Wie findet ihr Narben ?!? Teil 2

Ich habe meinen Mann "vernarbt" und "gehbehindert" kennen gelernt.
Damals war ich 24, er 26 Jahre alt.
Natürlich war es für mich ein Schock, als ich seine große Narbe am Schienbein ( von einem Motoradunfall ) und seinen "Spitzfuß" von falscher Lagerung während des Krankenhausaufenthaltes zum ersten mal gesehen habe. Zu der Zeit trug er auch noch orthopädische Schuhe, einer davon hatte eine Absatzerhöhung von ca. 8cm.
Aber sie gehörten bzw. gehören zu ihm!

Mag schon sein, dass Narben nicht immer dasselbe bedeuten müssen - da will ich dir auch gar nicht erst widersprechen. Allerdings sehen ihre Narben ähnlich aus wie meine, ganz gerade, teilweise heftig auseinanderklaffend und da ist es eigentlich ziemlich klar, dass das nicht die Katze oder ein Verkehrsunfall gewesen sein kann. Es kommt immer auf das Aussehen der Narben an.

LG Mira

mhmm .. irgendwie gerät dieser Thread in Richtung SVV ... also kann ich meinen Senf auch dazu geben, da ich hier recht anonym bin juckt es mich auch nicht offen darüber zu schreiben.
Als Borderline ist das Ritzen oder Schneiden lediglich eine Fähigkeit sich aus unendlichem Gefühlschaos zu holen oder aber einfach zu wissen, dass man noch lebt, wenn man daran denkt, dass das eigentlich garnicht sein kann bei all dem was man erlebt hat.
Das Problem an dieser Fähigkeit (Skill) ist, dass es das einzig wirksame ist um sich daraus zu holen ........ also nicht das Schneiden oder Ritzen an sich, sondern um das selbstverletzende Verhalten einfach Körperempfindungen zu bekommen, wenn alles taub um einen ist.

Vielmals wird das mit Emos verwechselt, als Emos bezeichnen sich aber Teenies, die es cool finden, wennse sich ne RAsierklinge in den Arm reissen. Ich persönlich find's nicht sonderlich toll, bin aber froh, dass ich etwas gefunden habe was mich in die Realität zurückholt und sie erträglich macht.
Andere schreiben in Foren, dass Menschen, die sich sebst verletzen einfach nicht mit dem Leben klar kommen, und das wird meist so abwertend dargestellt. Dazu kann ich nur sagen, dass schon eine Menge passiert sein muss, dass man viel erlebt haben muss um so weit zu gehen ......... zwischen Leben wollen, aber es nicht mehr spüren zu können (Stichwort Dissoziation).

Zu den Narben: Erst heute war ich bei nem Supermarkt einkaufen gewesen und da ich relativ frische Schnitte an den Unterarmen habe und im T-Shirt rausging (weil gleich um die Ecke) hab ich gemerkt wie mir die Kassiererin total erschrocken auf die Arme geschaut hat um dann so zu tun als wäre für sie alles in Ordnung. Ich muss gestehen, dass ich normalerweise langärmlig umherlaufe, weil ich solche Situationen halt meist vermeiden möchte, aber heute hab ichs einfach verpeilt.
Ich für mich selbst mag meine Narben, weil sie, trotz dass ich retorisch sehr gut bewandert bin, scheinbar das Einzige sind woran andere Menschen kapieren, wie viel Schmerz in einem steckt. Und sie erzählen eine Geschichte, wie Buchstaben in einem Buch.

LG D.

Muss mich da ganz meinem Vorredner anschließen....
Ich selbst hab auch Narben am Unterarm, die sehr gut auffallen weil Sie dunkler sind, als der Rest der Haut. Wenn jemand sich mit dem Thema befasst hat oder selbst SVV macht/machte weiß er sofort, woher Sie kommen. Viele Freunde haben mich angeredet " oh mein Gott was hast du das gemach", sagte nur lange Geschichte. Kann darüber einfach nicht reden... Aber Sie sind ein Teil von mir, von meinem Leben und gehören deshalb zu mir! Ich denke außenstehende tun sich damit einfach schwer. Ich kenne selbst einige, die heute noch SVV machen, es ist zwar schlimm anzusehen bzw. schlimm zu wissen, dass in der Vergangenheit schlimmes passiert sein muss, aber hätte mein Partner selbst Probleme damit könnt ich damit umgehen und leben. Klar die Gefahr, dass man sich gegenseitig runter zieht ist groß, aber ich denke, die hemmschwelle sich auszuziehen, die Narben vom anderen zu sehen ist geringer, da der andere einen versteht.
Sie vor jemanden zu zeigen, der damit keine Erfahrungen hat kann natürlich schwer sein, vor allem wegen der Fragen woher, wieso, warum,....
Aber auch Narben können zu einem Menschen kommen, und ich liebe ja den Menschen, da sind Narben doch fast egal!

LG

da wir nicht der norm entsprechen ...
sollten wir uns an der norm nicht stören!

Stürze als Kind, Hundebiss, Striae, volles Programm eigentlich ... und? Entweder man mag mich wie ich bin ... oder eben nicht.

Kann mich Suncemoye nur anschließen.

Hab auch ein paar Narben... lach, die ganzen Knie sind voll davon und auf der Stirn hab ich auch eine kleine (Mutprobe im Kindergarten: "Wer von dem Baum springt ist in meiner Bande" ), alles Kindheitserinnerungen... auf Bäume klettern, Rollschuhlaufen, Fahrrad fahren... zwar oft hingefallen, aber es sind trotzdem schöne Erinnerungen.

Größere Narben habe ich von einer Hüftoperation. Eine geht genau über den Beckenkamm und da sie sehr sauber verheilt ist sieht man da nur einen feinen weißen Strich, und daran habe ich mich mittlerweile so gewöhnt, dass ich es sogar ganz hübsch find. Eine ist am Po, die ist nicht ganz so glatt verheilt, aber hey... die seh ich ja nicht, deshalb ist sie auch in meinen Gedanken eigentlich nie so präsent... also egal

Insgesamt gehören alle meine Narben eben mitsamt ihrer jeweiligen Geschichte zu mir und so ist das eben
Hab mir da eigentlich auch noch nie Gedanken gemacht, ob mich deshalb jemand weniger mögen könnte, habe auch noch nie eine solche negative Erfahrung gemacht.

So hätt ich das auch gesehen

Naja,also solche kleineren Narben sollten ja nun nihct wirklich dazu beitragen die Attraktivität eines Menschen irgendwie zu beeinflussen.
Bei großen Brandnarben kann es natürlich schon sein,daß diese zu auffällig sind.

Aber wenn man den Menschen dahinter kennt und mag,sieht man die Narben auch nicht mehr als so schlimm an.

Ich selber habe ja welche, sagte es ja auch schon.... aber auch nach fast 22 Jahren wo ich die habe, sehe ich sie selber noch als schlimm und unschön an.. und halte sie so gut es geht versteckt/verdeckt!!

Hexe

Ich bin ziemlich überrascht hier auf einen so nachdenklichen Thread zu stoßen, der ein Thema berührt, das auch irgendwie zu mir gehört.
Ich habe natürlich auch die ein oder andere OP Narbe, die mich allerdings nicht weiter stört, weil medizinische Narben innerhalb eines gewissen Rahmens schon gar nicht mehr auffallen. Fast jeder hat eine und niemand schaut oder fragt. Zumindest habe ich das bisher so erlebt.

Wenn es allerdings um seelische Narben geht, die sichtbar werden anhand von körperlichen Narben durch Selbstverletzung, dann sieht die Sache anders aus. Es hat fast zwei Jahre gedauert bis ich halbwegs offen mit meinem Mann ansprechen konnte, dass ich wieder angefangen habe mich zu verletzen. Das bedeutet ich habe es sogar zu Hause unter langen Ärmeln, weiten Klamotten, Socken etc versteckt. Dementsprechend schwierig war es mit den Narben umzugehen und mit den Reaktionen von anderen Leuten.
Mittlerweile habe ich einen Großteil der Narben mit Tatoos überdeckt, die zumindest den Fokus weglenken und so die Narben für Außenstehende fast unscheinbar werden lassen. Jetzt kann ich selbst auch wieder mit etwas Wohlwollen auf meine Arme schauen.

Die seelischen Narben sind wesentlich schwieriger zu handlen. Ähnlich wie bei dem Vorposting über Borderline ist SW für mich ein Skill aus einer Dissoziation herauszukommen, die ausgelöst wird durch eine Posttraumatische Belastungsstörung, also zB ein Flashbackerlebnis. Auch das gehört zu mir und ich muss es als einen Teil von mir akzeptieren lernen, so wie die Narben an meinen Armen.

.. ganz genau! Sagte es schon zu Beginn hier.. ich denke, das es auch darauf an kommt, von wem bzw woher man seine Narben hat! Wenn man diese mit einer schlechten/schlimmen Erfahrung in Verbindung bringt, machen diese einem sicher mehr aus, als eine OP-Narbe!
Von den seelischen Narben die dann auch da sind, brauchen wir dann garnicht erst zu reden!!

Hexe

ich bin seid 10 jahre herztransplantier und habe sehr sehr viele narben

Ich habe mich eine ganze Zeit lang selbst geschnitten, mein ganzer Arm ist voller Narben. Vor 4 Jahren hatte ich einen schweren Unfall und eine 20 cm Narbe am Rücken.. 10 cm seitlich an der Lunge und dann noch diese 2 Narben, weil die Ärzte Knochen brauchten...

Ich stehe zu jeder einzelnen.. und mir ist auch noch nie aufgefallen, dass mich jemand länger deswegen angeschaut hätte..

Es gehört nun mal zu mir und meiner Person.

hallo ihr lieben,

habe ein komplettes neues thema heut morgen hier im forum geschrieben, aber es ist nicht online.

muss das erst freigeschalten werden oder ist es im nirvana verschwunden?

luna

Sehr wichtig ist wohl der Unterschied "Unfall"- und "selbstverschuldete" Narben. SVV Leute haben mMn definitiv eine Sonderstellung inne. Es ist ein Unterschied, ob ich sage " das war derundder Unfall" oder " da habe ich mich geschnitten"....!! Hierbei ist das Geständnis an sich schon an starkes Vertrauen gebunden. Doch auch hier gilt wohl, jeder ist anders.... bei manchen Menschen spürt man einfach, dass man die Wahrheit sagen kann. Und diese Menschen sehen dann auch alles, nicht nur solche "Fehler". Denke/ hoffe ich.

Und- das muss ich noch anmerken- spontane Sexualkontakte werden sowas wohl kaum wahrnehmen bzw. ansprechen, sondern eher "einfach" nicht mehr wieder kommen. Also keine Erklärungsnot.

Gruß,

w- Part von nim

Hallo Hugo, und trotzdem hast du den Mut und den Sex nicht aufgegeben- Bravo!!!
Also meine Narben werden immer angefasst und manchmal auch geküsst, gestreichelt und dann geht es zu anderen interessanten Stellen an meinem Körper

Also ich habe seitdem ich 11 bin eine große Narbe auf dem Knie, schon damals prophezeiten mir die Ärzte, dass sie nicht sehr schön sein wird, da ich noch im Wachstum bin und sich die Narbe verzieht. Und so war es auch, statt einer gleichmäßigen dünnen Narbe, ist sie an einigen Stellen breiter geworden.

Vor einigen Jahren hat mich das sogar davon abgehalten Miniröcke zu tragen, weil ich dann das Gefühl hatte, alle würden darauf starren und es war mir unangenehm. Trotzdem hatte ich persönlich keine Probleme mit der Narbe, ich habe mich immer nur gefragt, wie andere das sehen und mir eingeredet, sie sei in ihren Augen unästhetisch.

Mittlerweile konnte ich damit leben, trag jetzt auch was ich will ohne dabei an meine Narbe zu denken.
Jetzt ist das aber auch kein Thema mehr, da ich eine erneute Op hinter mir habe und jetzt wird die Narbe dünner und weniger auffallen und obwohl es mich nicht störte, seh ich das als angenehme Nebenwirkung der OP.

hat mich etwas überrascht diese antwort hier schon zu lesen, aber es ist auch genau meine meinung:
Narben sind schön!
und um mal fight club zu zitieren: willst du ohne narben sterben?

Hallo an alle,

da sich hier zu diesem Thema doch einige SVVler gemeldet haben, hab ich mir Gedanken drüber gemacht, ob es vielleicht "sinnvoll" wäre, wenn wir ein extra Thread für die betroffenen unter uns zu öffnen. In solch einen Thread kann dann ein Austausch von Erfahrungen usw.


Liebe Grüße
Sigurd

gute idee, das thema svv ist zu wichtig um es mit ganz anderen themen in einen topf zu werfen

Ich habe einige Narben, von denen man die meisten nicht sieht.

Die OP-Narbe am Handgelenk ist in der Zwischenzeit in einer ganz normalen Altersfalte verschwunden.
Die Narbe der Platzwunde über dem Auge ist zum größten Teil von der Augenbraue verdeckt
Die am Schienbein von dem Beil mit dem ich mich im holden Alter von 12 in purer Dummheit selbst verletzte ist nur im Sommer sichtbar, wenn die Haut drumrum brauner ist als die Narbe.
Die am Daumen von der Bügelsäge ist zu klein um leicht wahrgenommen zu werden.
So ist es mit noch fünf oder sechs anderen auch. Kaum sichtbar.

Als Kind und Jugendlicher fand ich Narben klasse.
Ich wollte immer welche haben.
Ich bewunderte irgendwelche Schauspieler (nicht wie Prochnow mit seinen Pockennarben, es mussten schon Schnitt- oder Schussverletzungen sein) die einen Schnitt quer durchs Gesicht hatten, oder quer über den Bauch.
Bis ich irgendwann wusste, dass die gar keine Narben hatten, sondern nur geschminkt waren

Ich war aber nicht in der Lage mich selbst zu verwunden (außer bei meinen Unfällen durch grobmotorisches Verhalten).
Hatte Angst vor den Schmerzen.

Heute bin ich froh, dass ich dem damals nicht nachgegeben habe, nachgeben konnte.

Ich hatte mal eine Freundin mit einer Verbrennung.
Ich wusste es, bevor ich es sah, sie sagte es mir.
Trotzdem musste ich schlucken und ich hoffte sie hat das Schlucken nicht bemerkt. Hat sie aber, klar.

Vielleicht stören mich deshalb heute Narben bei anderen heute nicht.
Weder Unfall oder OP-Narben, noch selbst beigebrachte.

denke es gibt niemanden der nicht eine narbe hat manche belasten einen manche nicht ich selbst habe viele kleine (kleine Unfälle,OP usw.) wo ich im nachinein sage gut das nicht mehr ist hätte schlimmer ausgehen können (Narbe versteckt unter der Augenbraue hätte auch ins Auge gehen können).

Verstehe alle die ihre Narben verstecken habe eine große Brandnarbe auf der re Schulter (8cm durchm.) hab fast 20 Jahre gebraucht sie offen zu zeigen (trage gerne ärmellos) viele gucken einen schon doof an i denk mir immer wenns euch nicht gefällt müßt ihr ja nicht her sehen.

Wenn ich ne hübsche Frau kennenlern bleibt oft aber schon noch der Gedanke was sagt Sie zu meiner Narbe.

"Narben erzählen Geschichten das gehört einfach zum Leben"

sind wie tattoos, fürs Leben, normalerweise eben nur nicht freiwillig. ich selbst habe auch einige, eine davon über die gesamte Länge vom rechten Bein durch eine OP. Sie errinnert mich immer wieder an die Zeit vor der Op und die ganze heilungsphase danach, jedoch eher im positiven Sinn. Ich selbst habe nichts gegen Narben da ich zuviele haben und sie stören mich auch nicht. Anfangs störten sie mich weil jeder draufglozte und Fragen stellte, mittlerweile ist es mir egal