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Neurotypische fragen, Autisten antworten

*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
Neurotypische fragen, Autisten antworten
Kommunikation, so wie es "normale" Menschen, Nicht-Autisten oder auch Neurotypische genannt kommunizieren anders als die meisten Autisten (jetzt muss ich leider verallgemeinern, sorry, denn kein Autist gleicht dem anderen)
Deswegen fällt Autisten das Zwischenmenschliche meist schwer, vieles was "normale intuitiv erfassen, muss meist mühsam erlernt werden, damit es wenigstens halbwegs funktioniert. Meist funktioniert es eben nicht.

Die meisten Neurotypischen sind abgeschreckt und wissen eben genauso schlecht wie ich mit dem jeweils anderen umzugehen.

Außenwirkung auf andere ist meist was anderes als der tatsächliche Zustand von einem selbst, das muss da auch immer bewusst sein.

Ich möchte alle Interessierten einladen, Fragen zu stellen und alle Mit-Autisten einladen, diese auch zu beantworten.

Eine Bitte:
Immer schön sachlich bleiben.

Die Dynamik, die normalerweise im Forum herrscht, könnte hier zu viel werden. Bitte berücksichtigt dass einen Autisten diese überfordern könnte, daher am besten einzeln Fragen und die Antwort abwarten.
*******581 Frau
1.029 Beiträge
Was braucht es, damit eine Beziehung mit einem Autisten funktioniert?
*******_57 Mann
287 Beiträge
Hallo in die noch kleine Runde

Kleines vorweg!
Durch den Enkel meiner Frau, ist meine Frau nun in einer Selbsthilfegruppe von Frauen mit autistischen Partnern gekommen.

Durch diese Erfahrungen habe ich mich vor drei Monaten einem Test unterzogen, mit dem Ergebnis eine leichte Form des Autismus zu haben.

Da ich selber vor 5 Jahren ein pädagogisches Studium absolviert habe, bringt es extrem viel die einzelnen Situationen im Leben unter diesen unterschiedlichen Sicht- und Empfindungsweisen neu zu bewerten.

Dadurch stellt man sehr viele Missverständnisse beiderseits fest, wie zb. eine harmonische Beziehung zu führen.

Da wir gerade noch am Anfang unseres analysierens und daraus die Hintergründe erkennens sind freuen wir uns auch auf reale Beispiele um sie mit unseren Erfahrungen zu vergleichen.

Den jeder Mensch ist einzigartig und manche Situation parallel

Einen schönen Tag
Aus dem Schwabenland
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
gute Kommunikation brauchts. @*******581

Und zwar: die meisten Autisten verstehen Aussagen wortwörtlich. Metaphern, Übertreibungen, Ironie oder Sarkasmus funktionieren genausowenig wie "zwischen den Zeilen" lesen und Wortverdrehungen.

Sprich: So klar und direkt es geht mit demjenigen reden. Und: Das gilt für alle Beteiligten: Nachfragen, was der andere gemeint hat, anstatt etwas in eine Aussage zu interpretieren.

Gibt ja Sachebene, Beziehungsebene, Emotionale Ebene und noch eine, die ich gerade nicht weiß. Bei der Sachebene bleiben ist da echt am besten.

Wenn er sagt "In der Suppe fehlt Salz" heißt das auch nur: "In der Suppe fehlt Salz" und nicht: "Du kannst nicht kochen". Als Beispiel.

Körpersprache (Mimik Gestik) können ebenfalls viele Autisten nicht lesen. Und die eigene nonverbale Ausdrucksweise eines Autisten stimmt auch nicht immer mit seinem Ist-Zustand (Gefühl, Stimmung) überein.

Also ist man in der Konstellation Autist - Nicht-Autist gegenseitig schwer zu lesen.

Da gilt besonders: Reden hilft. *g*
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
Nachtrag:
Ich glaube eh, dass man bei einem Gegenüber generell bemühen könnte, so mit demjenigen zu reden, als wäre er/sie/es Autist.
Auch wenn er/sie/es keiner ist.

Von wegen rücksichtsvoll und verständnisvoll. *zwinker*
*******_57 Mann
287 Beiträge
Wir haben uns geeinigt konkrete Anweisungen, oder direkte Beschreibungen zu formulieren. Dies hilft Missverständnisse zu vermeiden. Dabei sollte trozdem ein befehlston vermieden werden, denn dadurch entsteht eher eine blockierende Haltung.
*******_57 Mann
287 Beiträge
Ein guter Input war das vier Ohren Modell des Schulz von Thunfisch!

Die vier Ohren stehen für unsere vier Kanäle, wie wir Botschaften erhalten.
Auf der Sachebene, der Beziehungsebene, der Ebene der Selbsoffenbarung und der Kanal für den Appell.
Ein Beispiel für die Jahreszeit.
"Das Fenster ist offen und kühle Luft kommt herein."
Sachinhalt = das Fenster ist offen
Beziehung = du vergeudest die Wärme
Selbstoffenbarung = mir ist doch kalt
Apell = mach das Fenster zu

Autisten benötigen meist die konkrete Anweisungen ( Apell ) der Sachinhalt wird akzeptiert, aber die Selbstoffenbarung sowie die Beziehung nur schwer vermittelt.
*****ite Frau
8.856 Beiträge
Zitat von *******_57:
"Das Fenster ist offen und kühle Luft kommt herein."



So redet kein Mensch, der das Fenster zu haben will. *nein*
Da ist nämlich tatsächlich nur der Sachverhalt dargestellt.

Bei solchen Dingen redet man nicht "durch die Blume".

Ich habe einen Sohn, der so ein wenig durch das Spektrum spaziert. Was ich als gravierenden Unterschied feststelle:
Er kann Gefühle anderer Leute nachvollziehen und spiegeln (und da ist er tatsächlich ein Meister drin) ohne sie selbst zu fühlen.
Wenn er nicht nicht "von Natur aus" warmherzig und gutmütig wäre, hätte er das Zeug zum manipulativen Psychopathen.
Zitat von *******_57:
Wir haben uns geeinigt konkrete Anweisungen, oder direkte Beschreibungen zu formulieren. Dies hilft Missverständnisse zu vermeiden. Dabei sollte trozdem ein befehlston vermieden werden, denn dadurch entsteht eher eine blockierende Haltung.

Empfindluche NT sollten mal drüber nachdenken, wieso sie bei Anweisungen so schnell mit Blockade reagieren.

Ist da aus der Kindheit eine Verweigerungshaltung hängengeblieben oder der Sinn von Anweisungen nicht vermittelt worden?
*******_57 Mann
287 Beiträge
Ja die Kindheit spielt oft eine große Rolle.
Nur wie ist es bei Kindern, die bereits eine demonstrative blockade Haltung einnehmen.

Ich bilde seit 30 Jahren aus, und hatte zwei Jugendliche mit autistischen Zügen.
*****ite Frau
8.856 Beiträge
Kommt darauf an, wer Anweisungen erteilt.
Das steht im Normalfall nur übergeordneten Personen zu.
*******ant Frau
27.233 Beiträge
Zitat von *****ite:
Zitat von *******_57:
"Das Fenster ist offen und kühle Luft kommt herein."



So redet kein Mensch, der das Fenster zu haben will. *nein*
Da ist nämlich tatsächlich nur der Sachverhalt dargestellt.

Bei solchen Dingen redet man nicht "durch die Blume".


Wünschen würde ich mir das auch-
aber erzähl das bitte mal z. B. denjenigen meiner Ex- Freunde, die innerlich schon immer "Gewehr bei Fuß" standen. Das fand ich sehr anstrengend, schon als Nicht- Autistin.

Und es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich öfter mal Frauen beklagen, dass Männer nicht einfach mal zuhören können, sondern sofort zu allem eine "Lösung" haben-
wo gar keine verlangt war.
Selbst dann, wenn man das vorab so gesagt hat.

Nicht falsch verstehen-
Ich wollte das jetzt keinesfalls auf die "Mann/ Frau"- Schiene bringen!!


Danke, @*****sin , für das Thema!
*******_57 Mann
287 Beiträge
Zum Beispiel Fenster offen

Es ist nur ein Beispiel um das "vier Ohren Modell des Schulz von Thun" zu erklären. Sicherlich hätte ich auch ein anderes Beispiel nennen können, dadurch hätten andere wieder etwas beizutragen.

Der Grund war nur das ( normale ) sowie die Schwierigkeiten der Kommunikation mit Autisten verdeutlichen, wie ich es erlebe.
Wenn bei einer Person des Spektrums der Eindruck besteht, es gibt Probleme in der Kommunikation, lautet meine Empfehlung, aktiv das Gespräch suchen. Dabei ist weniger wichtig, was du sagst, sondern, dass du es tust .
Wertschätzung und Respekt für die jeweilige Andersartigkeit auf beiden Seiten vorausgesetzt, sollte sich der Umgang miteinander verbessern.
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
Klingt nach einem guten Ansatz @*****ity
****omm Mann
19 Beiträge
man kann es auch wie folgt verbindlichen:

sheldon cooper und monk haben ein kind zusammen…
sorry für dieses bild, aber das kind wird die nonverbale kommunikation (augenkontakt, durch das haar streichen, …) und verbale kommunikation (in ihrer zweideutigkeit) nicht augenblicklich erfassen.

gerade frauen fühlen sich zurückgewiesen, wenn der mann die avancen nicht versteht.
*********ebell Mann
2.535 Beiträge
Zitat von *******581:
Was braucht es, damit eine Beziehung mit einem Autisten funktioniert?
Das trifft auch mich durchaus zu:
Zitat von *****sin:
Wenn er sagt "In der Suppe fehlt Salz" heißt das auch nur: "In der Suppe fehlt Salz" und nicht: "Du kannst nicht kochen". Als Beispiel.

Ansonsten bin ich ein Meister des ironischen Sarkasmus und des zwischen den Zeilen lesens. Der Witz ist: Das ist wörtlich gemein. Es geht um's zwischen den Zeilen lesen. Im Gespräch kann das schon mal haken, denn (und das scheint wohl ungewöhnlich zu sein?) ich denke in Text. Schwer zu beschreiben. Für mich ist halt alles Text. Und an Texten kann ich unglaublich viel Spaß haben.

Was bei mir wichtig zu beachten wäre, ist, dass ich ein sehr klares "Wenn => Dann"-Verständnis habe.
Beliebter Beziehungsstreitpunkt übrigens. Wenn ein bestimmter Plan formuliert wird, beispielsweise sowas wie "Am Wochenende ein Museum besuchen" oder sowas, dann richte ich mich genau darauf ein. Wenn der Plan dann geändert wird, weil "irgendwas anderes plötzlich interessanter wurde" reagiere ich darauf echt genervt. Schließlich hatte ich mich ja jetzt darauf vorbereitet ins Museum zu gehen und nicht einen Flohmarkt zu besuchen (was ungleich anstrengender wegen der vielen Menschen ist).
Ich komm' damit klar, aber man sollte nicht erwarten, dass ich dann den Tag über all zu gute Laune habe.
Und Menschen die regelmäßig ihre Pläne ändern finde ich höchst anstrengend. Das sind für mich eher keine guten Beziehungspartner.
*********ebell Mann
2.535 Beiträge
Zitat von *****ite:
So redet kein Mensch, der das Fenster zu haben will. *nein*

Stimmt. Da gibt's eher Schlüsselbegriffe wie "es zieht" oder "ziemlich kalt hier".

Je nach Tagesform bringt man mich dadurch nicht dazu, das Fenster zu schließen, sondern erntet nur ein "Joa. Stimmt." 😂
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****omm:
gerade frauen fühlen sich zurückgewiesen, wenn der mann die avancen nicht versteht.

Dagegen hilft: Einfach beim anderen nachfragen. Das gilt für beide Seiten. Wie oft ist sowas ein Missverständnis. Aber als solche empfand ich solche Situationen immer als anstrengend und nervig.
*****ite Frau
8.856 Beiträge
Zitat von *********ebell:
Je nach Tagesform bringt man mich dadurch nicht dazu, das Fenster zu schließen, sondern erntet nur ein "Joa. Stimmt." *traenenlach*

Alles das ist für mich im Normalbereich.
Ich hab unter meinen vier Kindern die ganze Bandbreite. Da kann der Satz von mir "Spülmaschine ist voll" von Tochter schon mal mit Tränen in den Augen und Türenknallen quittiert werden, Sohn 2 nimmt es als Aufhänger, mich über meine mütterlichen Pflichten zu belehren, Sohn 1 guckt nach und stimmt mir zu "Ja, voll", und Sohn 3 räumt aus. Irgendwann.
Alles das ist "normal". Ich kann alles einordnen was da auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen auf mich einprasselt *omm*
Ich glaub, die Schwierigkeiten gibt's nicht so sehr, dass "Neurotypische" Autisten nicht verstehen, sondern umgekehrt.
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****ite:
Ich glaub, die Schwierigkeiten gibt's nicht so sehr, dass "Neurotypische" Autisten nicht verstehen, sondern umgekehrt.

Eher beides. NTs verstehen oft nicht, dass es auch eine Sachebene gibt und nicht nur die anderen drei. Hab das zu oft durch, dass in meine Aussagen irgend etwas anderes reininterpretiert wird und ich nicht begreife, wo die das reinlesen.

Und damit treiben die mich schon in den Wahnsinn. Erst recht noch, dass ich nachfrage, wo die das hernehmen und die das nicht einmal beantworten können.

So etwas kann fürchterlich anstrengend sein, weil ich gern über den eigentlichen Sachverhalt reden möchte und nicht eine Verzerrung dessen ausräumen möchte. Das kostet ne Menge Energie.
Deswegen antworte ich oft auch nicht mehr, weil das nervt.


Das ist auch der Grund, warum ich eigentlich selten etwas im Forum schreibe, die Themen meist nach ner Weile nicht mehr lese (auch meine eigenen)
*********ebell Mann
2.535 Beiträge
Zitat von *****sin:
Hab das zu oft durch, dass in meine Aussagen irgend etwas anderes reininterpretiert wird und ich nicht begreife, wo die das reinlesen.

"Emotionale Schlüsselbegriffe" ist das Stichwort - aber daran scheitere ich auch immer wieder.

Wenn ich etwas sachlich aber positiv beschreibe, heißt es, ich würde zu sehr über den grünen Klee loben, wenn ich etwas sachlich aber negativ beschreibe, heißt es, ich würde jammern und wenn ich etwas einfach nur völlig sachlich beschreibe, dann heißt es, ich wäre viel zu emotionslos - da kann doch was nicht stimmen.

Mittlerweile ist mir die Interpretation anderer Menschen egal. Wenn die mich für einen Jammerlappen halten, weil ich etwas negativ kommentiere, ist da deren Interpretation, nicht meine Persönlichkeit. Wenn die mich für übertrieben positiv oder für emotional verkümmert halten gilt das genauso. Deren Interpretation, deren Problem. 😀
********d_vb Mann
1.463 Beiträge
Zitat von *****sin:
... in meine Aussagen irgend etwas anderes reininterpretiert wird und ich nicht begreife, wo die das reinlesen.

Das ist mir als ursprünglicher Alt-"Nur"-Techniker, der auf exakte Beschreibung, Ausdrucksweise angewiesen ist, auch schon öfter passiert. Das zwischen die Zeilen Reininterpretieren, wo eigentlich nichts ist. Das kann dann wirklich sehr anstrengenden werden und bis zum Rechtfertigen warum, wie,.. etwas geschrieben wurde.
*****ite Frau
8.856 Beiträge
Zitat von *****sin:
So etwas kann fürchterlich anstrengend sein,

*mrgreen*

Glaub mir, ist es auch für "Normale".
Manche Menschen irren unglaublich durch die einzelnen Kommunikationsebenen und fühlen sich generell missverstanden weil sie - z. T. passiv aggressiv - widersprüchliche Botschaften aussenden.
Da ist das "NEIN!" wenn man (typischerweise Frauen) fragt ob irgendetwas sei, weil man merkt, irgendwie ist die Kacke am dampfen. Wehe dem, der es wagt, das wörtlich zu nehmen.
Aber ehrlicherweise: Ich gab es mir angewöhnt, genau das zu tun.
Dieses "lese meine Gedanken" finde ich hochgradig anstrengend und egozentrisch und auf so einen Kinderkram lass ich mich nicht mehr ein *nein*.
Ich sende klare Signale aus und erwarte es auch von meinem Gegenüber.
*****sin Mann
8.221 Beiträge
Themenersteller 
An die MODs: Lasst das Thema bitte offen. Das Thema ist wichtiger denn je. Hier erst recht.
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