Wobei ich Sonnchens Variante besser als Maulschellen finde:
Ein kräftiges, herzhaftes oder gar höhnisches Lachen, verbunden mit einem abschätzenden Blick von oben nach unten ist besser als jede Ohrfeige. Denn die zeigt in erster Linie, dass man von einer Situation ein wenig überfordert ist.
Direktheit kann aber in Maßen schon etwas Schönes sein: ich habe mal auf einer Feier ganz gut getankt, meinem Mitteilungsbedürfnis freien Lauf gelassen und bin dabei an eine nette Frau geraten, die mir extrem selbstsicher und hungrig rüberkam. Nach anfänglich unverfänglichem Kennenlernen, verbunden mit weiterem Alkoholgenuss nebenher, brachte ich sie relativ zügig zu der Aussage, dass sie sich schon ein nettes Intermezzo mit mir vorstellen könne. Im Vollbesitz meiner rauschbedingten Selbstüberschätzung meinte ich dann, es gäbe keinen Grund, diesen Termin noch unnötig lange aufzuschieben.
Sie schaute mich an, legte den Kopf schief und meinte knochentrocken: "So voll wie Du jetzt bist hab ich doch keinen großen Spaß mehr mit Dir, ruf mich lieber mal die Tage an..." gab mir die Nummer und machte sich alleine auf den Heimweg.
Diese ganze Situation fand ich weder frech noch sonstwie unangenehm. Keiner fühlte sich auf die Füße getreten. Es war einfach innerhalb kürzester Zeit zu einem herrlich offenen Gespräch gekommen. Und beim nächsten Treffen hielt ich Maß mit der Trinkerei...
Es ist schon ein gewaltiger Unterschied zwischen erfrischender Offenheit und plumper, notgeiler Aufdringlichkeit. (Weiberfaschingssituation - eine Frau stellt mir ein Getränk auf die Bar: "Hi ich bin die Soundso, Du bist süß, bist Du verheiratet" Ich, völlig perplex: "Ja, durchaus" Dann sofort der Zweithammer: "Bist Du denn treu?" - und schon fängt das Unwohlsein an.)
Frechheit siegt nicht wirklich, freundliche Offenheit kann jedoch extrem siegreich eingesetzt werden. Man öffnet besser die Türen, statt mit Ihnen ins Haus zu fallen...
Noch ein Nachsatz zum Vorschreiber: Ok, ich gebe diese Möglichkeit der guten Kontaktaufnahme natürlich auch zu, aber wenn man sich über Stunden beobachtet, die Ausstrahlung auf sich wirken lässt, Blicke tauscht und sich so schon ein wenig verbunden hat, dann passt das ja nicht so recht in das Bild: anschauen, hingehen, anlabern...