Bisexualität mit Freundin besprechen

„Vielleicht doch eine Frage: war das denn von Anfang so bei euch oder gab es einen Moment, an dem einer den Mut gefasst hat sich zu öffnen und z.B. vorzuschlagen die Artikel zu lesen?

„Wir haben das Spiel gestern gespielt und wir sind dabei genau bis zur zweiten Frage gekommen die da lautete: ist dir eine offene Kommunikation über Wünsche auf sexueller Ebene wichtig?
Die Karte haben wir uns nicht ausgesucht, sie kam halt im Stapel als zweite direkt auf.
Wir haben die Frage und unsere Antworten intensiv besprochen und ich habe ihr gesagt das ich ihr nicht alle meine sexuellen Phantasien offen sage. Auf die Frage von ihr welche das den wären war meine klare Aussage das es sich dabei um meine bisexuellen Gedanken handeln. Auch habe ich angebracht das ich sie damit einfach nicht verletzten wollte und ich auch eine gewisse Scheu hatte. Sie hat es super angenommen und auch gesagt das sie es ok findet das ich bi bin und ich auch immer mit ihr darüber reden könnte. Sie meinte sogar das sie das öfter mal angesprochen hat, nur hab ich das nie so wahrgenommen. Ich habe ihr dann erklärt in welcher Form ich diese Seite von mir selber wahrnehme und welche Phantasien ich in dieser Richtung habe. Es kamen Fragen auf wie z.b. ob ich einen Dreier mit ihr und einem anderen Mann gut finden würde oder auch ob ich mich auch mit einem Mann alleine treffen würde, wenn sie nicht wär. Ich habe alles ehrlich beantwortet (beiden Fragen mit ja) und das tat zumindest mir gut.
Auch ich habe ihr zu ihren Gefühlen, in Bezug auf meine bisexualiät, Fragen gestellt. Sie hat, wie schon vermutet, die Sorge das ich ihr nicht genüge. Nicht weil sie nicht glaubt das ich treu sein kann, eher weil sie glaubt das ich diese phantasien nie für mich ausleben konnte quasi mir nie in diese Richtung die „Hörner abstoßen“ konnte und das sie manchen denkt sie steht mir dabei im Weg. Mir war wichtig ihr zu erklären das meine Emotionen in Bezug auf einen Mann rein sexueller Natur sind und ich mir nicht vorstellen könnte mit einem Mann zusammen zu sein oder mich in einen zu verlieben, das es halt ein Teil von mir ist, aber halt nicht alles und meine Liebe zu ihr all das überwiegt. Ich habe versucht es in Prozenten auszudrücken. Emotional bin ich 100 % bei ihr und sexuelle halt „nur“ zu 80 %.
Auch kam bei ihr kurz der Gedanken ob ich mich nicht mal mit einem Mann alleine treffen sollte um das mal zu erleben. Ich tat mich schwer mit dem Gedankengang, weil ich weiß das sie da unwahrscheinlich drunter leiden würde und habe das verneint. Ich hatte auch den Eindruck das sie das eigentlich nicht will.

Wir haben auch über den Punkt Penetration bei mir in Form eines strapon gesprochen. Sie fühlte sich dabei, wie schon vermutet, als würde ich mir vorstellen ich wäre gerade im Akt mit einem Mann. Ich glaube die Angst konnte ich ihr nehmen. Es ist aber auch so, ich fänd es schön wenn sie das als Frau macht, weil ich sie dabei auch als meine Freundin sehe.
Von meiner Aussage das ich meine bisexualität unterdrücke, weil unsere Beziehung einen höheren Stellenwert für mich hat als diese Phantasie/dieser Trieb war sie geschockt. Aber man muss sich fragen wie man es denn anders ausdrücken sollte. Es ist ein unterdrücken oder auch ein Selbstverzicht.

Ich finde es wichtig das sie das jetzt erstmal alles sacken lässt und habe ihr auch gesagt das sie da mit einer Freundin ruhig drüber sprechen kann und sie das nicht alleine mit sich ausmachen muss. Sie meinte das sie das nicht will, hoffe aber trotzdem irgendwie das sie es macht.

Also was soll ich sagen... mir tat es gut das offen anzusprechen und ich glaube ihr auch. Ich glaube das mir das auch hilft mit meiner Neigung zurechtzukommen, das darüber reden.

Wie es jetzt weiter geht und wie wir jetzt lernen damit umzugehen? Gute Frage, ich weiß es noch nicht. Ich will halt gerne offen darüber reden und mich mit ihr darüber austauschen, weil ich es halt nicht für mich behalten will.

Sorry, wenn ich vielleicht ein bisschen gesprungen bin in meinen Ausführungen und vielleicht auch nicht alles wiedergegeben habe(das Gespräch hat mindestens zwei Stunden gedauert), aber es ist halt auch gerade immer noch so das ich das emotionale noch verarbeite.

Was denkt ihr darüber? Wie könnte man aus eurer Sicht jetzt weitermachen um das Thema nicht auf die lange Bank zu schieben? Ich will halt nicht das es in Vergessenheit gerät und das wie uns darüber weiter so offen drüber austauschen.

Es wird schwer dieses Wochenende all eure Anmerkungen und Fragen zu beantworten, weil wir ziemlich durchgetaktet sind und ich auch nicht will das sie mitbekommt das ich mich hier im Forum geöffnet habe. Das bringe wahrscheinlich irgendwann mal an.

P.s. Wir haben nach dieser einen Karte sogar noch weitergespielt und andere Fragen beantwortet und haben uns vorgenommen das bald weiterzuspielen.

„Gut, dass ihr weiter kommt, und sie hat doch sehr positiv reagiert, finde ich.
Sie hat dir die Option angeboten, dass du 3er ausprobieren kannst oder dich alleine mit Mann treffen...weil du davon ausgehst, dass es sie nicht will, hast du es verneint, vorher noch beides mit Ja beantwortet...das würde mich ehrlich gesagt irritieren und auch dann tatsächlich misstraurisch machen, was du dir wirklich wünschst oder ob du es dann lieber mit dir selber ausmachst oder doch heimlich...

Mir ist aufgefallen, dass sie mehrere Ansätze gemacht hat, mit dir über deine Bi Seite zu reden, du hast es nicht realisiert...richtig zuhören nicht einfach, kann man lernen, war mit meinem Ex-Mann in einem Kommunikationstraining/ Seminar 1 WE, hat uns neue Denkanstösse gegeben, wie konstruktive Gespräche möglich werden und man aktiv zuhören lernt. Wer kennt das nicht, man hört jemanden zwar zu, ist aber in Gedanken schon bei der eigenen Antwort und könnte das Gehörte nicht 1:1 wiedergeben und vor allem, wie es gemeint ist.

Bei mir schimmert auch deine Anspannung durch, sie nur nicht zu verletzten, Offenheit und Klarheit löst schon mal Emotionen aus, aber wie eine schon angemerkt hat, leg nicht jeden Gesichtsausdruck oder Gefühl von ihr auf die Goldwaage, und interpretier es nicht ängstlich, vertrau deiner Freundin einfach mal mehr und atme durch, entspann dich, ihr habt doch eine solide Liebesbasis!

Es sind nur meine persönlichen Eindrücke, möchte nicht belehrend sein, nur Anstübbse geben, bin Hochsensible Persönlichkeit, mir geht es oft wie dir, dass ich Stimmungen/Schwingungen/Gedanken anderer stark mitkriege und dann der Harmonie(vermeintlich) zuliebe etwas evtl. verletzendes/unangenehmes für den Gesprächspartner bagatellisiere, damit es ihm/ihr besser geht, daran arbeite ich noch...kann es sein, dass du zu der Personengruppe gehörst, HSP?

Bleibt am Ball, es lohnt sich....und noch mal: Bitte mehr Vertrauen zu ihr haben

Sie war auch misstrauisch, nur habe ich ihr dann auch erklärt das ich diese Phantasie habe aber nicht für so wichtig finde wie unsere Beziehung empfinde/bewerte. Weißt du, mir ist schon damit geholfen das ich offen mit ihr darüber reden kann ohne davor eine scham zu haben. Das mit offenen Gespräch lag auch nicht an ihr, sondern nur an meinen Ängsten mit ihr darüber zu reden. Das war war mein ureigenster Fehler und im Nachhinein auch unbegründet.

Ich habe ihr wahrscheinlich nicht zugehört als sie das angesprochen hat und habe dann auch immer dabei geblockt. Um sie nicht zu verletzen, was im Nachhinein doof war.

Ja ich gehöre zu der von dir beschrieben Gruppe Mensch das kann ich nicht anders sagen.

Uns hat das Gespräch gestern bestärkt und das wichtigste für uns ist jetzt in erster Linie das wir offen darüber reden was uns bedrückt und wie wir beide darüber denken.

Vielen Dank für deine lieben Worte

„
Ich habe ihr gesagt das ich es gut finden würde, wenn sie das mit einer Freundin bespricht. Das ich es nicht mit Freunden besprechen das ist mein Thema. Sie soll aber nicht denken das es für sie genauso gilt, sondern das sie ruhig offen drüber sprechen kann. Die Entscheidung liegt bei ihr ob sie es macht, ich kann und will das nicht erzwingen.

Sie hat eine sehr gute Freundin die selber bi ist und sie meinte das wenn es eine Person wäre mit der sie sich darüber austauschen würde, dann wäre sie es. Vielleicht macht sie es ja doch irgendwann und bekommt einen anderen Blick auf die Situation.