Meine Erfahrungen mit Bedürfnissen
Also Psychologen der Verhaltenstherapie gehen davon aus, das man „falsch“ erlernte Verhaltensweisen auch wieder ver-lernen kann. Du hast ja bei dir gemerkt, dass sich Verhaltensmuster ändernd lassen. Also Grundsätzlich mal.
Ich gehörte auch zu denen die prinzipiell immer alle Richtig machen wollten und allen Recht. Aber wenn man versucht es allen Recht zu machen, dann hat man eine Person meist vergessen: Sich selbst.
Jetzt ist es eben vieles immer leichter gesagt als getan, da manche Verhaltensstrukturen eben doch komplexer sind als man meinen will. Beispiel: Wenn jemand dick ist, dem musst du nicht sagen das er abnehmen soll. Er oder Sie wissen das. Aber ihnen fehlen die Strategien zum Umsetzen. Wenn Abnehmen so einfach wäre, dann hätten wir keine (unfreiwillig) dicken Menschen um uns herum.
Mit dem Verändern von Verhaltensmustern ist das ähnlich: Wenn ich jetzt also sage: „Kümmere dich mal weniger um die anderen, sondern erst mal um dich“ dann kommst sofort die kleine Arschloch-Stimme im Kopf und sagt: „DU BIST EIN EGOIST DER NUR AN SICH DENKT!“ Und überhaupt: Eigenlob stinkt.
Kurz: Gegen Mitmenschen und Umwelt „anzukämpfen“ kann sehr schwierig werden. Weit schwieriger als es zunächst den Anschein hat.
Zu den Fragen:
Eines der ersten Dinge die ich lernen musste war: Bedürfnisse kommunizieren!
Denn da geht es nämlich oft schon los. Menschen sind keine Gedankenleser (Liebe Frauen: Gerade wir Möänner nicht.). Daher ist eines der ersten Dinge die man angehen sollte: Bedürfnisse kommunizieren. Was will ich jetzt gerade? Was brauch ich jetzt gerade. So etwas kann man in diversen Gruppen trainieren (Infos siehe Internet)
Das geht dann weiter mit so Dingen wie „Nein“ sagen zu können. „Nein“ ist ein kompletter Satz. Auch ohne Begründung. „Nein“ ist ein sehr Zeitsparendes Wort. Aber man muss es 1) aussprechen und b) mit den Reaktionen klar kommen können. Ohne sich „schuldig“ zu fühlen. Das eignet man sich nicht mal „eben so“ an. Nicht jeder.
Da ich selber relativ konservativ erzogen worden bin, war Sexualität immer schon seit jeher so eine Sache. Der große, böse, erhobene Zeigefinger der Moral schwebte permanent über mir.
Vor ein paar Jahren hatte ich sowas wie ein – ich nenne es mal ganz vorsichtig – Erleuchtungserlebnis. Da ging mir nicht nur ein Licht auf, sondern ein kompletter Kronleuchter. Am da habe ich angefangen an mir zu arbeiten und mir viel bei den Buddhisten abgeschaut. Seit dem, verbuche ich sehr vieles unter „lernen“ und „Erfahrungen machen“. So versuche ich eben auch aus Misserfolgen, positives herauszuziehen und lerne, wie man es schon mal NICHT macht
As kann tatsächlich eine sehr wertvolle Einstellung sein, WENN man in das Lage ist, sich so eine Einstellung anzueignen. Bei mir war das durchaus nicht immer so! Von extrem krassen Jahren der Depressionen zu einem „Ich finde das Leben interessant“ - das war richtig Arbeit. Und zwar über Jahre (!) hinweg. Veränderungen brauchen Zeit.
Jetzt die Pointe: Nachdem ich mich lange Zeit daheim einigelte, bin ich irgendwann ins Bad gegangen. Trotz Bauch. Ich sagte mir: „Leckt mich alle – Ich darf hier genauso baden wie alle anderen auch.“ Das ganze zog sich weiter und vor 3-4 Wochen habe ich mich hier bei JC angemeldet. Mit Gesichtsbildern, mit Nacktbildern und zwar aus einem einzigen Grund: Ich habe mir vorgenommen das es mir ab sofort scheißegal ist was andere davon halten. Und als ich dann hier war, war es sehr befreiend endlich mal über Sexuelles sprechen zu können, ohne dass man gleich der Perverse oder der Notgeile ist. Oder als Frau: Ohne gleich den Schlampen-Stempel aufgedrückt zu bekommen. Wer hier auf JC ist, der weiß worum es unterm Strich geht.
Für mich war das wieder so ein keines Steinchen mehr im Mosaik meiner Persönlichkeitsänderung.
Aber ich habe nun mal ein Bedürfnis nach Sex. Ich mag Sex. Ich bin ein sexuelles Wesen mit dem Bedürfnis sich nicht mehr verstecken zu wollen. Geschweige denn „gebrandmarkt“.
Et voilà – hier bin ich
Und die die das verwerflich finden: Ich könnt mir mal den Buckel runterrutschen und mit der Zunge bremsen
Zugegrben: Man macht sich, wenn man für sich einsteht, nicht gerade lieb Kind bei allen. ABER:
Die Leute die übrig bleiben und dich so nehmen wie du bist – das mögen am Ende nicht mehr sehr viele sein – aber diese Leute, sind auf jeden Fall dann die Richtigen!
Auf die Gefahr Menschen zu verlieren aber unter dem Strich, holst du dir damit nach und nach die Richtigen um dich herum. Kurz: Bevor man sich selbst ein schlechtes Selbstwertgefühl diagnostiziert, sollte man sicherstellen, nicht von Idioten umgeben zu sein
Wenn dich Menschen herunterziehen oder deine Bedürfnisse nicht respektieren: Dann schieß sie in den Wind. Du tust dir keinen Gefallen es Allen Recht machen zu wollen.
Eine Story die ich immer gerne rauskrame:
http://www.zeitblueten.com/news/esel-vater-sohn/