Auch wenn es nicht das eigentliche Thema ist, ich gebe mal einen Kommentar zur Frage "Unterwerfung = Stärke" ab. Wie immer wird mein Beitrag ein wenig wirr werden, aber ich schätze, die wichtigen Leute hier werden schon kapieren, worauf ich hinauswill
Natürlich erfordert es keine besondere Stärke, sich ab und zu vom Ehemann, Lover oder Hausfreund ans Bett binden und ein wenig hauen zu lassen.
Wird aber BDSM mit mehr Intensität und daraus folgend höherer Verantwortung beiderseits betrieben, steht Sub irgendwann zwangsläufig nackt vor sich selbst. Sie (geschlechtsneutral
) kann dann nicht mehr einfach machen lassen, sondern muß sich ganz intensiv mit sich, ihren Wünschen, Neigungen und Erwartungen auseinandersetzen.
Nun ist es so, daß die allermeisten Menschen schon von außen kommende Kritik sehr schlecht verarbeiten können, aber als ab und zu unausweichlich hinnehmen. Sie vermeiden es aber nach Kräften, ihre Motivationen, Vorurteile, Erwartungen und ähnliches selbstkritisch zu betrachten. Das hat nichts mit "schlechtmachen" zu tun, sondern damit, nicht nur die Wirkungen, sondern auch die Ursachen zu erkennen. Und was dabei manchmal rauskommt, ist schwer zu verdauen. Da kommen verknöcherte Vorurteile zum Vorschein, uralte seelische oder körperliche Verletzungen, unangenehme Erfahrungen.
Klar geht es auch ohne. Ich bin mir sicher, genau jetzt spielen tausende SM-Paare miteinander, bei denen sich Sub nie damit beschäftigt hat, warum es sie so anmacht, wenn Dom dies oder jenes tut. Aber wir reden ja von Stärke. Stärke bedeutet, sich seinen eigenen Schwächen und Fehlern zu stellen, diese zu analysieren und in einen Kontext mit dem Jetzt zu stellen. Mit alldem muß sich Sub beschäftigen, um zu wissen, wo ihre Grenzen und Tabus verlaufen und warum diese so existieren, wie sie sind. Natürlich ist es möglich, Grenzen und Tabus ohne diese Vorarbeit aufzustellen. Aber sie werden dann immer nur auf vagen Gefühlen von "will ich nicht" oder "Mag ich nicht" beruhen und nicht auf Gründen.
Erst mit diesen Erkenntnissen ist eine wirkliche Hingabe, echte Unterwerfung voller Vertrauen und innerer Ruhe, möglich. Sonst ist es nur Oberflächlichkeit, Lustgewinn und leicht absonderliche Geilheit. Dom wird erst an ihr Innerstes herankommen, wenn Sub stark genug war, die ganzen Mauern aus Selbsttäuschung, Masken und Notlügen für sich einzureißen und sich selbst so zu sehen und anzunehmen, wie sie tatsächlich ist.
Übrigens bedeutet das, daß auch Dom stark sein muß. Zwar kann ich Dominanz nicht so nachvollziehen wie Devotion, aber auch ein Dom muß sich seinen "Dämonen" stellen, um mit sich selbst im Reinen zu sein und vom Freizeit-Lederhosenträger zum wirklich verantwortungsvollen, dominanten Partner zu werden.