Die Liebe zum Beziehungspartner hingegen ist eine andere, nämlich eine, die auf unserem Drang zur Fortpflanzung beruht und insofern klar sexuell begründet ist.
Finde ich nicht.
Der Drang zur Fortpflanzung ist ein eher grundsätzlicher, der losgelöst vom Beziehungskram ganz wunderbar funktioniert.
Und auch jenseits einer Beziehung suchen wir uns den potentiellen Vater (ich sprech jetzt mal von den sich fortpflanzenden Frauen) nach seinen Fortpflanzungsqualitäten aus. Wir reagieren somit eher auf einen Kerl, der das klassische Bauarbeiterklischee erfüllt, als auf einen Typ, der so aussieht als erleide er jeden Augenblick einen Schwächeanfall. Anders gesagt, für die Zeugung den Macho und für die Aufzucht den, der die Sicherheit bietet. X³- Kuckuckskinder bestätigen diese These.
Wir haben aber auch noch die Moral. Und nicht zu vergessen: die Kirche. Und da ist es eigentlich egal, welcher Couleur diese Religion geartet ist, sie haben so gut wie alle etwas gemeinsam: erst heiraten, dann vögeln. Und wer sich nach der Generalprobe in der Hochzeitsnacht nicht riechen kann, der hat eben Pech gehabt. Denn vor Gott wird nicht geschieden. Das steckt in uns drin, immer noch...und noch viel mehr in unseren Vorfahren. Die einmal getroffene Wahl hat Gültigkeit. Alles andere würde Gott und die Nachbarn auf den Plan rufen.
Ein Stück weit sind diese Zeiten vorbei (unsere Großeltern kennen die noch ganz gut), aber die Urproblematik scheint fast in den Genen verankert. Soooo schnell trennt man sich nicht. Weil man katholisch ist, weil Kinder da sind, weil der Kerl mit dem man vögelt einem einmal im Monat ein Paar neue Schuhe kauft, weil das Eigenheim noch nicht abbezahlt ist (um welches man sich dann nachher streiten müsste), weil die 100-jährige Omi mütterlicherseits einen Schlaganfall bekäme, wenn die liebe Enkelin sich scheiden ließe.
Und so läßt man sich auf Kompromisse ein. Immer wieder auf´s Neue und immer wieder ein bißchen mehr. Der eine Teil der Beziehung vielleicht mehr als der andere. Die Waage gerät aus dem Gleichgewicht, es gibt Schlagseite....und irgendwann soviel, daß nichts mehr geht. Und dann trennt man sich. Oder man schlägt sich gegenseitig den Schädel ein. Auch hier sprechen x³- Ehedramen wahre Bände.
Was veranlasst nun zu einer Trennung?
Ignoranz, Respektlosigkeit, fehlende Aufmerksamkeit, Langeweile.....undsoweiter.
Je länger man mit einem Menschen zusammen ist, desto mehr Aufmerksamkeit braucht die Angelegenheit.
Man muss Arbeit investieren. Und die will man sich mitunter ersparen. Denn arbeiten kann anstrengend sein. Viel schöner ist es, wenn alles rund läuft...und das bitte wie von selbst. Das tut es aber nicht. Nie. Und schon garnicht, wenn Kinder da sind. Wenn der liebende Gatte zum x-ten Mal in Folge von der Arbeit nach Hause kommt und die Kindsmutter sitzt in Plüschpantoffeln und besabbertem Bademantel mit ner Tüte Chips vor´m Fernseher (weil die Kinder endlich mal pennen), dann hat der schwer arbeitende Familienvater irgendwann nicht mal mehr Lust nach Hause zu kommen. Und so wenig, wie er Lust hat sich das Plüschpantoffelmonster anzugucken, so wenig hat sie Lust, sich nach einem nervenaufreibenden Tag (mit, auch seinen, Kindern) für den Kindsvater in die Dessous zu werfen um ihm die Liebesgöttin vorzutanzen.
Wenn man sich da nicht in der Mitte trifft, gerät man in eine Schleife, die nicht mehr aufzudröseln ist. Man warte dann halt nur noch, bis die 100-jährige Omi endlich unter der Erde liegt um sich ohne weitere Kollateralschäden trennen zu können.
Und dann gibt es natürlich noch die Männer und Frauen, die sich denken, daß ewig geschworene Liebe auch wortwörtlich so gemeint ist. Die aus lauter Bequemlichkeit (oder auch Angst) nicht auf die feinen Nuancen achten, die da plötzlich in den Nebensätzen zu hören sind. Die nicht darauf achten, wenn der Partner plötzlich mit "komischen" Ideen um die Ecke kommt. Der überhört, wenn die Liebste ihm etwas von irgendwelchen Reportagen, Foreneinträgen oder sonstigen Quellennachweisen über den Swingerclub 30km weiter erzählt. Wo einer von beiden, aus einer Hemmung heraus, aus Angst, aus anerzogenen Befindlichkeiten heraus, lieber versucht die Sache auszusitzen als zu thematisieren.
Und dann kommt Frust auf. Nicht nur das der blöde Ignorant seit Jahr und Tag die Zahnpastatube offen rumliegen lässt, die Barthaare dekorativ im Waschbecken verteilt und den verdammten Klodeckel nicht schließt.....ne, der Kerl treibt´s noch weiter, er ignoriert mich völlig.
Kürzlich hatte ich einen Herren zur Kurzzeitpflege. Ich bin zu ihm rein um mit ihm die persönlichen Daten zu besprechen. Die klassische Frage nach dem Familienstand hat er mit "geschieden" beantwortet. Von meiner Seite hätte es keinerlei mehr Auskünfte benötigt, aber der Opi war sehr redefreudig. Er hat sich nach 61-Jahren scheiden lassen. Warum? Erst musste er feststellen, daß sein Enkelkind nicht seines ist, welches zur Folge hatte, das er nun auch wusste, daß seine Tochter nicht seine ist......und dann kam sein i-Tüpfelchen, die Gattin fing an "komisch" zu kochen. Über Nacht hatte die Dame ihre Liebe zum veganen Futter entdeckt und ließ ihren Mann daran teilhaben. Was also die untergeschobene Tochter nicht erreicht hatte, der grüne Salat hat´s geschafft.........