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Oh no, kein Orgasmus?

Was tun, wenn es mit dem Höhepunkt nicht klappt

"Lass dich einfach fallen" – so lautet der häufigste Tipp, wenn es um den weiblichen Orgasmus geht. Dieser Tipp ist nur leider wenig wert, wenn du nicht weißt, wie das gehen soll: sich fallen lassen! Sicher kennst du Sätze wie "Es geht ja nicht immer um den Orgasmus" oder "Ohne ist es doch auch schön!" Und klar ist es OHNE Orgasmus auch SCHÖN, aber vielleicht wollen wir es einfach noch schöner?

 

Ein Gastbeitrag von Julia Henchen

Ist der weibliche Orgasmus ein Einhorn?

Mit Anfang 20 und beim Entdecken meiner Sexualität nach meiner ersten langen Beziehung, wurde mir vor allem eines bewusst: Der Orgasmus der Frau wurde in meiner Welt immer als ein Mysterium beschrieben. Ein Erlebnis, das nicht einfach per Knopfdruck herbeigeführt werden konnte und schon gar nicht immer funktionierte.

Zumindest vermittelten mir das die Frauenzeitschriften, die ich las. Wie ein Lottogewinn, den Männer immer erhielten, Frauen eher selten. Oder ein Fabelwesen, das sich nur Auserwählten zeigte, wenn sie besonders gute Eigenschaften mit sich brachten. Heute weiß ich: Jeder Mensch ist grundsätzlich orgasmusfähig.

Oh no, kein Orgasmus?

Julia ist Systemische Paar- und Sexual-Therapeutin mit eigener Praxis sowie Dozentin für Sexualwissenschaft.

Auf ihrem Instagram-Kanal Lustfaktor klärt sie über Mythen der Sexualität auf und unterstützt Menschen dabei, ihren eigenen Weg zur Lust zu finden.

2022 ist ihr Buch "Lustfaktor: Wie du Solosex so richtig genießen kannst" mit vielen praktischen Tipps und Übungen erschienen.
 
Der weibliche Orgasmus ist weder komplizierter noch schwieriger, nur eben anders.

Das O-Thema: nicht unwichtig, nicht kompliziert

Der Orgasmus wird häufig als Fixpunkt oder Endpunkt von Sex verstanden, was dazu führt, dass wir dem Orgasmus eine wichtige Funktion beimessen. Sex ist natürlich auch ohne Orgasmus schön, aber der Orgasmus von Frauen, wird aus meiner Sicht, viel zu häufig als unwichtig abgetan, da es scheinbar für sie komplizierter sei, zum Orgasmus zu kommen. Wenn aber das richtige Wissen da ist, ist es weder komplizierter noch schwieriger, nur eben anders.

Kein Orgasmus gleicht dem anderen

Ein Orgasmus fühlt sich für jeden Menschen anders an. Je nach Tagesform, wie du dich fühlst oder wie sehr du momentan belastet bist, verändert sich dein Lustempfinden. Das Wort Orgasmus stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Mit Lust anschwellen". Ich finde diese Definition treffend, weil sie sich mit den Beschreibungen vieler meiner Klient:innen deckt. Wie geht es dir mit dieser Beschreibung?

Und doch fühlt sich der Höhepunkt nicht immer gleich an. Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, erleben den Orgasmus als Spannung, die entladen wird – als eine Art Anspannung, die in Entspannung weicht. Da passt es, dass der Orgasmus häufig als "plötzliche Entladung von sexueller Spannung" definiert wird. Und auch hier ist die Frage, ob du das auch so empfindest – vor allem dann, wenn du dich gerade fragst, ob du denn schon mal einen Orgasmus hattest.

And the Oscar goes to …

Um den Mythos des klitoralen und vaginalen Orgasmus gleich zu klären: Es gibt bei Menschen mit Vagina "nur" einen Orgasmus und dieser läuft immer über ein Organ: die Klitoris! Es ist egal, ob du von Sex träumst und einen Höhepunkt erlebst, oder ob du am Hals geküsst wirst – ausgetragen wird der Höhepunkt durch die Klitoris.

Hauptdarstellerin der Lust

Deine Gedanken spielen beim Orgasmus eine wesentliche Rolle.

Den Orgasmus entmystifizieren

Es ist demnach ein Mythos, dass es verschiedene Orgasmen gibt. Wusstest du auch, dass das Gehirn unser größtes Sexualorgan ist? Unser gesamter Körper ist mit Nervenbahnen durchzogen, die mit dem Gehirn verbunden sind. Das gilt auch für die Haut und die Genitalien, deshalb finden wir Berührungen schön, erregend oder abstoßend: Alles wird im Gehirn verarbeitet und ausgewertet.

Warum erzähle ich dir das? Dieses Wissen ist wichtig, um zu verstehen, wie ein Orgasmus entsteht und was dir hilft, dich fallen zu lassen. Deine Gedanken spielen dabei eine wesentliche Rolle. Aber nicht nur diese sind für den Höhepunkt entscheidend, sondern ebenso die richtige Stimulation der Klitoris ist ausschlaggebend für dein Lustempfinden.

Wir alle lernen schon sehr früh, welche Handbewegung es benötigt, um einen Penis so zu stimulieren, dass er zum Höhepunkt kommt. Und bei der Vulva? Diese Infos fehlen häufig und ich möchte sie dir heute nochmal mitgeben. Am besten wird die Klitoris über die Vulva stimuliert, indem sie von außen mit der gesamten Handfläche berührt wird. Du kannst dann deine Handfläche bewegen, sie kreisen oder auch den Druck variieren. Viele Frauen wissen genau, wie sie sich selbst zum Orgasmus bringen können – beim partnerschaftlichen Sex fordern sie dies – meist aus Scham – aber nicht ein.

Solosex ist politisch.

Der Solosex im Mittelpunkt

Solosex ist eine großartige Möglichkeit, dich deiner Lust neu zu widmen. Ich nutze bewusst das Wort Solosex und nicht Selbstbefriedigung, da auch Solosex Sex ist und ebenso in einer Partnerschaft ein wichtiger Bestandteil der Sexualität sein darf.

Beim Solosex geht es nur um dich, deine Bedürfnisse, deinen Körper, deine Lust. Solosex ist außerdem gesund – aber natürlich kannst du auch dann, wenn du keine Lust auf Solosex hast, ein gesundes Leben führen.

Für mich ist Solosex außerdem ein Akt der Selbstermächtigung, wir könnten sogar sagen, Solosex von Frauen ist politisch, denn du kümmerst dich um dich. Keine Care-Arbeit, nur Selbstliebe, nur deine Bedürfnisse. Niemand kann dir vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast, was du denken oder gar fühlen sollst. Nur du entscheidest.

Mach's dir selbst

Von der Vorstellung zur Berührung

Wie kannst du also beginnen? Denke einmal darüber nach, was dir sofort sexuelle Lust verschafft. Das kann eine Filmszene aus einer romantische Liebeskomödie oder einem Porno sein, eine Beschreibung von Sex, die du in einem Buch gelesen hast oder aber eine Erinnerung an eine frühere Begegnung. Dabei ist es egal, ob es eine Begegnung mit deinem Partner ist oder eine andere Begegnung. Diese Übung aktiviert deine sexuellen Fantasien. Sexuelle Fantasien sind für deine Lust von großer Bedeutung. Wenn du dich mit diesen Gedanken wohl fühlst, kann meine nächste Übung dir helfen, deinen Körper zu erkunden.

Lege deine gesamte Handfläche auf deine Vulva. Spüre einmal den Druck deiner Hand und bewege sie nun leicht auf und ab und kreise deine Hand. Variiere einmal den Druck mit deiner Handfläche und reibe etwas stärker. Beobachte, wie du diese Berührung genießen kannst. Fahre dann langsam mit einem Finger in deine Vagina hinein und bewege ihn leicht hin und her.

 
Die Finger gehen auf Entdeckungsreise.
Die Finger gehen auf Entdeckungsreise.
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Finde heraus, welche Berührung sich für dich gut anfühlt und denke daran, dass du die Klitoris am besten über die Vulvalippen erreichst – also dann, wenn du deine gesamte Handfläche auflegst. Verwende außerdem Gleitgel, denn Feuchtigkeit ist das A und O – ob beim Solosex oder beim partnerschaftlichen Sex.

Auch Sextoys in Kombination mit Gleitgel können dir dabei helfen, deine Lust zu entdecken. Ich empfehle dir Auflegevibratoren für die äußere Stimulation. Probiere dich aus und binde auch andere Stellen an deinem Körper mit ein, wie deine Brüste oder deinen Bauch.

Über die tiefere Verbindung zu deinem Genital kannst du dein Lustempfinden steigern und nach und nach leichter zum Orgasmus kommen. Lass dir dabei Zeit und achte auf die Zeichen deines Körpers. Vielleicht siehst du schon bald, wie ein Einhorn hinter dem nächsten Baum hervorschaut.

Genussvoller (Solo-)Sex kennt kein Alter

Mein Wunsch an dich: Trau dich, deinen Körper neu zu entdecken und zu spüren – und genieße jeden Schritt des Weges.


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