Hm... ich finde, es gibt Menschen, die wirken alt ohne wirklich alt zu sein. Alt im Sinne von festgefahren, (geistig) bewegungslos, erstarrt, unflexibel, stagniert. Da passiert einfach nicht mehr viel. Arbeiten, TV oder Computer am Abend, 1x pro Monat Kegelabend (ich weiss, blödes Klischee, ersetze das Kegeln durch irgendwas anderes), am Hochzeitstag geht man schick essen... Auch im Kopf passiert da nicht mehr viel. Nicht selten sind dies die gleichen Menschen, die mit 16 oder 18 Jahren gegen ihre Eltern rebelliert haben und ihnen vorwarfen, alt und verknöchert zu sein.
Und ja, ich finde, sie wirken dadurch auch äusserlich älter.
Mein Lebensstil ist immer noch recht studentisch. Ich probiere gerne Neues aus, mal lerne ich Holzbildhauen oder Steinbildhauen, mal gehe ich afrikanisch trommeln oder auch japanisch. Oder ich buche einen Workshop, wie man Schuhe selbst näht. Das macht mir einfach Spaß.
Ich gehe auch mit meinen 54 Jahren gerne auf kleine, nichtkommerzielle Festivals, schlafe im Zelt auf meiner Isomatte. Oft bin ich dort eine der ältesten und dennoch fühle ich mich wohl, finde Anschluss.
Überhaupt umgebe ich mich viel mit jungen Menschen, einige davon könnten altersmäßig meine Kinder sein. Wir haben viele gemeinsame Themen und ich fühle mich mit jüngeren Menschen oftmals wohler als mit gleichaltrigen.
Äusserlich sehe ich natürlich nicht mehr aus wie 30 oder 40. Muss ich aber auch nicht. Meine gefärbten Haare lasse ich seit einem halben Jahr rauswachsen, ich habe keine Lust mehr zu färben. Darunter bin ich grau oder edler ausgedrückt: silber.
Das Dekolleté ist nicht mehr so glatt und straff, der Busen hängt auch ein bisschen. Na gut, davon hab ich eh nicht so viel, dann kann auch nicht so viel hängen. Kurz gesagt, auch an mir nagt der Zahn der Zeit.
Darf auch, bei so viel Leben kann ich nicht erwarten, dass es spurlos an mir vorübergeht.