Ich bin gerade am etwas hinterherzuckeln, aber mal noch mein Senf dazu:
Shagnyne:
TE, warum schreibst du über "man", wenn du dich meinst?
Auch wenn du hier jetzt den TE ansprichst, ich kann mir folgendes nicht verkneifen kund zu tun:
Dieser Ratschlag mit „ich“ anstelle von „man“ mag hier und da seine Richtigkeit haben. Aber:
Es kommt auf die Dosis an. Denn ich hatte das mal tatsächlich umgesetzt und dann sehr oft „ich“ anstelle von „man“ benutzt. Und es kam was kommen musste. Es dauerte nicht lange bis der erste Vorwurf kam, ich würde immer nur über
mich sprechen. „Du sagst immer „ich, ich, ich...“
Zudem ist dieses „man“ auch einfach Sprachgebrauch. Es ist völlig ausreichend wenn der Leser, also du, in der Lage ist herauszulesen ob damit nun die Allgemeinheit „man“ gemeint ist, oder eben „ich“.
Sternenjuwel
Ich denke, Grenzen sind da, wo man anfängt einen andren zu verletzten.
Bei all der Selbstverwirklichung sollte man doch auch Rücksicht auf den anderen nehmen.
Dazu ein Zitat und ein Spruch:
Zitat:
„So lang jemand durch seine Taten nicht das Wohlbefinden oder die Freiheit eines anderen beeinträchtigt, sollte ihm die Gelegenheit gegeben werden, so zu leben, wie er möchte.“
-- Alexander Shulgin
Spruch:
„Gutmütigkeit endet da, wo sie systematisch ausgenutzt wird“
Was ich daraus gemacht habe: Rücksicht nehmen ist gut und richtig. Aber das hat dann auch immer für beide Parteien seine Gültigkeit. Und wenn du zu den Menschen gehört die zu viel Rücksicht nehmen, dann wirst du unweigerlich darunter leiden. Der Punkt ist: Entweder man (allegemein) resigniert und verfällt schlimmstenfalls in Depressionen oder aber man wird irgendwann wütend, fängt an zu rebellieren und wird schlimmstenfalls gewalttätig. Weil es einen irgendwann ankotzt immer der Nette und Gute und Rücksichtsvolle zu sein, während sich „die Anderen“ verhalten wie die Axt im Wald und auf dich oder Andere mal so gar keine Rücksicht nehmen.
Ausgeglichene Menschen sind da irgendwo in ihrer Mitte. Und es muss auch immer wieder neu ausgelotet werden. Wie viel Freiheit und Rücksicht gönne ich jemandem und wie viel brauche ich
auch selber!
Wenn mich jemand zum Beispiel ständig bedroht oder ärgert, dann entsteht dass, was man bei Hunden „Angstbeissen“ nennt. Ein Hund, und der kann noch so friedfertig sein, der in die Ecke gedrängt wird und sich bedroht fühlt, der beißt irgendwann zu. Oder er zieht den permanent den Schwanz ein und lässt „die Prügel“ über sich ergehen. Da ist einfach nichts in der Mitte, sondern man ist entweder extrem am einen Ende, oder am anderen der „Skala“.
Beides ist nicht gut.
Seehund
Wir haben Angst vor Ausgrenzung, Verlußt - einfach vor unangenehmen Konsequenzen.
Unterschreibe ich. Genau so.
Und wenn ich damit alleine nicht klarkomme, dann sollte ich Hilfe, in welcher Form auch immer, in Erwägung ziehen.
Ich bin nicht von Wohlwollen abhängig. Als Angestellter sieht das sicher schon anders aus.
Ja. Ganz schwieriges Thema. Zugegben. Da fällt auch mir eine Lösung schwer. Aber was ich zumindest versuchen kann ist auch hier: Bedürfnisse kommunizieren. „Hallo Chef, Sie haben mir jetzt schon 4 Aufgaben gegeben. Ich kann nicht alle Gleichzeitig machen. Welche soll ich zu erst machen?“ notfalls ein „Ich habe jetzt schon 4 Aufgaben – Ich kann jetzt nicht noch eine fünfte Übernehmen. Das zehrt an meinen Kräften und macht <hier etwas Negatives einfügen> mit mir.“
Und das muss man lernen! Gewaltfreie Kommunikation (Siehe Wikipedia/YouTube) könnte schon mal ein Anfang sein.
Wenn man sich damit anfreunden kann. Wenn nicht, muss ich mir eben eine andere Strategie suchen. Das Problem ist: Kein Mensch kann in Frieden leben, wenn es der böse Nachbar nicht will. Oder eben, in dem Fall, der Chef. Dann sollte man sein Arbeitsverhältnis Überdenken...
Aber ich weiß: Extrem schweres Thema. Da wären wir eben wieder beim Ausnutzen und der Tatsache, dass da jemand mir meine Freiheit nicht gönnt. Den Schuh der Schuld ziehe aber dann nicht mehr alleine an. Ich wurde zum Angstbeisser
gemacht! Und es gibt genug Leute die mich genau dafür dann bestrafen und mir Schuldgefühle einreden wollen. Aber da bin ich mittlerweile extrem hellhörig geworden. "Differenzieren" ist auch so ein Wort das ich sehr mag
@TE: Es gibt ein sehr interessantes Buch. Vielleicht wäre das was für dich:
„Emotionale Erpressung: Wenn andere mit Gefühlen drohen“ von Susan Forward.
Und man darf eben auch nicht ausser Acht lassen: Wer schon immer Zeit seines Lebens „klein“ gehalten wurde, der hat nie gelernt sich durchzusetzen. Da hilft dann auch kein „Dann setzt dich halt mal mehr durch!“. Wenn ich es nie gelernt habe, kann ich es nicht. Da sind wir wieder bei „Nein“ sagen.
Cat99:
Immer wenn ich Aussagen lese, wie
„Anerzogene Verhaltensmuster zu verändern halte ich für eine sehr sehr gute Idee“,
werde ich ein bisschen traurig darüber, dass es den Eindruck macht, als wäre alles, was uns unsere Eltern uns beigebracht haben, schlecht.
Aus eigener Erfahrung: Es liegt eben Nahe. Aber wie so oft wird halt eben gerne erst mal
irgendein Schuldiger gesucht der für die eigenen Probleme verantwortlich gewesen sein soll oder ist. Die meisten Menschen ticken so. Und da fasse ich mich auch an die eigene Nase.
Denn ...
Fesselnd:
Meine Eltern waren Opfer ihrer Zeit [...]
Also hatte ich für mich die Aufgabe mitbekommen, alles das zu hinterfragen, was mir meine Eltern und was mir die Zeit damals mitgegeben hatten.
Und genau so ging es auch mir. Mein Vater war lange Zeit mein Hass-Objekt Nummer 1. Bis ich alt genug war zu begreifen, das er eben seine Wertvorstellungen hat und ich eben meine. Ich liebe dieses Wort, weil sich vieles um genau eben diese Werte dreht. Wenn jemand etwas angreift das für mich einen Wert hat (ideell), eben meine Wertvorstellung, dann ist es gut, sich das in den Kopf zu rufen. Dass das sehr oft nicht passiert merkt man, wenn Diskussionen unsachlich werden oder persönlich werden („Ich habe von mehr keine Ahnung als du!!!!“). Sieht man sehr schön im politischen Spektrum von Links und Rechts.
Eltern: Konservativ
Ich: eher liberal
Meinen Frieden konnte ich dann irgendwann mal Ende meiner 30er Jahre machen. Mir wurde einfach klar: Mein Vater hat seine Werte und ich eben meine. Punkt. Glücklich wer erkannt hat, das es das Beste ist, das eben zu Respektieren. Und wenn man sich nicht mag, dann geht man sich halt aus dem Weg. Auch eine Art Liebe. Ich muss nicht jedem um den Hals fallen. Ich muss aber auch nicht als Sandsack für andere herhalten.
Und wie sagt man im Schwabenland so schön?
„Der Schwabe wird erst mit 40 gescheit –
Und andere nicht in Ewigkeit“
Ich konnte auch nicht immer so daherreden wie ich es jetzt tue. Ich musste auch erst mal die 40 überschreiten bis mir sehr vieles immer mehr und mehr klarer wurde. So eine Klarheit kann ich echt nur jedem Wünschen!
Bedürfnisse kann man in Frage stellen, man kann und darf sie auch über Bord werfen
So isses
Aber ich habe eben auch erlebt wie schwer das sein kann, gegen eine „gängige Meinung“ anzurudern. Es gehört echt was dazu zu sagen: „Also ich sehe das ganz anders....“
Und man sieht ja in „Kommentaren“ bei Facebook oder bei Nachrichtenseiten wie schnell ein „Krieg“ ausbricht. Wenn zwei unbewusste Egos aufeinandertreffen...
Und selbst wenn man einen gewissen Bewusstheitsgrad hat, kann das passieren. Das Kopfkino, der Affengeist, wie die Buddhisten so schön sagen kann auch sehr subtil flüstern. Man (sic!) muss ehr Achtsam sein. Ich kann Achtsamkeitstraining nur jedem empfehlen. Aber...anderes Thema.
Sternenjuwel
Unter einem anerzogenen Bedürfniss verstehe ich die Verhaltensmuster und Wünsche, die einem durch Erziehung und Gesellschaft eingeprägt werden. Um in der Gesellschaft zu bestehen musst man sich konform verhalten und seine ganz eigenen Bedürfnisse und Wünsche unterordnen. Das was einem vorgelebt wird darf nicht hinterfragt werden.
Aber jeder Mensch hat auch ganz eigene Bedürfnisse und Wünsche für sich. Wenn man diese nicht zulässt, kann man in meinen Augen auch nicht glücklich werden.
...