Was heißt eigentlich "beziehungsfähig" ? Beziehungen zu FreundInnen, zu Familie, zu KollegInnen gehören doch auch dazu. Da muss man auch gemeinsame Wege suchen, streiten und sich vertragen, ertragen ... und wenn man viele Beziehungen hat und sie wichtig nimmt, dann ist das doch auch was.
"Wegschmeißen" ist so ein Vorwurf, den ich mir immer noch an die Backe hefte, obwohl ich 8 Jahre gelitten habe und mit mir gehadert habe, bevor den einzig richtigen Schritt aus der Beziehung gegangen bin. Ich wäre mit solchen Vorwürfen vorsichtig. Und wenn dann Oma und Opa zitiert werden ... wie viele Ehen blieben einfach bestehen, weil die Ehepartner (meistens die Frau) keine Wahl hatten?
Allerdings ist es doch so, dass wir in einer Zeit des Überflusses und des unbegrenzten Angebots leben. Welche Waschmaschine, welcher PC, welches T-Shirt ... die Auswahl ist groß und VIELLEICHT ist das andere Modell doch besser .... und so eine Einstellung kann angesichts von Dating-Apps und Partnerschaftsseiten dann schon mal aufkommen.
Aber in der Realität stellt man dann fest, dass es eben doch nicht so eine Auswahl gibt, dass eben nicht jede/r mit potentiellen PartnerInnen überschwemmt wird und dann kommt man ins Nachdenken.
Und wir haben nun mal mehr Möglichkeiten als unsere Großeltern, unser Leben zu leben. Frau muss nicht mehr "unter die Haube", um wirtschaftlich versorgt zu sein. Man kann offene Beziehungen führen, kann mehrere PartnerInnen lieben, kann Freundschaften mit Bonus führen ... das kann verwirren, gibt uns aber auch mehr Freiheit und Selbstbestimmung.
Ich lebe sehr gern allein und bin sicher nicht "beziehungsunfähig", denn ich habe viele Beziehungen (also in allen Bereichen meines Lebens), um die ich auch kämpfe. Aber ich brauche auch das Alleinsein, um Kraft zu schöpfen.