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Sechs Flaschen Meer

*anbet*
*********Easy Paar
19.999 Beiträge
Diamantenscharf.... Jaaaaa.... auch wir hier sind scharf auf die Fortsetzung, wenn das Feuer in uns langsam verglüht *rotwerd*.

*hutab* und *anbet*
*********nDoe Mann
96 Beiträge
Man fühlt sich mit dir am Strand und spürt den Wind und das Meer.... Chapeau ich bin der Geschichte verfallen. ..
****orn Mann
11.994 Beiträge
Zitat von ****012:
Mit jedem Satz kratzte er mir ein Stück Salzkruste von den Sinnen. Und ich zeigte ihm alles, was er sehen wollte. Vor fremden Blicken gespreizte Beine, spielende Finger, tropfende Lust. Die so energisch geforderten Eisknospen: Langgezogen, gezwirbelt und in Seegras gebunden. Er wollte sie in dunklem Himbeerrot. Also zauberte ich mit rauem Treibholz und Sand und einem Fingerschnippen eine neue Farbe. Er sah eine Löwin in diesen Stunden und ein schnurrendes Kätzchen. Eine Spielerin, eine Königin und eine Hure. Und mich.

Wundervolle, traumhaft-feinsinnliche Erotik!

*spitze*
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****012 Frau
476 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 3: Spurensuche
Der nächste Morgen schien nicht ganz so verheißungsvoll zu beginnen, wie der Abend geendet hatte. Denn als mich die Strahlen der Wintersonne aus dem Schlaf kitzelten, war die Frühstückszeit im Krähennest eigentlich schon vorbei. Und diese Tatsache vertrug sich ausgesprochen schlecht mit meinem knurrenden Magen. Als ich jedoch nach einer schnellen Dusche die Treppe hinunter eilte und die Tür zum Speisezimmer öffnete, war der Tag augenblicklich gerettet: Stina hatte mit Kaffee und Brötchen, Joghurt und Grapefruit auf mich gewartet und bot sogar an, mir noch ein Rührei mit Kräutern zu machen.

Zufrieden saß ich also am Tisch, frühstückte und las die Zeitung. Doch ich war nicht ganz bei der Sache. Zwischen den Zeilen der Politikseiten blinzelten erotische Gedanken hervor, die dort ganz sicher nichts zu suchen hatten. Verstohlen strich ich über meine Brüste, die schon die ganze Zeit in einer merkwürdigen Hab-Acht-Stellung verharrten. Nackt unter meinem sturmgrauen Kaschmirpullover und extrem sensibel. Jedes Mal, wenn eine Bewegung das weiche Gewebe über die Spitzen streichen ließ, schien ihnen das einen kleinen Stromschlag zu verpassen. Doch selbst wenn ich nur ruhig dasaß, pochten und brannten sie leicht.

Ich musste sie mir wohl selbst heftig gereizt haben, als ich mich in meinen wilden Strandträumen hin und her gewälzt hatte. Das war die einzige sinnvolle Erklärung. Denn die Alternative war einfach zu absurd: Ich konnte diese versponnene Geschichte nicht wirklich erlebt haben! Auch wenn ich mich noch so detailreich an die Stunde nach Sonnenuntergang zu erinnern meinte. In der Realität gab es natürlich keine lustvollen Flaschenpost-Schreiber, das Leben war ja kein Erotik-Roman. Meins schon gar nicht.

Allerdings hatte ich beim Duschen eine leicht aufgeschürfte Stelle an meinem Ellenbogen entdeckt. Als sei ich damit unvorsichtigerweise an einem Felsen entlang geschrammt. Meine Haare waren heute Morgen ein nahezu undurchdringliches Gewirr gewesen, und ich hatte keine Erklärung dafür, wie sich ein Strang Seegras darin verfangen haben mochte. Und die Nippel…

„Lass jetzt den Bullshit, Lilly!“, rief ich mich selbst zur Ordnung, während ich den letzten Schluck Kaffee trank. Offensichtlich hatten meine erotischen Fantasien deutlich zu lange brachgelegen, wenn sie sich nun so vehement Gehör verschafften. Ich hatte schon immer eine lebhafte Vorstellungskraft besessen und war durchaus in der Lage, in meinem Kopf meine eigenen Pornos zu drehen. Aber die blieben dann auch dort und erwachten ganz sicher nicht zu nächtlichem Leben! Energisch schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf. Ein bisschen frische Seeluft würde mich wieder zu Verstand bringen.

Wie von selbst führten mich meine Schritte zu jenem Strandabschnitt, den ich aus unerfindlichen Gründen nicht mehr aus dem Kopf bekam. Es war ein strahlender Wintertag, die Sonne malte Lichtzungen auf das auf das ruhige Wasser. Der Hals des steinernen Trolls ragte wie eh und je aus seinem Kieselbett, und seine in Kalk gemeißelten Züge wirkten so entspannt, als genieße er einen Urlaubstag. Ich ging ein paar Mal um ihn herum, bis ich ganz sicher war: Keine Glasscherben, keine Spur von einem Feuer. Soviel dazu.

Kopfschüttelnd wanderte ich noch ein Stück weiter bis in eine kleine, von hohen Felsen gesäumte Bucht, in der eine Bank und ein Picknicktisch zu einer Pause einluden. Ich setzte mich in die Sonne und schloss für einen Moment die Augen. Meeresduft. Wellenplätschern. Möwengeschrei. Und ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte. Eine Art helles Klingeln, als rolle etwas über die Steine. Ich blinzelte Richtung Wasserlinie. Und da sah ich sie.

Die zweite Flasche sah völlig anders aus als ihre Vorgängerin. Ihre Form erinnerte an eine Weinflasche, das Glas leuchtete in einem hellen Türkis mit Karibikflair. Nichts Bedrohliches schien von ihr auszugehen, doch mir rieselte eine Gänsehaut über den Rücken. Denn Fantasie hin oder her: Zwei kuriose Strandgrüße an zwei Tagen konnte man wohl kaum als Hirngespinste abtun. Wenn man noch alle Möwen in der Kolonie hatte.

Zögernd stand ich auf und ging die paar Schritte zum Wasser hinunter. Ich nahm die Flasche in die Hand und blinzelte durch das schimmernde Glas. Der darin schlummernde Brief blinzelte zurück. Natürlich würde ich ihn lesen.

Heute ahne ich, dass ich damit den nächsten verhängnisvollen Schritt getan hatte. Aber was sollte ich schon befürchten? Ich hatte einen ebenso ungewöhnlichen wie genussvollen Abend verbracht. Und um mehr schien es auch in der zweiten Botschaft nicht zu gehen. Die gleiche Schrift, der gleiche Tonfall.

Du hast Gischt geleckt, Strandläuferin!
Es kann gar nicht anders sein. Denn Blut ist ja keines geflossen…


Schon der erste Satz traf mich mitten zwischen die Beine. Und fand ein erwartungsvoll zuckendes Ziel. Der Schreiber hatte wieder den richtigen Ton angeschlagen, mühelos hielt er die Balance zwischen Provokation und Verführung. Wie der Felsenflüsterer von gestern. Die folgenden schwungvollen Zeilen schienen die Nacht aus den Schatten zu locken. Und zwischen ihnen kauerten dunkle Versprechen von einem neuen Erlebnis, das diesmal nicht nur aus Worten bestehen würde. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang.

Beschwingt schlenderte ich zurück zur Pension, setzte mich an den Sekretär und stellte die Flasche vor mich hin. Sie fühlte sich kühl und glatt an, als ich mit dem Finger darüber strich. Ich lächelte. Schon immer hatte ich es geliebt, wenn sich ein romanhaftes Abenteuer in mein Leben schlich. Und wenn es einen solchen Moment überhaupt jemals gegeben hatte, dann war es dieser: Ich hatte ein Blind Date! Mit einem Flaschenpost-Autoren. Was für eine Geschichte!

Ich hatte allerdings noch etliche Stunden Zeit bis dahin. Vielleicht eine Gelegenheit, zumindest einen Zipfel meines Strandgeheimnisses zu lüften? Ich schaltete meinen Laptop an und suchte im Internet nach der Insel, dem Dorf und irgendwelchen Hinweisen auf erotische Eskapaden oder Flaschen mit rätselhaftem Inhalt. Ohne Erfolg.

Stattdessen fand ich allerlei Reiseberichte, touristische Angebote und einen Zeitungsartikel über einen tragischen Unfall. Vor drei Jahren war eine Touristin unter etwas mysteriösen Umständen am Weststrand ertrunken. In einer ruhigen, milden Frühlingsnacht, in der kein Sturm getobt hatte. Sie hatte wohl ein Stück schwimmen wollen und ihre Kräfte überschätzt. Kein Verbrechen, so versicherte die Polizei. Kein Blut.

Denn Blut ist ja keines geflossen.

Der Satz aus meiner Flasche schoss wie ein vergifteter Pfeil durch meine Gedanken. Es gab keinerlei offensichtlichen Zusammenhang zwischen dem Unglück dieser Touristin und meinen eigenen Erlebnissen. Trotzdem machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit. Ein leichtes Ziehen im Magen, ein nagender Zweifel. Konnte das alles hier mit rechten Dingen zugehen? Nein. Aber musste es deshalb lebensgefährlich sein?

Ich verbannte das aufkeimende Misstrauen in einen hinteren Winkel meines Gehirns. Ich würde auf jeden Fall zum Strand gehen! Das Abenteuer, das mich dort erwartete, war einfach zu verlockend. Und ich würde nicht zulassen, dass irgendwelche paranoiden Gedanken mich um die Chance brachten, eine weitere Facette der Lust zu entdecken. So dachte ich damals. Naiv, wie ich war.

© Kea Ritter, März 2021

.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.175 Beiträge
Also, liebe @****012, jetzt haben wir schon Blut geleckt ... *sabber* und du spannst uns wirklich auf die Folterbank! *spank* Uff! *umfall*

Ich atme und fühle mit deiner Protaginstin... und ich - würde dasselbe tun wie sie! *smile*

Wo das noch hinführt...? *anmach*
Lass uns nicht zu lange warten.. *ungeduldig*

Encore, encore! *zugabe* *bravo*
*********vibus Mann
944 Beiträge
Man blickt erwartungsvoll auf das Kommende,
Zitat von ****012:
wenn man noch alle Möwen in der Kolonie hat.
Wird sie sich intensiv mit Vögeln beschäftigen? Wir sind gespannt. *zwinker*
**********victu Frau
40 Beiträge
Du verstehst es mit Worten Atmosphäre zu erzeugen. Wunderbar.
****orn Mann
11.994 Beiträge
Nun droht es tatächlich auch ein wenig unheimlich zu werden. Hatte mich zuvor der geheimnisvolle Felsenflüsterer noch auf unbestimmte Weise *floet* angesprochen und inspiriert, ziehen nun erste, noch diffuse, Nebelschwaden des Verderbens auf, die womöglich doch den Unfalltod der Touristin in ein anderes Licht stellen könnten. Ich kann nur raten: Lilly, pass auf!
Doch wie ich Kea Ritter kenne, wird sie uns geschickt um die gefährlichen Klippen leiten. Oder? *gruebel*

Denn nicht zu leugnen sind Lillys verluderten Gelüste:

Zitat von ****012:
Nackt unter meinem sturmgrauen Kaschmirpullover und extrem sensibel. Jedes Mal, wenn eine Bewegung das weiche Gewebe über die Spitzen streichen ließ, schien ihnen (den himbeerdicken Nippeln) das einen kleinen Stromschlag zu verpassen. Doch selbst wenn ich nur ruhig dasaß, pochten und brannten sie leicht.

Da ist zweifellos was dran ...

*zwinker*
*******ant Frau
27.955 Beiträge
Das ist sooo bildhaft und spannend !
Deine Geschichte hat mich wieder völlig eingesaugt- und umgekehrt.
*********Easy Paar
19.999 Beiträge
Hach mach.... Du Meisterin der Worte *anbet*!
Wie Du doch das Anfixen verstehst! Keine Möglichkeit mehr der Geschichte zu entfliehen. Gefangen... ich...
*****rPe Mann
1.498 Beiträge
Tolle Fortsetzung und man hat Blut geleckt für weitere???
Gefangen in der Geschichte.......aber es ist ein tolles Gefängnis *top2*
Und Du @****012 hast den Schlüssel für die weitere Verfolgungsjagd *mrgreen*
Profilbild
****012 Frau
476 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

*wow* *zugabe*
Winter is coming.... *lol*
********rlin Frau
4.012 Beiträge
Meine normalerweise hellwache Neugier, die zumindest einen diskreten Blick riskiert hätte, war vorübergehend abgetaucht. Wahrscheinlich feierte sie gerade eine heimliche kleine Orgie mit meinem Verstand. Jedenfalls waren beide nicht zu sprechen.


*haumichwech*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
So geht Erotik! Toll, Worthexe. *zwinker*
*********vibus Mann
944 Beiträge
Die Strandläuferin hat am Meer
mit nächtlichen Geistern Verkehr.
Ein Brief in der Flasche,
das ist deren Masche.
Auf Fortsetzung freun wir uns sehr!
*********Easy Paar
19.999 Beiträge
Wortgewaltig, diese Erotik!
Die Orgie in meinem Kopf ist noch nicht beendet *rotwerd*.
*****169 Frau
6.132 Beiträge
nicht nur wortgewaltig und süchtigmachend ... sondern auch ... *fernglas* ... 7 auf einen Streich? hola ...*zufaechel*

Billy Idol vor Augen und leise vor mich hinträller *sing* ...
"It's hot here at night
Lonely, black and quiet
On a hot summer *schweig* *raeusper* winter night
Don't be afraid
Of the world we made
On a hot "winter" night
..."


*faechel* Jetzt heizt du uns aber gewaltig ein, *anbet* Strandläuferin @****012 *hutab*

*bravo*
Profilbild
****012 Frau
476 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke Euch allen sehr für die vielen tollen Kommentare und Likes! Ihr seid echt ein wundervolles Publikum! *love*
Und weil mich das so motiviert, wird es noch eine ganze Menge Episoden von unserer Ostsee-Insel geben. Denn die Rätsel und Geheimnisse sind ja noch lange nicht gelöst. Und am Stand gibt es noch so viel Lust zu entdecken... *floet*

Noch eine kleine Anmerkung: Die letzte Episode wurde ja auf FSK18 gestellt. Und ich könnte mir vorstellen, dass das bei einigen künftigen Kapiteln auch passiert. *rotwerd* Wenn Ihr deshalb nicht weiterlesen könnt, es aber gerne möchtet: Schreibt mich gerne an. *g*

Jetzt aber viel Spaß beim neuen Kapitel.
Profilbild
****012 Frau
476 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 5: Insel-Traditionen
„Guten Morgen!“ Stina schien bester Laune zu sein. Und mehr als gewillt, dieses Gefühl auch auf noch nicht ganz zurechnungsfähige Pensionsgäste zu übertragen. „Gut geschlafen?“
Ich wischte mir das Gähnen aus dem Gesicht und lächelte. „Bestens, ja. Und ich bin nicht mal zu spät zum Frühstück! Ist Kai schon wieder weg?“ Seit vorgestern hatte ich meinen Zimmernachbarn nicht gesehen. Im Gegensatz zu mir war er offenbar ein echter Frühaufsteher.

Stina nickte. „Schon vor einer Stunde oder so. Er wollte wieder zu einem seiner Sammeltrips an den Strand. Er sagt, die besten Fossilien findet er immer früh am Morgen.“ Sie lachte. „Warum auch immer.“
„Schade. Ich hätte mich gern mal wieder mit ihm unterhalten. Vielleicht könnte er mir ja ein paar Tipps für eine erfolgreiche Schatzsuche geben. Man soll hier ja manchmal die spannendsten Sachen finden, habe ich gehört. Nicht nur versteinerte.“

Ich hatte beschlossen, ein wenig auf den Busch zu klopfen. Natürlich konnte ich weder Stina noch sonst jemandem von meinen Stranderlebnissen erzählen, ohne mich lächerlich zu machen. Andererseits war ich wild entschlossen, zumindest ein bisschen Licht ins Dunkel dieser rätselhaften Meeresbotschaften zu bringen. Vielleicht konnte mir eine alteingesessene Inselbewohnerin etwas Interessantes darüber erzählen?

Die Pensionsbesitzerin sah mich fragend an. „Was denn zum Beispiel?“
„Na, alles Mögliche halt.“ Ich zuckte die Achseln. „Ich genieße die Zeit hier wirklich sehr, Stina! Da wäre es doch toll, wenn mir das Meer ein schönes Souvenir vor die Füße spülen würde. Bernstein vielleicht. Alte Münzen. Oder eine Flaschenpost.“
Es war ein seltsamer Blick, mit dem sie mich musterte. Ein bisschen Misstrauen schien darin zu liegen. Vorsicht. Vielleicht sogar eine Prise Angst? „Wie kommst Du denn ausgerechnet auf eine Flaschenpost?“
„Keine Ahnung“, log ich zwischen zwei Bissen Croissant. „Ich glaube, ich habe irgendwas darüber im Internet gelesen.“
„Ach?! Das glaube ich wohl kaum.“
„Hm? Wieso nicht?“

Stinas Hände spielten nervös mit einem Serviettenring. „Na ja, es ist eine Geschichte, die nur sehr wenige Leute außerhalb des Dorfes kennen. Und von uns hat sie ganz bestimmt niemand irgendwo gepostet. Sie wird nur mündlich weitererzählt. Seit vielen Generationen. Es ist sozusagen…“
„Ein Geheimnis?“
„Nicht direkt.“ Sie zögerte. „Eher eine Art Insel-Erbe. Eine Legende aus den Zeiten, als unsere Vorfahren sich ihren Lebensunterhalt als Strandräuber verdient haben.“
Na, das klang ja vielversprechend! Doch unerklärlicherweise schien Stina nicht besonders erpicht darauf zu sein, neugierige Feriengäste in diese Geschichte einzuweihen.

„Was Du nicht sagst“, stocherte ich weiter. „Ich mache meinen Urlaub also in einem traditionellen Verbrechernest?“
Sie ging nicht auf meinen scherzhaften Tonfall ein. Fast wirkte sie ein bisschen abweisend. „Das ist immerhin schon ein paar Jahrhunderte her. Aber ja: Damals haben wir hier mit geschickt platzierten Leuchtfeuern schon mal das eine oder andere Schiff auf die Felsen gelockt. Um die Wracks dann zu plündern, versteht sich.“
„Versteht sich.“ Ich genoss ihre Erzählung beinahe ebenso wie meinen Kaffee und das Frühstück. Auch wenn ich nicht verstand, warum ich ihr jede Information einzeln entlocken musste. Immer wieder schien sie sich zu verschließen wie eine Auster. Was sonst gar nicht ihre Art war. „Bitte, erzähl weiter.“

„In diesem Gewerbe musste man sich natürlich gut mit den Elementen stellen“, fuhr sie etwas unwillig fort. Ihre Stimme wurde eine Nuance dunkler. „Und deshalb haben sie sich auch immer wieder mit ihm eingelassen.“ Sie schauderte leicht. „Mit dem Raukar.“

„Mit wem? Ich dachte, die Raukar sind diese bizarren Felsen am Strand.“
Stina nickte. „Ja. Aber es ist auch der Name einer Sagengestalt. Ein geheimnisvoller Reiter, der auf seinem schaumweißen Pferd über die Strände preschte. Er konnte Wind und Wellen lenken, so heißt es. Und die Gefährtinnen seiner Lust.“

Ich schluckte. „Das klingt ziemlich… faszinierend. Aber was hat das alles mit der Flaschenpost zu tun?“
Sie sah mich undurchdringlich an. „Damit hat er die Frauen in seinen Bann gelockt.“
„Wow! Schade, dass das schon so lange her ist. Ich glaube, so einem Mann wäre ich gern mal begegnet.“
Ihre Miene verdunkelte sich. „Das solltest Du nicht sagen, Lilly. Wer sich mit dem Raukar einlässt, zahlt einen Preis. Mitunter einen tödlichen.“
Fassungslos starrte ich sie an. „Was… meinst du damit?“

Stina aber schien es plötzlich eilig zu haben, murmelte etwas von Einkäufen und Besorgungen, die sie zu erledigen hätte. Ich flehte sie geradezu an, mir noch den Rest zu erzählen. Doch sie blieb stur wie ein Stein.
„Frag den alten Pettersen, wenn du unbedingt noch mehr wissen willst“, beschied sie mich mit leicht gerunzelter Stirn.
„Den Fischer?“
„Ja. Der kann die Geschichte eh viel besser erzählen als ich.“ Damit segelte sie aus dem Zimmer und ließ mich allein. Kurz darauf hörte ich, wie sie die Haustür deutlich lauter zuschlug, als es ihre Art war.

Nachdenklich trank ich noch eine Tasse Kräutertee, um meine Nerven zu beruhigen. Was war das denn für ein Auftritt gewesen? Und was für eine seltsame Geschichte: Ein Meeresreiter, der die Wellen lenkte? Der Frauen mit Flaschenbotschaften bezauberte, um sie dann… was? Zu töten?

Verdammt! Ich schlug mit der Hand auf den Tisch, dass meine Tasse schepperte. Wenn ich mich hier schon in bizarren Fantasiegespinsten verfing, dann sollten die doch zumindest erotischer Natur sein. Und nicht lebensgefährlicher. In meinen aufregenden Stranderlebnissen schien plötzlich ein bedrohlicher Unterton mitzuschwingen, der mir ganz und gar nicht gefiel. Wollte ich überhaupt mehr darüber wissen? Mir den Spaß an meinem unglaublichen Abenteuer durch irgendwelche finsteren Legenden verderben lassen?

Ich atmete tief durch. Na, heute war im Möwenschiss ohnehin Ruhetag. Und einen besseren Ort für unverfängliches Geplauder über alte Geschichten gab es nicht. Ich musste also mindestens bis morgen warten, wenn ich dem alten Pettersen weitere Informationen entlocken wollte. Und bis dahin…

Der Sog aus meinem Zimmer wurde so stark, dass ich ihm nicht mehr widerstehen konnte. Ich hatte den kleinen Flakon aus meiner Manteltasche noch nicht geöffnet. Den ganzen Rest der Nacht hatte er unter meinem Kopfkissen gelegen und mir wilde Szenen in meine Träume geflüstert. Jetzt aber wurde seine Stimme lauter. Sie lockte und rief nach mir, wickelte mich in eine kuschelige Decke aus unhörbaren Worten. Nur, um mein Hirn im nächsten Moment mit den lustvollsten Gedanken zu fluten. Eine brandende Welle schien mich im Sturmtempo die Treppe hinauf zu spülen.

Ich brachte kaum die Geduld auf, die Tür hinter mir zu schließen. Mit zitternden Fingern entkorkte ich die kleine, bernsteinfarbene Flasche und schüttelte ihren Inhalt aufs Bett. Auf dem Zettel standen nicht einmal ein Dutzend Worte:

Lass die Zügel los, Seestute! Drei Stunden nach Sonnenuntergang.


... Fortsetzung folgt …

© Kea Ritter, März 2021


.
Oh wie schaurig-schön *angsthab*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.175 Beiträge
Wow, liebe @****012, die Geschichte nimmt rasant Fahrt auf! *wow* *top*

Dein erotisch-lustvoller Thriller hat absolutes Suchtpotenzial! *bravo* *spitze*
*********vibus Mann
944 Beiträge
Kurzfassung für Eilige
Ihre Wirtin mag nicht gern berichten
unserer Heldin die alten Geschichten.
Und obwohl sie gewarnt,
scheint zu fest sie umgarnt.
um auf Wagnisse nun zu verzichten.

(Das wollen wir jedenfalls hoffen... *smile* )
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