Guter Stil = halb gewonnen
Ich steh auf einen guten Schreibstil und eine gepflegte Ausdrucksweise. Klingt hochgestochen und ist auch so gemeint. Da ich selber viel schreibe, ist für mich das Beherrschen von Sprache und Rechtschreibung ein erstes Merkmal, das darüber entscheidet, wie viel Aufmerksamkeit jemand von mir erhält. Das heißt nicht, dass jemand, der zum Beispiel gebrochenes Deutsch schreibt, gleich abgelehnt wird. Da spielt dann wieder eine Spur Bewunderung mit rein, dass sich dieser Mensch in einer fremden Sprache bemüht, sich auszudrücken. Da denke ich an meine Versuche mit Französisch, wo ich allzuoft die Geduld mit mir selbst verliere.
Über durchgängige Kleinschreibung kann ich hinwegsehen. In vielen Chats - und eben auch Foren - schreiben viele Menschen aus Bequemlichkeit alles klein. Das ist noch akzeptabel - und vor allem leichter zu lesen als durchgängige Großschreibung.
Was mich aber sehr stört, ist der inflatinäre Gebrauch von Satzzeichen. Ein Dutzend Punkte am Ende eines Satzes oder 3-5 Ausrufezeichen anstelle eines einzigen, wo selbst das nicht nötig gewesen wäre. Eine (Club-) Mail wird nicht wichtiger, indem sie sich mit besonders vielen Satzzeichen hervorzuheben versucht. Oder anders ausgedrückt: Sie sind total abtörnend.
Vertipper oder gelegentliche Rechtschreibfehler können jedem passieren, und auch darüber sehe ich hinweg. Treten diese aber gehäuft auf, vermute ich dahinter mangelnde Aufmerksamkeit. Da fühle ich mich dann nicht richtig ernst genommen. Jemand, der nicht darauf achtet, wie er sich ausdrückt, wird vermutlich auch dem Inhalt meiner Worte nicht viel Beachtung schenken.
Und wieder andere wissen es einfach nicht besser. Und da gebe ich ganz ehrlich zu, dass ich dann Vorbehalte denjenigen gegenüber habe, basierend auf einigen persönlichen Erfahrungen. Ich weiß, man soll die Leute nicht gleich in eine Schublade stecken - aber im Zweifelsfall überlege ich mir dann, wenn es ein Mann ist (der mich vielleicht auch noch anbaggert): Könnte eine Beziehung mit diesem Mann gut gehen? Und meistens muss ich diese Frage dann verneinen, weil ich ihn ständig korrigieren würde, mich für intelligenter hielte - und das kann einer Beziehung nicht gut tun. Da sage ich ihm doch lieber gleich, wie die Chancen stehen.
Wenn nun nichts oder fast nichts zu bemängeln ist, bleibt die Ausdrucksweise übrig. In einem Forum, wo nur die Schrift die Sprache tansportiert, fällt es mir schon auf, wenn sich jemand "gewählter" ausdrückt. Die Wortwahl kann einen Menschen interessant machen und viel über ihn verraten. Und gerade "exzentrische" Ausdrucksweisen, die sich aus der Masse abheben, wecken meine Neugier auf die Person dahinter. Es sind einfach ein paar Kriterien, mit deren Hilfe ich aus der Masse an Individuen ein paar herausfilter, mit denen ich mich näher beschäftigen möchte.
Die anderen mögen mir meine Vorbehalte vorwerfen - aber als Frau muss man einfach Strategien entwickeln, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.