Die "sexuell verlorene" Generation
Stell dir vor, du bist (du wärest) irgendwann zwischen 1950 und 1970 geboren (soziologisch findet ein Generationenwechsel alle 5 Jahre statt, daher sind sicher nicht alle Jahrgänge dieser Zeitspanne gleichermaßen betroffen, abgesehen davon gab und gibt es natürlich sowieso immer Abweichungen von DER "Norm")
Irgendwann (nämlich mehr oder weniger zum Ende der 60er Jahre) beschloss eine Generation "langhaariger Abweichler", dass diese unsere Gesellschaft in Politik, Gesellschaft, Sexualität fürchterlich spießig, bieder und langweilig sei und versuchte sich in anderen Lebensformen. Diese nahmen ihren mehr oder weniger unrühmlichen langen Marsch durch die Institutionen und endeten irgendwann ebenfalls in Bürgerlichkeit und Spießertum wie ihre Eltern und Großeltern - wenn auch teilweise in einer politisch anders gefärbten Spießigkeit.
Die Speerspitzen dieser Revolution lebten ihre Andersartigkeit in den großen Städten, der Rest der Gesellschaft - jung und alt - lebte traulich in der gewohnten Wertewelt weiter.
Auch die etwas jüngeren Nachgeborenen blieben Zaungäste dieser "Revolution" und durften nur via den Aufschreien der Medien verfolgen, was diese "Hippies" alles so trieben, während sie nach dem Muster ihrer Eltern Ausbildungen machten oder studierten, mehr oder weniger Karriere machten, heirateten, Kinder bekamen.
20 - 30 Jahre später wachten viele dieser Menschen auf und erkannten, dass eie politische und gesellschaftliche Revolution in Teilen der Gesellschaft bescheidene Früchte getragen hatte, wenn auch immer noch in gewissen Grenzen.
Ein anderer Zweig der großen Revolution aber boomte und trieb in großen Teilen der Gesellschaft fröhliche Urstaende und wurde nun auch medial bis zu einem gewissen Grad propagiert, unterstützt und kommerziell beworben (u.a. Weil: "Sex sells")
Urplötzlich rieben sich nun die Vertreter der (von mir hier so genannten) "verlorenen Generation" verwundert die Augen, schauten sich um, was "da draußen" so passierte und sich an, wer da so im (ehelichen) Schlafgemach neben ihnen schnarchte und fragten sich "kann das jetzt alles gewesen sein, dass ich jetzt hier so un(ter)befriedigt rumliege, während irgendwo da draußen der pornoese Baer tobt?"
Und so fühlten sich viele dieser Männer und Frauen um etwas betrogen, was "alle anderen da draußen" - glaubte man den tollen Hechten im Joy und den Medien und der Berichterstattung über prominente - offensichtlich jede/r mit jeder/m frei ausleben konnte, wollte und durfte.
Einige schaff(t)en es, diese neu gewonnenen Bedürfnisse mit dem eigenen Partner(in) auszuleben.
Andere hunger(te)n "fremder Haut" hinterher und suchten diese zusammen, getrennt, offen oder heimlich.
Wieder andere erklärten - aus den verschiedensten Gründen - ihre Partnerschaft für gescheitert, unbrauchbar, unlebbar und konnten es sich aufgrund der neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auch leisten, diese zu beenden.
Diese Menschen - und ja, ich rede immer noch von denen, die nun zwischen 40 und 60 (oder aus meiner Sicht noch genauer eingegrenzt zwischen 45-55, da ich mit diesen am häufigsten Kontakt habe) sind - wollen sich nun nach all den Jahren, in denen sie aus ihrer Sicht so viel von den neuen Möglichkeiten verpasst haben, einerseits sexuell ausleben, andererseits auch nicht auf die Nähe und Vertrautheit einer Partnerschaft (die natürlich dem neuen denken entsprechend auch irgenwie anders - aber genau wie, weiß man auch nicht, definiert werden muss) verzichten.
Bei dieser Suche liegen aber einige Stolpersteine auf dem Weg.
Einige davon sind die Werte, mit denen wir groß geworden sind und lange gelebt haben.
Mancher mag die gänzlich abgelegt haben, bei anderen rumpeln sie weiter in Kopf und vor allem Bauch herum und führen zu erheblichen Verwerfungen.
Einer dieser Stolpersteine ist der Umgang mit der Sexualität - es gibt scheinbar keine Normen mehr, die vorschreiben, was wer mit wem treiben darf und was nicht.
Scheinbar, denn in unseren Köpfen laufen doch noch viele der alten Bilder und Filme ab.
Einer dieser Filme variiert das Thema "Hure und Heilige"
Viele der Männer, die hier in Joy (und ja auch irgendwo da draußen) suchen, wuerden lt. Lippenbekenntnis am liebsten täglich das Kamasutra von vorne bis hinten durchturnen und nun alles das nachholen, was sie glauben, in den letzten 20 oder mehr Jahren ihres (ehelichen) Dornroeschenschlafes versäumt zu haben. (viele Frauen möchten das übrigens genauso und tun das auch, ohne es hier aber täglich lautstark im Forum zu verkünden!)
Wenn nämlich - und mir sträuben sich immer wieder sämtliche zeitweise nicht-rasierten Körperhaare - eine Frau nun tatsächlich das lebt, was alle diese Verkünder der sexuell unbegrenzten Freiheit sich angeblich wünschen - greift ziemlich schnell ein auch in diesen Köpfen noch bestehendes (Vor)Urteil: eine Frau, die Sexualität so frei und offen lebt, kann nicht meine Heilige sein, denn sie ist ja auch möglicherweise die Hure, die vorher, währenddessen und danach auch noch mit anderen Männern ihre Sexualität frei, offen und unbekümmert auslebt.
Und ja, Gernot (den ich jetzt nenne, weil er dieses Thema eingestellt hat) und einige andere, die seine Erkenntnisse teilen und hier ebenfalls verkünden, haben dieses vermeintliche "Monster" DIE von Ihnen so etikettierte "gestörte" Frau miterschaffen (neben der Erziehung, den Eltern, der Moral, der Gesellschaft, die ebensolche Werte perpetuierte)
Bekäme ich für jedes Mal, bei dem mir jemand (Mann oder Frau), fast aller Altersstufen (aber auf jeden Fall in der von mir genannten) den Satz rezitierte, bei dem ich ihn hier im Forum direkt oder durch die Blume ausgedrückt fand oder in "datingratgebern" las, eine gewisse Summe Geld hatte geben müssen und ich das in einem Phrasenschwein gesammelt hätte, könnte ich mir fast an jedem Wochenende einen knackigen, allzeit bereiten callboy leisten, der nicht mit diesen komplizierten seelischen Verwerfungen kämpft ...
Liebe XX, wenn du eine Partnerschaft suchst, mach dich rar.
Männer schätzen es nicht, wenn eine Frau sexuell allzu aufgeschlossen ist.
Geh nicht mit jedem Mann beim ersten, zweiten Date ins Bett.
Gib nicht allen seinen wünschen nach.
Erzähl nicht von deinen Erfahrungen mit anderen.
Such nicht auf Joy, da wollen alle nur DAS eine.
Undundund
Ich stelle jetzt mal kühn die Hypothese in den Raum, dass es
1) sehr viele Frauen gibt, die sexuell aufgeschlossen sind und das auch leben
2) einige dieser Frauen auch zu Partnerschaften bereit wären
3) viele dieser Frauen sich der von mir im letzten Absatz geschilderten Zwiespältigkeit im (männlichen) Denken bewusst sind und daher diese Empfehlungen mehr oder weniger stringent in ihrer öffentlichen Selbstdarstellung bis hin zu den ersten privaten Begegnungen befolgen, um nicht in der gewissen Schublade zu landen
4) einige der Männer, wenn sie dann doch einmal ihr Muster der Anziehung der vermeintlich "falschen" überwinden würden oder die "fairy godmother" (die gute Fee, die in meinem Film immer wie Dirk Bach im pinken Balettroeckchen mit Fluegelchen und Zauberstab aussieht) ihnen ihren hier immer wieder geäußerten Herzenswunsch nach der sexuell-aufgeschlossenen Partnerin in GZSZ erfüllen würde, genauso schnell das berühmte beziehungshandtuch werfen würden, wie in den Fällen der ach so verklemmten, die augenblicklich ständig und in großer Zahl entsorgt werden (müssen);
Dann aber mit der innerlichen Begründung (nach außen könnte Mann das schwerlich zugeben), dass Mann plötzlich Angst hat (oder es bittere Realität ist), einer solchen Frau sexuell nicht genügen zu können oder diese an den nächsten potenteren Kandidaten zu verlieren
Aber das sind natürlich alles nur meine! Überlegungen an einem verregneten Samstagnachmittag zu einem Thema im Diskussionsforum einer erotischen Plattform mit ganz vielen Menschen mit und ohne Stiel (da unten)