Mir geht es im Thread nicht darum, sein Verhalten und seine Gefühle irgendwie nach "mehr" aussehen zu lassen. Ich will aber das, was sie sind, erkennen können und nicht nur durch meine Negativ-Brille sehen. Ich will das, was zweifelllos schön ist und mir gut tut, einfach auch als schön erkennen können.
Bis jetzt ist es mir nie gelungen, eine wirkliche Nähe in Begegnungen zu spüren, die in erster Linie auf Sex ausgelegt waren. Daraus habe ich den Schluss gezogen, dass es für mich eben mehr braucht, als reine Sextreffen. Natürlich braucht es dafür einen nicht beliebigen Partner, auch für Menschen, die Sexdates lockerer genießen können.
Ich habe mir da aber wohl selbst Kriterien zusammengestrickt, an denen ich ablesen will, ob mir ein Mann gut tut oder eben nicht. Und wenn ich jetzt nochmal überlege, dann könnte es auch sein, dass ich die Nähe gar nicht erst zulasse, wenn ich mir nicht sicher bin. Das ist im Prinzip eine recht banale Erkenntnis. Bislang habe ich aber geglaubt, es wäre per se keine Nähe da. Es ist einem selbst ja nicht bewusst, dass man sie aktiv nicht zulässt. Sondern man glaubt, "ich fühle keine, also ist da keine".
Diese Nähe hatte ich bei den ersten Treffen nicht gefühlt. Sie kam eigentlich, nachdem er so beharrlich war, obwohl ich ihm so oft Absagen erteilt hatte und es immer diese langen Unterbrechungen gab. Erst bei den letzten zwei, drei Treffen konnte ich sie richtig fühlen.
Meine Wahrnehmung im Bezug darauf, wie ich auf Männer wirke, die ist sicher ganz schräg. Ich habe da überwiegend destruktive Gedanken, ich bewerte Annäherungsversuche skeptisch und negativ, unterbinde sie regelrecht. Dass das dann auf Männer wieder verstörend wirkt, ist klar. Ja, tatsächlich gehe ich wohl irgendwie davon aus, dass Männer mir erstmal mehr schaden könnten, als dass sie mir gut tun. Auf jeden Fall bedeuten sie Gefahr.
Letztlich geht es wohl darum, dass ich meine Filter anders justieren muss, und mehr in dem Moment ins Fühlen komme. Ich bin da wahrscheinlich sehr unflexibel, wie ich Situationen bewerte. Wahrscheinlich suche ich zu lange mit dem Kopf nach Belegen für seine guten Absichten.
Und bei diesem konkreten Fall habe ich ja wieder zunächst nur eine negative Bewertung, "der will nur seinen Notstand mit mir lösen", und gleichzeitig kann ich fühlen, dass es anders ist, dass es keinen Grund gibt, das überhaupt negativ zu bewerten. Der Abend hat mir nicht geschadet, er hat mir gut getan. Und das bisschen Sehnsucht im Bauch ist schließlich in zwei, drei Tagen wieder weg.