Asperger-Syndrom =/= Autismus. Hier ging es um Autismus, wenn es um Asperger-Syndrom geht, schreibt man auch besser Asperger-Syndrom. Gerade, wenn es um Autismus bzw. Asperger-Syndrom geht, schreibt man doch immer, dass man möglichst viel differenzieren soll, da die autistische Denke sonst nicht versteht. Wenn "Autismus" geschrieben wird, verstehe ich "Autismus" und nicht "Asperger-Syndrom".
Autismus ist nicht nur das Asperger-Syndrom, es gibt auch noch die stärkeren Autismusformen. Da geht es dann auch nicht mehr nur um Probleme in der sozialen Interaktion. Da gibt es Menschen, welche sich selbst nicht anziehen können. Daran ist dann auch "die böse Norm, welche Menschen zur Anpassung zwingt" nicht schuld. Wie soll man das dann nennen, wenn nicht Behinderung? Ich sehe den Begriff "Behinderung" ganz neutral, nicht wertend.
Der Gesellschaft immer den Buhmann zuzuschieben, bringt einen selbst auch nicht voran. "Die Norm"? Was ist schon "die Norm"? Es gibt Sehbehinderte, Hörbehinderte, psychisch Behinderte, es gibt Demente, Angehörige von Dementen, Gehbehinderte, es gibt Legastheniker, AD(H)Sler, Hochsensible, Schlafgestörte, es gibt noch unzählig viel mehr. Das ist die Norm. Da hat jeder sein Päckchen zu tragen. Gehbinderte sind auch u. a. dadurch behindert, dass die Infrastruktur nicht so auf sie ausgelegt ist. Letztendlich kommen sehr viele Behinderungen der Behinderten u. a. deswegen zustande, weil der Durchschnitt der Gesellschaft die Probleme des einzelnen Behinderten nicht hat und dadurch die Gesellschaft bzw. die Infrastruktur nicht so auf den einzelnen Behinderten ausgelegt ist. Da ist vieles irgendwie auch eine Wechselwirkung.
Wenn also Autismus keine Behinderung ist, was ist dann überhaupt eine Behinderung? Wäre die ganze Welt an die Bedürfnisse des wie auch immer Behinderten angepasst, wäre er nicht behindert. Dann wäre er normal.
"Autismus an sich ist keine Hölle, die Hölle entsteht erst durch eine Gesellschaft, die sich weigert, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als die Norm, oder diese Menschen zur Anpassung zwingen will."
Dieses Zitat mag ich nicht.
Weigert sich die Gesellschaft wirklich? Ist sie nicht eher ignorant, weil eben die meisten Menschen (=ein Großteil der Gesellschaft) diese Probleme des einzelnen Behinderten nicht haben und darum die Probleme erst verstehen können, wenn man sie ihnen erklärt? Natürlich gibt es Menschen, welche gar nicht verstehen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Die gehören auch zur Gesellschaft. Zur Gesellschaft gehört aber auch das andere Extrem und auch alles dazwischen. Hier in diesem Forum jedenfalls trifft man auf Menschen, auf "NTs", welche verstehen wollen. Ich würde sagen, der empathische Mensch will verstehen. Auf mich wirkt dieses Zitat wie eine Veteufelung der Gesellschaft, der Gesellschaft den Buhmann zuzuschieben, bringt einen selbst auch nicht weiter. Auf mich wirkt das Zitat verschwörungstheoretisch.
Ich denke, die Welt so zu sehen, ist eine ziemliche Schwarz-Weiß-Malerei, da gibt es nur gut und böse. Wenn man sich's einfach machen will, denkt man in schwarz und weiß und schiebt anderen den Buhmann zu. Diesen Buhmann kriegt man aber von den anderen dann auch wieder zurück.
Mir persönlich gefällt der Begriff "Seinsform" nicht. Ich bevorzuge wissenschaftliche Begriffe. Ich bevorzuge es, eine neurologische Störung bzw. eine tiefgreifende Entwicklungsstörung zu haben, dadurch weiß ich am besten, was gemeint ist.
Aber man selber als Autist empfindet sich eben normal, weil es Alltag ist, so wie für einen Blinden normal ist, nichts zu sehen, einem Gehörlosen normal ist, nichts zu hören und so weiter.
Das stimmt nicht grundsätzlich. Mir wurde mehrfach "Asperger-Syndrom" bzw. eine "Autismus-Spektrum-Störung" diagnostiziert und empfinde mich aufgrund meiner Eigenarten nicht als normal. Ich weiche von der Norm ab, folglich bin ich nicht normal. Ich habe nicht mal den Anspruch, "normal" zu sein. Normal ist für mich "die Norm". In gewissen Bereichen bin ich aber natürlich auch normal, ich kann sehen und gehen und hören und schreiben und sprechen, in diesen Bereichen bin ich normal und nicht behindert. Andere Menschen sind in genau diesen Bereichen behindert, ich bin's halt in anderen Bereichen.