********seHH:
Und was die Kleidung betrifft muss ich, auf Parties bezogen, leider bei dem Schluss bleiben, das es wenig Kleidung gibt, die zeigt, das Frau sich selbst definiert.
Wenig Kleidung, in der Frau stark und beweglich ist, viele Korsetts, sehr hohe Schuhe (...)
Keine Frau müsste sich in Korsetts zwängen, um reingelassen zu werden- und wirklich, das aus dem Korsett quellende Fett wirkt nicht dominant...
Es wirkt fast immer wie ein hilfloser Versuch, eine Männerfantasie zu befriedigen. Egal, wer an welcher Seite der Peitsche hängt.
Ich glaube, da macht dir deine eigene Einstellung einen Strich durch die Rechnung deiner Wahrnehmung.
Es gibt einen einfachen Grund, warum so viele Frauen hohe Schuhe und Korsetts tragen: Weil sie es wollen
Ich kann deinen Gedankengang sehr gut nachvollziehen. Den hatte ich früher auch, in Bezug auf Männer in Anzügen.
Anzüge wirkten auf mich wie ein Diktat der Gesellschaft, dass man sie "tragen müsse" und hielt Männer, die in ihrer Freizeit Anzüge tragen, für solche, die keinen eigenen Stil haben und sich deswegen lieber dem Diktat der Gesellschaft unterwerfen, der Masse anpassen, sich dem Mainstream hingeben und jegliche Individualität aus ihnen gewichen ist. Sozusagen ein "hilfloser Versuch, dazugehören zu wollen".
Ein Bekannter, der sehr gerne Anzüge auch in seiner Freizeit trägt, brachte mich damals erstmals zum Nachdenken: Ich hätte da einen Denkfehler. Denn er trägt sie nicht deswegen weil es sich "so gehört", sondern weil er sich in ihnen einfach wohl fühlt. Für ihn ist ein Anzug das, was für mich der Kapuzenpullover sei: Ein bequemes Kleidungsstück. Er würde sie auch tragen, wenn sie komplett out wären.
So ähnlich ist es bei Korsetts.
Ich war kürzlich bei einer Veranstaltung, auf der es die Gelegenheit für die Frauen gab, mal Korsetts anzuprobieren. Ganz ehrlich, so viele leuchtende Augen wie an jenem Abend habe ich schon lang nicht mehr gesehen. Sätze wie "hui, das ist aber bequem" und "toll, den mag ich, muss ich mir unbedingt besorgen" machten flugs die Runde. Ich fragte da auch wieder mal, warum sie Korsetts so gerne tragen, sie würden doch sehr einengen? Und erhielt erneut die Antwort, dass es ihnen ein schöneres Körpergefühl gibt, sie sich in einem Korsett attraktiver fühlen. Und nein, nicht für die Männer, sondern erst einmal ganz für sich selbst.
Dieses "für die Männer" ist dann aber noch ein Aspekt, der da hinzu kommt. Aus zwei Gründen:
1. Wer hört nicht gerne Komplimente?
2. Man spielt mit den "niederen Instinkten" des Mannes und hat sie damit "besser im Griff".
Eine Freundin von mir beispielsweise läuft hauptsächlich in Wohlfühlklamotten rum. Bequem muss es sein, darf es auch sein, und hübsch aussehen muss es auch nicht. Auf Bondagetreffs geht sie auch in ganz normalen Alltagsklamotten.
Manchmal aber hat sie einfach mal Lust, Männerblicke auf sich zu ziehen. Sie möchte diesen einen Abend über begehrt werden, Männer abblitzen lassen, mit der Lust des Mannes spielen. An jenen Abenden ist sie nicht sie selbst, sondern ganz bewusst eine Frau mit dem Etikett "unnahbare Schöne".
Das ist natürlich nicht für jeden etwas. Ich kann aber auch das ganz gut nachvollziehen, weil ich manchmal selbst so drauf bin. Dann werfe ich mich halt doch mal in einen guten Anzug, rasiere und frisiere mich, lege ein gutes Parfum auf und gehe so weg. Da ernte ich dann auch häufig haufenweise Komplimente. Verbunden mit den Worten "du solltest öfters Anzüge tragen! Warum tust du es nicht? Du siehst darin so verdammt gut aus!".
Worauf ich regelmäßig antworte: Weil ich das anziehe, worin ich mich wohl fühle. Und das ist bei Anzügen halt nur selten der Fall.
Ich möchte nicht verschweigen, dass es die Menschen gibt, die all das tun, nur um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, um "dazuzugehören", die nur diesen zweiten Aspekt im Auge haben, nicht aber den ersten. Die gibt es. Oh ja.
Aber ich glaube, wohl im Gegensatz zu dir, Heckenrose, dass diese im Vergleich zu jener Gruppe, die den Kram trägt weil sie sich darin einfach pudelwohl fühlt, in der deutlichen Minderheit ist.