Also ich bin sehr stark tätowiert und auch an Stellen, die man sofort sieht.
Ich habe mir den Traum abgeschminkt, von allen Menschen so genommen zu werden wie ich bin. Es wird nun mal immer Leute geben, die Tats asozial oder Knast-mäßig oder was auch immer finden werden.
Dieser Arbeitskollege wird niemals eine andere Meinung haben, deswegen rede ich mit solchen Leuten gar nicht mehr weiter über dieses Thema. Ich musste mir auch schon alles mögliche anhören und kann auch nicht unbedingt jeden Job kriegen. Es gibt leider zig Klisches, Vorurteile und dumme Meinungen. Ich rede nur noch mit Leuten über Tattoos, die vernünftig fragen und bei denen man ein Fünkchen Hoffnung auf Toleranz verspürt. Alle, die gleich so doof fragen "ey, warst du im Knast? und ey, was machste, wenn du mal 70 bist?, werden bei mir diskussionstechnisch beiseite geschoben, sonst reg ich mich nur auf. Solchen Menschen seine Meinung vermitteln zu wollen ist ebenso sinnvoll wie mit dem Papst über Kondome, freie Liebe und CSD-Paraden zu reden.
Und diese tolle "zu-wenig-Selbstwertgefühl" Diskussion kommt mir bekannt vor, die Nummer haben Psychologen auch gut drauf. Warum sollte ich mich tätowieren lassen, weil ich zu wenig Selbstwertgefühl habe? Hmmm..
ausserdem warum darf man sich nicht verschönern? Dann müsste man diesen Vorwurf ja auch allen anderen Leuten mitgeben. Die Frauen die sich jeden Morgen schminken, das was man anzieht, welches Auto man fährt, wohin der Urlaub geht und so weiter.
Und noch ne Frage, die mich sehr lange beschäftigt: Warum muss ich eigentlich Selbstwertgefühl für 100 andere Leute haben? Weil sich toller anhört? Kann man nicht auch mal zugeben, ja ich habe nicht 100 % Selbstbewusstsein, sondern vielleicht nur 65? Was ist daran so schlimm? Es muss nicht alles an einem abprallen. Und kommt ja auch auf die Tagesform an.
Abschließend sei gesagt, die Menschen die sich tätowieren lassen um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, haben den Sinn von Tattoos nicht verstanden .