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Orgasm Gap – die Lustlücke

Wieso im Bett noch immer keine Gleichberechtigung herrscht

War der echt? Die Chance, dass Frauen beim Sex zum Orgasmus kommen, ist 30 Prozent niedriger als bei ihren männlichen Geschlechtspartnern. Orgasm Gap nennt sich die klaffende Lücke zwischen weiblichem und männlichem Höhepunkt. Wieso es zu diesem Ungleichgewicht kommt und was du dagegen tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Von Nina Ponath

Wo ist der Orgasmus hin?

"Ich glaube, ich komme heute einfach nicht mehr." Die Stimme meines Freundes, der eben noch zwischen meinen Beinen eingeklemmt war und sich jetzt nassgeschwitzt zur Seite rollt, klingt verzweifelt. Fast tut es mir ein wenig leid, was ich denke: "Ich glaube auch nicht. Schön, dass du es auch merkst." Das würde ich natürlich nie sagen, aber mal ehrlich: Was ist denn auch so schlimm daran, wenn Man(n) ausnahmsweise mal nicht kommt? Seine Irritation rührt vielleicht daher, dass Männer einfach anderes gewohnt sind.

Sex gipfelt für die meisten Männer in einem Orgasmus, nicht umsonst auch umgangssprachlich "Höhepunkt" genannt. Soll heißen: Endlich ist das, worauf beim Sex die ganze Zeit hingearbeitet wurde, erreicht. Punkt, wegdrehen, weiter geht's mit der Routine.

Gender Orgasm Gap – keine Gleichberechtigung im Bett

Bei der weiblichen Lust ist das anders. Laut einer Studie der "International Academy of Sex Research" klafft zwischen Männern und Frauen eine bemerkenswerte Lücke, was die Häufigkeit von Orgasmen beim Sex angeht. Bei der Studie wurden Probanden anhand verschiedener Merkmale wie der sexuellen Gesinnung und der Art des Sex eingeordnet.

Das Ergebnis? Männer kommen deutlich leichter zum Orgasmus als Frauen. Die Zustimmung zur Aussage "Ich komme immer zum Orgasmus." in Zahlen:

  • 95 % der heterosexuellen Männer
  • 89 % der homosexuellen Männer
  • 89 % der bisexuellen Männer
  • 86 % der lesbischen Frauen
  • 66 % der bisexuellen Frauen
  • 65 % der heterosexuellen Frauen

65 PROZENT. Das ist ein ganzes Drittel, das Frauen beim Hetero-Sex seltener zum Orgasmus kommen als Männer. What the fuck?

Ausbleibende Orgasmen können frustrieren
Ausbleibende Orgasmen können frustrieren
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Frauen kommen zu 30 % seltener als Männer

2022: In einer Zeit der gegenderten Sprache und Diskussionen um den Gender Pay Gap ist der Unterschied der monatlichen Gehälter von Frauen und Männern geringer als vor einigen Jahre. Der Graben zwischen männlicher und weiblicher Lust ist nach wie vor ein tiefer.

Von Gleichberechtigung keine Spur.

Die Ursachen dieser fehlenden Art von Gleichberechtigung mögen bei einigen im Privaten liegen. Ganzheitlich betrachtet, bedeuten weniger Orgasmen aber auch weniger Leidenschaft, weniger Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und weniger Freude an der Sexualität. Zeit, das zu ändern!

Mit Blick auf die Studie der "International Academy of Sex Research" haben Frauen, die häufiger zum Orgasmus kommen, tendenziell mehr Oralsex und überhaupt längeren Sex als ihre Geschlechtsgenossinnen, die seltener einen Höhepunkt erleben.

Frauenstimmen zur Lust

Für sich einstehen ist wichtig und will gelernt sein

Ob Frauen kommen oder nicht, scheint aber nicht nur eine Frage des Verhaltens im Bett zu sein. Auch außerhalb der Laken kannst du als Frau einiges tun, um beim Sex auf deine Kosten zu kommen. So gaben die Teilnehmerinnen der Studie an, in ihrer Beziehung und im Bett zu kommunizieren, was sie wollen, Lob und Kritik gleichermaßen zu äußern, erotische Mails zu schreiben und ihre Fantasien auszuleben.

Kommunikation ist alles.

Was natürlich Frauen, die von der Gesellschaft dazu erzogen werden, stets zu gefallen und nach Möglichkeit bloß nicht anzuecken, besonders schwerfällt. Wenn vielen Frauen schon ein Gehaltsgespräch oder die Frage nach Urlaubstagen schwer fällt, wie sollen sie dann im Bett äußern, was sie wollen?

Gerade bei erstmaligen oder auch einmaligen Kontakten, trauen sich viele Frauen nicht zu sagen, was sie im Bett mögen. Um da mal aus eigener Erfahrung zu sprechen: JA, auch ich habe schon Orgasmen vorgetäuscht, wenn mich der Sex mit einer relativ fremden Person gelangweilt hat.

Oft ist es lediglich die einfachere Option. Etwa, wenn man nach zwanzig Minuten unengagiertem und besoffenem Rein-Raus nichts mehr oder eher Schmerz als Lust fühlt. Dann ist ein dreifach lauthals herausgeschrienes "Oh oh oh" besser als weitere lustlose Momente. Traurig aber wahr: In solchen Situationen ist der vorgetäuschte Orgasmus meine bevorzugte Exit-Strategie und es bleibt bei diesem einen Kontakt. Ciao und Next.

Anders sieht es hingegen aus, wenn du in einer Partnerschaft mit der Person steckst, die dich nicht zum Orgasmus bringt. Wie soll dein Partner oder deine Partnerin wissen, dass du keinen Orgasmus hast, wenn du einen vortäuschst?

Sieht nach Lust aus, aber wer kommt hier wirklich?
Sieht nach Lust aus, aber wer kommt hier wirklich?
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Unwissenheit als Grund für Orgasmusschwierigkeiten

Falsche Zurückhaltung ist nur einer der Gründe, weswegen Frauen seltener zum Orgasmus kommen. Ein weiterer Punkt ist, dass viele Frauen schlichtweg nicht wissen, worauf sie stehen. Dachte ich 1998, wir Frauen hätten mit "Sex and the City" den letzten Schritt in Richtung sexuelle Emanzipation getan, wurde ich spätestens mit Erscheinen der Netflix-Doku "The Principles of Pleasure" eines Besseren belehrt. Diese zeigt, wie wenig über die weibliche Sexualität bekannt ist.

Ein Großteil des gesellschaftlichen Wissens über weibliche Sexualität stammt aus überholten Biologiebüchern oder Pornos, die mit der Realität nichts zu tun haben. Vielen Frauen wie Männern wissen zu wenig über die weibliche Anatomie. Zum Beispiel, was überhaupt die Vulva ist, oder wie Frauen durch Masturbation zum Höhepunkt gelangen.

Eine wichtige Rolle spielt hier die Klitioris. Ist diese nicht erregt, kann sich Penetration regelrecht unangenehm anfühlen. Vielen Frauen hilft es deshalb, sich vor dem Sex mit küssen, Oralverkehr und Streicheleinheiten heiß zu machen.

Gestatten, die Klitoris

Kommunizieren, um zu kommen

Da jeder Körper anders ist, musst du hier letztendlich selbst erkunden, inspizieren und entscheiden, welche Methode zu dir passt. Lerne deinen Körper kennen, denn was dir gefällt, weißt nur du. Selbstliebe ist der Schlüssel zu einem erfüllten Sexualleben. Gespräche mit unseren Sexualpartner:innen wirken stimulierend und erweitern unser sexuelles Potenzial. Nur wer mit sich selbst vertraut ist, kann selbstbewusst mit der eigenen Sexualität umgehen, sodass im Zweifelsfall auch wir Frauen sagen können: "Ich glaube, ich komme heute einfach nicht mehr. Jedenfalls nicht so." Den Rest können wir ja zeigen.

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