Aus dem Nähkästchen...
Ich kann und will mich der gesamten Richtig- oder- Falsch- Diskussion nicht wirklich anschließen.Meiner Meinung nach spielen beim Sex mit der Ex 3 Punkte eine übergeordnete und unzählig viele kleine Aspekte eine Neben-Rolle.
1. Kontakt halten wollen...
Für mich ist es grundsätzlich schön, Kontakt mit der Ex weiterhin zu pflegen.
Natürlich nicht auf Sex bezogen. Ich interessiere mich einfach für den Lebensweg ehemaliger Weggefährtinnen.
Dies bedingt aber ein "gutes" Auseinandergehen, was bei mir und Gott-Sei-Dank der häufigere Fall ist.
Klar bin ich auch im Streit oder tief enttäuscht aus Beziehungen gegangen, jedoch hält sich dies in Grenzen.
Ein weiterer hierzu gehöriger Moment ist die Zeit.
Dabei sind zwei unterschiedliche Fälle zu unterscheiden.
Sex direkt nach der Beziehung oder viel später.
Beides hat Vor- und Nachteile.
Meiner Erfahrung nach kann Sex direkt nach einer Beziehung befreiend wirken, die bis dato bestehende Problematik ("wie lange soll das noch so weitergehen?" "Sind meine/ihre Gefühle ausreichend?" etc.) ist geklärt, nun kann man sich voll und ganz der Leidenschaft hingeben und Sex wird wieder gut. Der Nachteil besteht aus meiner Erfahrung jedoch darin, das alte, verlorengeglaubte Gefühle einseitig wieder auftauchen und, so ist es mir leider ergangen, der Partner dies nutzt um sich vollends vom Ex gefühlsmäßig zu trennen.
Es ist, je nach Gusto, ein Spiel mit dem Feuer, ein manchmal schönes, zugegeben, aber es bleibt was es ist.
Ein für mich weitaus sicherer Weg des Aufwärmens ist der Kontakt nach einer längeren Zeit. Dieser kann durch eine zufällige Begegnung in der Stadt oder einen gewollten Kontakt via SMS, Facebook etc. zustande kommen.
Hierbei sind mindestens mehrere Monate, meistens jedoch einige Jahre verstrichen.
Die Entscheidung fällt dabei innerhalb der ersten Sekunden des "Sehens".
Ist die Anziehung noch da/oder gar stärker?
Ergibt sich hieraus eine sexuelle Interaktion, ist diese meist eine Mischung zwischen aufwärmen und komplett neu kochen.
Denn, sind einige Jahre vergangen, man war mit 20 zusammen und ist jetzt Ende 20, haben beide Expartner neue Wege beschritten und sich auf dem sexuellen Niveau weiterentwickelt.
Der Sex ist dann meist vertraut und gleichzeitig völlig überaschend, worin für mich ein erheblicher Reiz besteht.
Das alte Gefühle dabei wieder hochkochen, ist dabei nicht ausgeschlossen, jedoch blieben es bei mir/uns Denkansätze. Auch wenn der Sex intensiver oder spezieller oder besser ist, die Menschen bleiben gleich und die Gründe für die damalige Trennung bestehen weiterhin.
Wichtig ist für mich hierbei, anfangs die Platonik zu klären, es nicht darauf ankommen zu lassen, dass Gefühle verletzt werden.
Und dies beidseitig ehrlich und konsequent.
2. Sich weiterhin attraktiv finden...
Es gibt auch Fälle in denen ich meine Expartnerin schlicht und einfach nicht mehr attraktiv finde. Dies mag an gemeinsamen Erfahrungen liegen oder an dem Umstand, so (ungewollt und nicht bösartig) verletzt worden zu sein, dass eine körperliche Anziehung (vielleicht aus Angst wiederholt eine Verletzung zu erfahren) nicht mehr vorhanden ist. Oder man findet sich optisch nicht mehr attraktiv, was vorher, durch Liebe oder verliebtsein, gänzlich nebensächlich war.(hier könnte man jetzt eine weitere Diskussion über die Aussichten einer langfristigen Beziehung bei nicht 100% optischer Kompatibilität anstoßen, verfehlt aber glaub ich das Thema und würde auch zu weit führen.)
Treffe ich jedoch eine Exfreundin und sie ist immer noch attraktiv für mich et vice versa.
3. Die aktuelle Situation...
Hat einer der Partner (mittlerweile) etwas neues, ist die Option für mich ausgeschlossen. Dies ist zwar nicht jedermanns/-fraus Denkweise, für mich jedoch ein klarer Fall.
Einen Fall hatte ich vor knapp zwei Jahren mit einer Exfreundin, der uns beide weitergebracht hat. Wir kamen beide aus einer langen Beziehung, waren verletzt und gingen langsam wieder ins normale Singleleben über. Wir trafen uns ganz zufällig abends in Düsseldorf. Beim ersten Blick von ihr, wusste ich, Du musst Hallo sagen. Als wir uns dann über das erlebte kurz ausgetauscht hatten, verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum "Plaudern". In der nachfolgenden Zeit hatten wir eine Menge Spaß und vergaßen in den gemeinsamen Momenten die alte Last. Wir flogen gemeinsam in den Urlaub und nach und nach verblaßten die Schmerzen des Verlustes mehr und mehr.
Zwar ist aus uns kein erneutes Paar geworden, aber die gemeinsame Zeit hat uns beiden geholfen und war einfach schön.
Heute sind wir sehr gut befreundet und freuen uns über neue Partnerschaften des anderen ohne auch nur ansatzweise eifersüchtig zu sein. Diese Verbindung ist für mich die tiefste, die aus dem Thema Sex mit dem Ex entstanden ist. Und sie wird auch noch lange fortdauern.
Sex mit der Ex auf anderer Ebene gab es auch. Es waren interessante Erfahrungen und meistens auch schöne. Man sieht sich, lässt für eine kurze Zeit altes Feuer wieder aufflammen und geht anschließend wieder seines Weges. Diese Form ist eine recht bequeme, da man weiß, was man bekommt. Ich empfinde es sogar als Kompliment für mich, wenn sich eine Ex wieder mit mir trifft.
Ob es richtig oder falsch ist, liegt immer bei einem selbst.
Es gibt Leute wie mich, die gerne auch mal aufgewärmtes essen.
Warum habe ich versucht aus meiner Sicht zu beschreiben.
Andere Leute beenden mit dem Schluss auch den gesamten Kontakt (zumindest in sexueller Hinsicht). Ich kann mir vorstellen, dass dies aus Schutz vor weiteren verletzbaren Gefühlen, Wut oder schlichtweg nur einer starken Konsequenz der Entscheidungen liegt.
Zuletzt würde ich gerne noch einen Vergleich zwischen Sex mit der Ex und einer neuen Affäre/Gespielin/Friend-with-benefits ansprechen.
Beim Sex mit der Ex weiß ich (zum Teil), was mich und vor allem SIE erwartet. Er ist eingespielter, oft intensiv und beruht auf gefühlsmäßiger Nähe ohne verliebt zu sein.
Beim Sex mit einer "neuen" Frau, der nicht unter Beziehungsanfang läuft, sind diese Adjektive meist nicht vorhanden. Jedoch liegt auch gerade der Reiz im Neuen und in der gemeinsamen Entdeckung des Gegenübers. Hierbei besteht jedoch ein höheres Risiko enttäuscht zu werden, da man andere Erwartungen hatte. Der Punkt lässt sich für mich jedenfalls mit dem Wort "Vertrauen" bzw. "Vertrautheit" zusammenfassen. Dieser ist bei neuen Bekanntschaften zunächst nicht gegeben, beim Expartner meist jedoch vorhanden.
Was besser für einen ist, sei jedem selbst überlassen. Dies ist auch wieder ganz Typfrage und liegt in der jeweiligen Persönlichkeit des Menschen.
Ich für meinen Teil halte "guten" Sex mit der Ex, unter den oben genannten Voraussetzungen, für möglich. Er kann schön sein, befreiend, nicht frei von Risiko aber auch gewinnbringend für beide Seiten.
Ob er zustande kommt, hängt hauptsächlich von den oben genannten Punkten ab.
Ich erhebe natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich habe versucht aus meiner Sicht zu beschreiben, worauf es mir und vielleicht anderen Menschen, die Sex mit der/dem Ex haben, ankommt.
Ich freue mich auf Eure Sichtweisen und Hinweise auf vergessene Punkte.
Liebe Grüße