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Was heißt sexpositiv?

Modewort oder gelebte Realität?

Plötzlich soll alles sexpositiv sein. Partys, Menschen, Lebensgefühle. Doch was steckt hinter dem Begriff? Wann ergibt es Sinn, von sexpositiv zu sprechen? Und warum ist der Begriff wichtig? Eine Erkundung.

Von Alex Todorov

Was bedeutet sexpositiv?

Sexpositiv zu sein, ist eine Haltung. Was sind ihre Säulen?

1. Bewusstsein ♥

Du reflektierst deine Sexualität und bist dir bewusst, dass sich eine erfüllte Sexualität positiv auf dein Lebensgefühl auswirkt.

Spaß im Bett (oder wo auch immer du Sex hast) bzw. Austausch über Sexualität heißt Spaß im Leben.

Plus: Du bist bereit zu hinterfragen, was du glaubst, über Sex(ualität) zu wissen. Immer und immer wieder. Ein sexpositives Bewusstsein heißt entsprechend: (sexuell) nie ausgelernt zu haben.

2. Achtsamkeit ♥

Achtsamkeit heißt, loszulassen, im Moment zu leben, ihn wirken zu lassen. Dieses vorurteilsfreie Öffnen der Wahrnehmung ermöglicht es, aus Gedanken- und Bewertungsmustern auszubrechen. Gerade im sexuellen Kontext.

3. Offenheit ♥

Du bist bereit, dein Verständnis von Schönheit und Sexyness zu erweitern, bist offen gegenüber anderen Körperformen, Praktiken, Kinks. Was das nicht bedeutet: dass du partout gegen deine bisher als positiv empfundenen Neigungen agieren musst. Es geht um eine Neugierde gegenüber sexuellem Neuland, was gelegentlich heißt, seine Komfortzone zu verlassen.

4. Kenntnis ♥

Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht: Wer sich sexuell ausprobieren mag, sollte über grundsätzliche Sexualkenntnisse verfügen – von Safer Sex über Kinks bis Gender. Plus: Du kennst dich und deinen Körper – und deine aktuellen Grenzen. Je mehr du über dich und (deine) Sexualität weißt, desto höher das Spaßpotential.

5. Positivität ♥

Sexualität ist gut, du weißt es und lebst danach! Sexpositiv zu sein, zeigt sich nicht nur in explizit sexuellen Situationen, sondern ist eine Grundhaltung gegenüber Menschen.

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VIDEO: Wir haben JOYclub-Mitglieder gefragt: Was heißt sexpositiv?

Grundlage aller Begegnungen: Konsens. Wie immer und überall im Leben sollte die Maxime gelten: Alles geschieht einvernehmlich. Wenn mindestens zwei Menschen eine Sache machen, ist es immer toll, wenn beide es wollen – und sie es auf Augenhöhe tun.

Wichtig zu wissen
Das "Modewort" Sexpositivität geht bald 100 Jahre auf Aufklärungspioniere wie Wilhelm Reich und Theodoor Hendrik van de Velde zurück. Über dieses Jahrhundert fanden diverse Wechselwirkungen statt, die heutige Wortbedeutung bündelt Kernaspekte unterschiedlicher Bewegungen und Strömungen: etwa aus der Welt des Tantra, aus dem lustfreundlichen Feminismus oder aus den queeren und kinky Kosmen.

Melanie Mittermaier – Affärenmanagerin. Hier geht's zum Interview mit ihr. Die Fotos entstanden auf dem Barcamp Sex 2019.
Melanie Mittermaier – Affärenmanagerin. Hier geht's zum Interview mit ihr. Die Fotos entstanden auf dem Barcamp Sex 2019.
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Sexpositivität ist kein Kampfbegriff. Oder doch?

Eine sexpositive Haltung darf nie zum Dogma werden. Sexpositivität verurteilt oder verteufelt herkömmliche Lebensstile nicht. Darin liegt das Herzstück: das Eintreten für eine positive, auf Konsens beruhende Sexualität, ohne Spielarten und Lebensstile, die über den/die eigenen hinausgehen oder aber enger gefasst sind, anzugreifen.

Was nie passieren darf: das Wort als Bevormundung zu verstehen. Sexpositivität gleichzusetzen mit "Du musst". Ein sexpositives Lebensgefühl heißt nicht, unentwegt "Ja" zu sagen. Ein deutliches "Nein", ein "Darauf steh' ich nicht" kann ebenso sexpositiv sein, solange ein gedanklich offener Prozess zu diesem Nein geführt hat.

Sexpositiv ist nicht, wenn du jede Art von Sex hast, sondern wenn du nur noch die Art von Sex hast, die du magst.

Es geht nicht darum, auf Biegen und Brechen seinen Kink zu entdecken – Heterosexualität und Blümchensex sind keine Verbrechen –, eher darum, nach den eigenen Regeln seine Grenzen auszuloten.

Sexpositivität treibt ein ausdrücklich freiheitlicher Gedanke: Wer andere Neigungen nicht verteidigt, dessen eigene kann selbst irgendwann ins Visier geraten. Indem du das Andere verteidigst, verteidigst du deine eigene Freiheit. Du verteidigst nicht nur das, was du gut findest, sondern die Freiheit an sich.

Djure Meinen – Tantramasseur
Djure Meinen – Tantramasseur
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Sexpositivität als Angriff?

Die gerne proklamierte Befürchtung, Sexpositivität strebe danach, die Geschlechter aufzuheben und ziele auf eine allumfassende Gleichmacherei ab, ist unberechtigt.

Aber: Die sexpositive Bewegung weiß, dass eine heteronormative Kultur zahlreiche Strömungen an den Rand drängt, marginalisiert oder gar kriminalisiert. Heteronormativität heißt Binarität, heißt Mann, Frau, fertig, heißt unhinterfragte Geschlechter- und Körperbilder.

Die sexpositive Agenda lautet, verkrustete Denkmuster und Strukturen aufzubrechen, neue Optionen aufzuzeigen. Ob du diese nutzt oder nicht, unterliegt keinem Urteil.

Sexpositivität nimmt niemandem etwas weg. Es gibt weiterhin Männer und Frauen, die in klassischen Rollenbildern leben. Sexpositivität ist ein Plädoyer dafür, diese Rollen bewusst und individuell zu füllen, tradierte Geschlechterschablonen und Beuteschemata zu durchschauen. Und Menschen einen Raum zu eröffnen, die sich in der Binarität nicht wiederfinden.

Für mich bedeutet 'sexpositiv' eine Zusammenfassung der Begriffe sinnenfroh, selbsterfahren, unvoreingenommen, körperbewusst, verantwortungsvoll in Bezug auf Sex, respektive erotische Interaktion.

Warum ist sexpositiv als Begriff wichtig?

"Ich bin's einfach, ich brauche keinen Begriff dafür", ist im Austausch über "sexpositiv" regelmäßig zu hören. Eine Erwiderung, die allerdings noch nie in Bezug auf ein Adjektiv wie "hungrig" gefallen ist. Welche Wertung des Öfteren ebenso fällt: leeres Modewort.

Vielleicht hilft es, Begriffe als Werkzeuge zu verstehen, die auf ein Problem hinweisen – und damit auch einer Lösung den Weg ebnen. Das Problem kann Hunger sein. Oder Intoleranz. Ignoranz. Scham. Unbehagen. Eine fehlende Beziehung zum eigenen Körper. Ein Konflikt mit der eigenen sexuellen Identität. Eine brachliegende Sexualität. Oder ein Wollen, dem ein empfundenes Du-darfst-nicht entgegensteht.

Sexpositivität entgegnet diesem Widerstreit zwischen Innen und Außen schlicht: Begreife deine Sexualität nicht als Lebensnische. Sondern als tragende Säule deines Wohlbefindens. Als ein "Ich ficke, also bin ich". Es muss nicht mal Ficken sein, die Spielarten sind derart vielfältig, reichen weit über das Spektrum zwischen Reden, Kuscheln und Fisting hinaus.

Deswegen gibt es den Begriff. Weil Sprache Optionen eröffnet und Handeln formt.

Peggy Bockwinkel – Literaturwissenschaftlerin
Peggy Bockwinkel – Literaturwissenschaftlerin
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Sexpositivität erfordert Mut und Neugier

Mut, den ein oder anderen ausgetretenen Pfad zu verlassen. Auf die Gefahr hin, auch mal einen Pfad zu betreten, den man schnell wieder verlassen mag. Neue Optionen anzudenken, zu testen, ob Praktiken, Konzepte oder Beziehungsformen.

Letztlich lässt sich Sexpositivität auf eine Binsenweisheit herunterbrechen: Alles, was du in dir brodeln lässt, was du von dir fortschiebst, dem du keinen Ausdruck verleihst, was du in letzter Konsequenz nicht auslebst, nagt auf lange Sicht an deiner Lebensqualität. So viel Unbehagen hat nun mal mit unseren Gelüsten, unseren Begehren, all dem Unausgesprochenen zu tun. Die Regel lautet: Du magst es, es herrscht Konsens, Augenhöhe und Legalität? Dann lebe deine Lust!

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