Weißt du, Calluna, ich bedaure, dass sich deine Beziehung so abgespielt hat. Er hat dir offensichtlich etwas bedeutet, aber du hattest gewisse Bedürfnisse auf emotionaler Ebene, brauchtest hin und wieder Bestätigung und Gewissheit, die er dir nicht geben konnte.
Etwas bedeutet? Um im Bilde zu bleiben, habe ich es 5 (!!!) Jahre lang mit diesem Mann versucht. Er hat mir nicht "etwas" bedeutet, ich habe ihn abgöttisch geliebt. Leider etwas, was er nie nie nie nachempfinden konnte.
Teils kam es mir wie ein sehr langsames grausames Quälen- so wirklich ran durfte ich nicht, aber mich komplett absägen, konnte er auch nicht, denn "es war ja nicht so wie ich dachte".
Gleichzeitig bin ich ziemlich sicher, dass er dich ebenfalls mochte.
Wenn du gleich zu Beginn mit Sicherheit gewusst hättest, dass er (vermutlich) Asperger und schlicht nicht imstande dazu war, bestimmte Emotionen zu zeigen oder mitzuteilen – hättest du ein Auge zugedrückt, weil du auf eine "andere Weise" die Gewissheit hättest erlangen können? Zum Beispiel durch die Tatsache, dass er selber nicht mit dir Schluss machte?
Eben kann man selbst nicht wirklich sagen oder wissen, ob der andere einen mag, wenn er schon solche Probleme hat. Manchmal dachte ich, er liebt mich, aber oft auch, dass ich ihm einen scheiß Dreck bedeute und noch weniger als Luft für ihn bin.
Ich wäre für jeden Hinweis dankbar gewesen, was allerdings nie kam. Er redete darüber überhaupt nicht, wenn man doch bedenkt, dass er sich oft glühend über andere Themen auslassen konnte. Aber Gefühle, was er will, was er nicht will, das war alles komplett vakuumverpackt.
Dass er selbst nie Schluss machte, war allerdings ab einem bestimmten Zeitpunkt mehr eine höllische Qual als irgendwas anderes. Jedes Mal, wenn ich gegangen bin, holte er mich zurück. Er machte irgendwelche kleinen unauffälligen Dinge, um mich auf ihn aufmerksam zu machen oder er schrieb mir belanglose SMS oder er hinterließ mir Geschenke an meiner Terrassentür. War ich dann aber wieder da, lief alles wieder so ab, als ob ich entbährlich wäre, ersetzbar, im Grunde nicht so wichtig und ihn nur stören würde.
Dass, was hier geschrieben wird übers Telefonieren und sich melden, kann ich zu 100% bestätigen.
Anfangs hat er sich nie als Erster gemeldet. Ich habe ihm auch -zig mal zu erklären versucht, dass ich mich freuen würde, wenn er sich melden würde. Zum Ende hin hat das eigentlich ganz gut funktioniert, er hat sich dann auch von allein gemeldet und mir immer irgendwelche Sachen erzählt, was gerade so lief (er hat ein neues Auto, Auto ist kaputt, bla bla). Telefoniert hat er nie, er hat vor dem Telefon eine regelrechte Angst, hatte ich so das Gefühl. Ich sagte ihm mal, er soll sich vorstellen, mir passiert etwas und ich würde im Sterben liegen und zum Hörer greifen, um ihm ein letztes Mal zu sagen, dass ich ihn liebe und er würde da einfach nicht rangehen. Daraufhin sagte er, ich kann doch auch eine Nachricht auf seinem AB hinterlassen. Tja...
Nach 4 Jahren unserer Bekanntschaft habe ich ihn mal von unterwegs angerufen, weil ich sehr spontan etwas wissen wollte und da ging es tatsächlich ran! Und ich sagte ihm, dass ich es super finde, dass er rangegangen ist.
Gardengirl sprach hier von Linearität. Ich bin durchaus nicht die Frau, die in Rätseln spricht. Ich mag es deutlich. Es wäre OK für mich, wenn er irgendwas in einfachen linearen Sätzen äußern könnte, allerdings war alles in die Richtung- wenn überhaupt- dann aber sehr kryptisch.
Ich selbst habe es ihm nicht unnötig schwer getan, meine ich. Oder gehen diese Sätze noch einfacher zu formulieren?
a) Ich liebe dich.
b) Ich freue mich, wenn du dich als Erster meldest.
c) Du kannst immer vorbeikommen.