Definitions-Reflexion
"Freundschaft+" ist ein Begriff, der sich vor allem vom Begriff "Liebe" abgrenzen will. Es geht hier um die 3 Themen "Freundschaft", "Sex" und "Liebe" und eine "Freundschaft+" soll also Freundschaft+Sex aber ohne Liebe sein. Nun hat die Liebe ja durchaus was mit Freundschaft und Sex zu tun. Es geht bei der Begriffsdefinition "Freundschaft+" also darum, was in der Liebe dazukommt, was bei Freundschaft und Sex noch nicht der Fall ist.
Ich denke, dass die meisten Menschen sagen würden, das Besondere der Liebe, im Vergleich zu Freundschaft und Sex, ist das Liebesgefühl und die Einzigartigkeit/Treue. Es ist nicht die Anziehung (denn die ist beim Sex schon drin) und auch nicht die Verantwortung (denn die hat auch die Freundschaft). Die meisten Menschen würden wohl sagen, dass das Gefühl Liebe ein anderes ist als das Gefühl, was man Freunden gegenüber hat, und dass man mehrere Freunde haben kann, aber nur eine Liebesbeziehung.
Die meisten Menschen - aber nicht alle! Menschen, die polyamor leben (wollen), sagen, dass man mehrere Menschen lieben kann, und es gibt vielleicht noch mehr Menschen, die sagen würden, dass sie ihre besten Freunde auch "lieben". Für Menschen, die so denken, die Liebe also nicht wie oben erklärt abgrenzen, macht der Begriff "Freundschaft+" schlicht keinen Sinn. Ein polyamorer Mensch nennt solche "Freunde+" eher Teile seines "Beziehungsnetzes".
Aber zurück zu "den meisten": Ich denke gerade viele Joyclubber sehnen sich nach einer Freundschaft+, weil sie das Gefühl der Liebe und die damit verbundene Verletztlichkeit, wenn diese in Gefahr gerät, vermeiden wollen und zudem auch den Stress, eine alternative Form von Beziehung, also offen oder poly usw., auszuhandeln. Ganz stumpf gesagt also: Für einander da sein, Zeit miteinander verbringen, Party machen, Sex haben, aber ohne Liebeschwüre, Drama und Eifersucht.
Nun meine persönliche Meinung: Ich kann diese Begriffe nicht so klar voneinander trennen, und ich glaube, das geht vielen ähnlich. Wenn man Beziehungen mit Menschen eingeht, ob dies nun Freundschaften, regelmäßige Sextreffen oder Liebe ist, bzw. wie man dies auch nennt, in allen Fällen hat man Verantwortung, weil man mit diesen Menschen Gefühle teilt und sich verletzbar macht. Auch wenn ich nicht polyamor lebe, ich kann den Poly-Ansatz nachvollziehen, der sagt: Wir haben verschiedene Beziehungen unterschiedlicher Tiefe und Qualität.