parkett ohne jegliche Trittschalldämmung verlegt war. In einem Zimmer konnte man die Telefongespräche mithören, etc. Da wäre so etwas gar nicht gegangen.
Nochmal: Man muss gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen. Jeder. Jederzeit. Dann wird man auch gegenseitig großzügig, wenn einer mal eine Party schmeißt und vorher das Einverständnis einholen möchte, länger und lauter sein zu dürfen.