Schlechtes Gefühl nach Vertrauensbruch - Was tun?

Da ist schon was dran, stimmt auch prinzipiell.

Nur ist halt im allgemeinen, zumindest in unserem Kulturkreis, Treue innerhalb einer Beziehung als sexuell treu verstanden. Sexuelle Exklusivität verstehen nunmal die meisten als "dem Partner treu sein". Aber noch lange nicht alle. An sich hat Treue auch erstmal rein gar nichts mit sexueller Exklusivität zu tun. Es geht dabei vielmehr um gegenseitige Verlässlichkeit und Loyalität. Werden gemeinsam getroffene Vereinbarungen eingehalten, ist man treu.

Da liegt auch das Problem, wenn ein Großteil der Gesellschaft automatisch davon ausgeht, der Partner hätte mit dem Beziehungsbeginn der Vereinbarung "sexuelle Exklusivität" zugestimmt ohne jemals darüber geredet zu haben. Für den einen beginnt in diesem Kontext diese Exklusivität schon beim Kopfkino, beim nächsten erst bei der Penetration, beim übernächsten vielleicht ganz woanders....

Nö, dieser Text sagt nur aus, dass ER es offenbar so sieht.

Ich würde nicht immer davon ausgehen, dass das der "Partner" das auch so sieht. Genau darum geht es mir.

Das wird immer einfach so vorausgesetzt: "Ich liebe sie/ihn, wir ziehen zusammen in eine Wohnung - also liebt sie/er mich auch und ergo führen wir eine exclusiv-monogame Zweierbeziehung"
Warum?

Es geht doch schon damit los, dass einen Anderen zu lieben nicht automatisch bedingt, dass der Andere einen auch lieben muss - nur weil er nicht gleich wegrennt.
Liebe ist nicht zwingend wechselseitig (was bei vielen eine Enttäuschung hervorruft, wenn sie diese Selbsttäuschung entdecken - nämlich dass sie doch nicht wechselseitig war)

Vielleicht hat SIE das wirklich mehr als Zweck-WG unter Freunden angesehen - mit der Option, auch ab und an geilen Sex miteinander zu haben. Wissen wir nicht - und vielleicht weiß das nicht einmal der TE so genau. Er hat es nur angenommen.

So lange nicht zwei Menschen einander eine exclusiv-monogame Beziehung versprechen, würde ich nie davon ausgehen, dass es eine ist. Denn der Normalfall einer zwischenmenschlichen Beziehung ist es nicht - die meisten Beziehungen sind wohl Freundschaften, und die sind sehr, sehr selten nur exclusiv-zweisam ausgerichtet. Und selbst in der Liebe ist es oft nur ein aufgezwungenes Denkmuster (weil es halt "gesellschaftlich so erwartet wird"), aber es wird innerlich nicht so gefühlt.

Und in diesem Zwiespalt zwischen Ratio (so ist aber die gesellschaftliche Erwartungshaltung, die "moralische Norm") und Gefühl (ich empfinde auch liebevolle oder erotische Gefühle zu dem oder jener - oder auch beides) gerät so manch einer in arge innere Bedrängnis und scheitert aufgrund überzogener Erwartungshaltungen (an sich selbst oder den Partner) auch manche Beziehung

Ich habe fast das Gefühl, dass ich ein bisschen verarscht werde aber gut durchatmen


Warum sollte Sie dann totale Angst vor Trennung gehabt haben? Warum sagt sie es nicht? Da interpretierst Du jetzt doch ziemlich viel rein.

Klar kann man sagen "ich sehe das generell anders" aber grundsätzlich (bei allem) finde ich: Wenn ich etwas tue, was das Partnergefüge beeinflussen könnte, muss ich mich mit meinem Partner darüber absprechen.

Ich schmeisse den gemeinsamen Backofen raus und stelle einen neuen dahin? Absprechen.
Ich lasse ihn einfach stehen? Muss nicht besprochen werden.

Ich steche dem gemeinsamen Kind ein Nasenpiercing? Absprechen.
Ich mache es nicht? Muss nicht besprochen werden.

Ich sage den gemeinsamen Freunden, dass ich sie nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung haben will? Ansprechen.
Ich beiße die Zähne zusammen? Muss nicht besprochen werden. (ok, sollte über kurz über lang vielleicht, dem inneren Frieden wegen)

Ich will die Freundin meiner Frau vögeln? ... nun ja, sollte ich absprechen.
Ich vögel' sie nicht? Muss nicht besprochen werden.

Nix gegen offene Beziehungen oder ausleben von persönlichen Vorlieben, Gefühlen oder sonstwas aber Partnerschaft ist das Gegenteil von Egotour und da ist "ist mir egal, wie Du Dich dabei fühlst" fehl am Platz. Nochmal: sobald ich IRGENDETWAS mache, was den Partner berühren, treffen oder verletzen KÖNNTE, sollte man den Arsch in der Hose haben, und das Gespräch suchen (Im Idealfall kommt als Antwort "Was? Klar, mach ruhig" und alles ist gut.). Ansonsten kann man sich auch eine Partnerschaft schenken und man trifft sich gelegentlich zum Fernsehen und pimpern.

Also finde das ein Vertrauensbuch sehr schwer wieder her zu stellen ist.
Warum kann man nciht eifnach über alles reden.Ich sleber kann das nicht nachvollziehen.
Wenn man über alles redet Bindet es um so mehr.

Ich möchte einfach eine andere Sichtweise darauf aufzeigen - und zwar eine, die genau so möglich ist.

Nö, die Angst vor der Trennung kann SIE aus dem gleichen Grund haben wie ER (und er hat es oft genug hier geschrieben - Liebe ist es bei ihm offensichtlich nicht):
• Angst davor, die Wohnung aufgeben zu müssen
• Angst davor, allein oder wieder bei den Eltern leben zu müssen
• Angst davor, dass die finanzielle Situation sich drastisch verschlechtert
• Angst davor, einen vielleicht guten Freund zu verlieren

Alle diese Ängste, die letztlich auch zu einer Angst vor der Trennung führen, müssen nichts damit zu tun haben, ob diese Beziehung für SIE eine exclsuive "romantische" Zweier-Liebes-Beziehung war oder eben doch eher eine freundschaftliche Zweckgemeinschaft (mit gelegentlichem Sex auch miteinander - warum nicht ).

Tolles Beispiel:
Es gibt Lebenspartnerschaften, in denen gilt: "Nichts fragen - nichts sagen" oder "Was ich nicht weiß ..."

Wäre es nicht erst einmal eine Entscheidung zwischen mir und der Freundin meiner Freundin¹), ob und wo und wie wir miteinander Sex haben wollen?

Oder anders: Muss ich einem guten Kumpel von jedem sexuellen Abenteuer erzählen?

OK, wenn es die gute Freundin des Kumpels oder der eigenen Freundin ist, würde ich sehr wahrscheinlich dafür sein, dass sie davon wissen.
Aber vorher "um Erlaubnis fragen"? - Nö, das muss schon jeder mit sich selbst ausmachen. Wenn ich den starken Verdacht hätte, mein Kumpel (oder meine Freundin) könnte etwas dagegen haben, dass ich Sex mit seiner/ihrer Freundin habe, würde ich es sein lassen - wegen der Beziehung zwischen den anderen beiden, in die ich mich nicht einfach so von außen einmischen will.
Ob ich aber unter allen Umständen dieser prinzipiellen Entscheidung widerstehen ...

Bezogen auf den Fall eingangs:
Wenn meine Freundin mit einem sehr guten Freund von mir Sex hätte (obwohl er wüsste, dass ich das wahrscheinlich nicht wollte), dann hätte ich zuerst einmal ein Problem und dringenden Redebedarf mit meinem Freund. Also - mindestens genau so wie mit meiner Freundin.

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¹) Frau im Sinne von "Ehefrau" lasse ich mal außen vor - da gibt es bestimmte Formulierungen im Ehegelöbnis, die so eine Ehe erst einmal generell als "sexuell-exclusiv", oft sogar monoamor definieren, womit es eine klare Absprache zumindest pro Forma gibt

Genau das ist die Frage:

War es von beiden Seiten eine solche "Partnerschaft" - also eine von Liebe und gegenseitiger Achtung und Zuneigung getragene Lebenspartnerschaft?
Oder hat nur er es sich so rosarot angemalt - aber im Kern war es eher eine Zweckgemeinschaft, in der man sich "gelegentlich zum Fernsehen und pimpern" trifft und aus Bequemlichkeit und Kostengründen auch gleich in einer gemeinsamen Wohnung lebt (weil: bei den eigenen Eltern ist mit 19 ja uncool )?

Denn nach seinen Darstellungen und Äußerungen im Nachhinein war es für ihn letztlich auch nichts anderes, nur mit der Illusion übertüncht: "Jetzt wohnt sie bei mir, damit sind alle anderen Kerle für sie tabu!"

Ich verstehe absolut was Du sagen möchtest, aber wenn ich das alles auf einen 19 Jährigen übertragen soll, schockt mich das richtig. Ist es in unserer Gesellschaft wirklich schon soweit? Keine romantische monogame Liebe unter Teenies ohne Absprache?

Ja, ich denke schon, dass wir (endlich) in unserer Gesellschaft langsam dahin kommen, dass im Miteinander zweier Menschen keine Allgemeinzustände mehr unterstellt werden, keine dogmatischen Normen mehr bestimmend sind, sondern dass auch die Frauen das Recht haben, ihre Wünsche und Gefühle klar zu artikulieren und auszuleben.

Denken wir mal 200 Jahre und weiter zurück - da war so ein freizügiges Verhalten des Mannes völlig normal (und die Frauen, die ihm entsprechende Dienste zu leisten hatten, waren der "Abschaum" der Gesellschaft - außer ein wenig für den Augenblick, in dem man ihre Dienste erkaufte).

Mit der "Romantik" und der daraus sich entwickelnden "Liebes-Heirat" vornehmlich in bürgerlichen Kreisen wurde das zwar pro Forma beseitigt - aber real?
Was ist denn ein Mann, der es vielen Frauen besorgen kann? In den Augen vieler immer noch ein "toller Hengst", "geiler Typ", ...
Und eine Frau, die viele Männer sexuell "ran nimmt"? Eine Schlampe, eine Hure, abgewertet und verächtlich betrachtet.

Ja, es bedarf klarer, ehrlicher und direkter Absprachen miteinander - auch in Bezug auf die Liebe und die Partnerschaft. Schön, wenn das immer mehr zur Normalität wird und die Partnerschaften nicht mehr auf "allgemeinen Annahmen" beruhen, die oft mehr eine Selbsttäuschung sind, weil man es gern so möchte, als dass sie der Realität beider entspricht.

Ich möchte mich ab jetzt aus der Diskussion heraushalten aber eine Sache noch: Was Du beschreibst (bezgl. Freizügigkeit, offener Sexualität etc.) scheint hier im Joyclub (und in der entsprechenden Szene) sicherlich so sein und das finde ich für die entsprechenden Leute auch schön, aber ich denke, der massiv größere Teil der deutschen Bevölkerung geht weiterhin brav zur Arbeit, hat 1,4 Kinder und freut sich erstmal (mal mehr, mal weniger) an seiner monogamen Beziehung. Wenn ich hier im Forum lese, habe ich auch das Gefühl, dass mein spiessiges, monogames Leben mit meiner langjährigen Partnerin ein Relikt aus alter Zeit sein muss aber wenn ich mich so umhöre, scheint das garnicht so ungewöhnlich zu sein. Ob sich das langfristig mal gravierend ändert? Mag sein aber ich möchte keine Partnerin, die nach 2 Jahren kein Gespür dafür hat, dass Sie mich verletzt wenn Sie ungefragt mit meinem Kumpel in die Kiste steigt. Sie kann mich gerne fragen und wir können GERNE schauen, wie wir das später wieder gekittet kriegen wenns doch passiert, aber sich hinsetzen und sagen "Aber Du hast es mir doch nicht verboten, tüdeldü" lässt mich recht fassungslos zurück.

Danke an dieser Stelle auch für Sammie77s Beitrag, zwei weiter oben.

Wie auch immer, ich bin immer offen für andere Meinungen und Ansichten von daher kannst Du das gern so handhaben. Von mir aus back to topic - um den TE geht es ja grade nicht mehr so richtig.

Gern noch einmal, weil es vielleicht unterging oder nicht so deutlich wurde:

Wer sagt denn, dass SIE es als eine solche Partnerschaft angesehen hat? Schaut euch doch mal die Jugendlichen von heute an?
Da gibt es die komplette Bandbreite von: "Keinen Sex vor der Ehe - ich spare mich für den einen Traumprinzen auf" bis hin zu "Bereue später nur, was du nicht selbst ausprobiert hast!" mit dem entsprechenden Verhalten.
Sicher zwei Extreme, aber dazwischen ist alles vertreten incl. dieser beiden.

Und wenn ich mir die Texte des TE dazu so durchlesen (wo ist DER eigentlich abgeblieben?), scheint da auch mehr der Bequemlichkeitsgedanke ("Geil, ich hab »meine« Ische schon und muss nicht wie die anderen Looser weiter suchen" oder "Wohnung geteilt, das kann ich mir leisten und kann bei Mutti raus - und aufräumen kann meine "Liebste" letztlich genau so gut" oder ähnliches) der Hauptbeweggrund gewesen zu sein.
Da ist jetzt plötzlich die reale Gefahr da, dass das Enden könnte ...

Und wir kennen ja nur seine Aussagen dazu - und teilweise sehr einseitige Statements über das unmögliche Benehmen dieser "Schlampe" (auch wenn es wohl niemand so direkt geschrieben hat - im Unterton vieler lese ich das dann doch so heraus).

Aber wird ihr damit nicht vielleicht großes Unrecht getan, wird da nicht vorschnell geurteilt?

Hallo Fabian, wie schon viele vor mir, kann ich Dir nur ans Herz legen, klammer dich nicht an die eine. Probier aus, mach deine Erfahrungen und genieße dein Leben.

Du wirst feststellen, er passt auch bei anderen Frauen! 😉