„Naja, ich finde es recht einfach, das Gendern für überflüssig zu halten, wenn man davon gar nicht betroffen ist. Ich denke die meisten können sich schlicht nicht vorstellen wie es ist, in der Sprache, in den Anreden nie genannt zu werden und sich damit zufrieden geben zu müssen, theoretisch ja „mitgemeint“ zu sein.
Man wird nicht nur "theoretisch" mitgemeint, man wird tatsächlich gemeint. Das generische Maskulinum bezieht sich nicht auf das natürliche Geschlecht (Sexus), hat also nichts damit zu tun, ob die Angesprochenen männlich oder weiblich oder divers sind. Es ist ein grammatisches Geschlecht und steht in keinem Zusammenhang mit dem Geschlecht der Angesprochenen, dieses wird durch den grammatischen Sexus bei Bedarf zusätzlich spezifiziert.
Gendern ist von daher auch keine natürliche Sprachentwicklung, sondern eine forcierte, die zudem kein bisschen "inklusiv" ist, wie viele sich das gerne einbilden, sondern das Lesen und Sprechen der deutschen Sprache für Nicht-Muttersprachler und Menschen mit Lernschwäche/Lese-Rechtschreibschwäche besonders schwierig macht.
Ein weiterer Punkt: Angeblich gendergerechte Sprache sorgt nicht für Gerechtigkeit der Geschlechter, sie sorgt nicht dafür, dass Geschlechter sprachlich und damit auch gesellschaftlich sichtbarer gemacht gemacht, berücksichtigt und respektiert werden. Wer sich das ernsthaft einbildet, für den müsste ein Land wie die Türkei mit einer Sprache ohne Genus das reinste Paradies sein - hier müsste doch unfassbare Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechtersensibilität herrschen! Oder nicht? Nein, ganz und gar nicht. Denn Geschlechtergerechtigkeit hängt nicht davon ab, ob sprachlich gegendert wird.
Das Gendern - das ständige Erwähnen des natürlichen Geschlechts, die Fokussierung auf das, was Menschen zwischen den Beinen haben, oder ihre Identität nennen - bringt überhaupt erst den Sexismus in eine Sprache, in der sie vorher gar nicht vorkam. Erste Auswüchse des Genderns und dessen grotesker, angeblicher Wichtigkeit finden sich bereits in Kanälen wie dem ÖRR, wo man ernsthaft "Kanzler:inkanditat:innen" schreibt, oder "in allen Herren- und Frauenländern" sagt - sorry, aber what? - oder in gesellschaftspolitischen Mobs, die sich größer darum scheren, ob innerhalb einer Nachrichtenmeldung über ein Schwerverbrechen, wie einer Gruppenvergewaltigung, richtig gegendert wird, als um den Inhalt selbst.
Das Geschlecht in der Grammatik ist nur dann wichtig, wenn es sich tatsächlich direkt auf das natürliche Geschlecht der gemeinten Personen bezieht. Ein weiblicher Pilot ist eine Pilotin. Ein weiblicher Arzt ist eine Ärztin. Eine Gruppe Ärzte meint per se erstmal kein spezifisches Geschlecht, sondern alle Geschlechter, es sei denn der Kontext zeigt eindeutig, dass es sich ausschließlich um Männer handelt.
Meines Erachtens soll jeder gendern dürfen, wie er möchte. Er sollte aber nirgendwo Vorschrift sein, vor allem nicht in Schulen und dort zu Punkteabzug führen.
Ich selber gendere nicht und halte es auch nicht für wichtig. Ich nutze das natürliche Geschlecht in der Grammatik, wenn es tatsächlich von Bedeutung ist.