Nun, ich sehe den Umstand, dass es heutzutage gesellschaftlich anerkannt ist, wenn sich Partner trennen, eigentlich nicht negativ.
Es ist eine gesellschaftliche Veränderung. Trennungskinder werden nicht mehr ausgegrenzt, der Status alleinerziehende Mutter oder Vater ist nicht mehr "asozial", es gibt Unterstützung und Beratung in Trennungfällen und keinen erhobenen Zeigefinger und ein "das gehört sich aber nicht" von irgendwelchen offiziellen oder inoffiziellen Stellen.
Ich selber kenne, wie jeder andere auch, einen Haufen Trennungsfamilien, die sich dann in den unterschiedlichesten Formen wieder neugruppieren. Ich erkenne, wenn sämtliche Bestandteile der Familie mitspielen, keine Nachteile sondern eigentlich nur Vorteile. Meine Nichten und Neffen haben wesentlich mehr liebende Grossmütter als meine Schwester und ich das hatten. Die Familien sind einfach grösser.
In Zeiten, in denen man sich über das Zusammebrechen des Familienzusammenhaltes beklagt, erkenne ich - wenns klappt! - eigentlich einen positiven Effekt.
Warum wird die Kurzlebigkeit von Beziehungen denn so betrauert? Das Problem ist doch nicht, dass Beziehungen auseinandergehen. Das Problem ist, dass es immer noch nicht überall als so normal empfunden wird, dass es immer noch Bekannte, Freunde, Verwandte gibt, die dann doch glauben, sich eine "Seite" suchen und die andere beschimpfen und verachten zu müssen. Fehlt dieser äussere Konflikt bei Trennungsgeschichten, tut eine Trennung eigentlich immer gut.
Der Wunsch nach einer möglichst ewig währenden Beziehung ist am Anfang einer Beziehung etwas völlig normales. Und wenn's dann halt auch glücklicherweise passt, auch später noch etwas positives.
Aber wenn's nicht passt, ist es meines Erachtens der grösste Fehler vergangener Generationen, dass man die Beziehung dann nur aufrecht erhält, weil das eine inzwischen eigentlich sinnlose (denn es geht auch anders) gesellschaftliche Norm vergangener Jahrhunderte war.