Eine Beziehung zu öffnen heißt doch nicht zwangsläufig, dass damit deren Ende eingeläutet wird. Diesen Unsinn höre und lese ich immer und immer wieder!!!
Sicher besteht die Gefahr, dass es passiert, die Beziehung in die Brüche geht. Aber diese Gefahr ist latent auch bei allen anderen, nicht offenen Beziehungen gegeben. Nur wird bei "normalen" Beziehungen" oder wenn einer heimlich die Frau oder den Mann hintergeht, nicht so offen drüber gesprochen. Und höchstens hinter vorgehaltener Hand drüber getuschelt.
Fakt ist, dass man aufgrund von Erfahrungen von anderen Menschen, die die offene Beziehung leben, keine Ableitungen auf die eigene Beziehung treffen kann. Es kann funktionieren, es kann aber auch nicht funktionieren. Da gibt es keine Regel. Keine Allgemeingültigkeit. Und schon gar keine Prognosen, egal in welche Richtung!
Das Höchste, was man sich von anderen, die dieses Beziehungsmodell praktizieren, abschauen kann, ist: wie sie es machen, wo potentielle Gefahren lauern, was bei anderen wichtig war/ist. Man kann sich Anregungen holen, Inputs, Punkte nicht zu vergessen, die bei anderen schon mal gut oder schlecht gelaufen sind. Mehr nicht.
Mit Leben füllen müssen die beiden Beteiligten das selber. Regelungen, Absprachen ausgestalten (die so mannigfaltig und unterschiedlich sind wie es wohl offene Beziehungen gibt). Was bei einem Paar grandios funktioniert, kann bei einer anderen Konstellation der Killer schlechthin sein.
Den ersten und wichtigsten Schritt, denke ich, haben die beiden aber schon getan. Sie reden miteinander. Über ihre Probleme, über mögliche Lösungsstrategien. Das ist keineswegs selbstverständlich. Vieles, grade "solche" Probleme werden in ganz vielen Partnerschaften schlichtweg tot geschwiegen. Wenn die dann auseinander gehen, redet komischerweise keiner darüber. Vorher nicht und hinterher auch nicht. Es wird hingenommen. Punkt, fertig.
@ TE: Bleibt im Gespräch, das ist SO wichtig. Lasst Euch nicht von kritischen Stimmen entmutigen, wertet aber sorfgfältig die Argumente Pro und Contra ab und vor allem: seid ehrlich zu euch. Das ist nicht einfach. Nicht einfach, seine tiefsten Wünsche und Hoffnungen einem anderen Menschen zu offenbaren, aber auch nicht einfach, überhaupt mal in der eigenen Persönlichkeit danach zu forschen, sich zu fragen, was man will, wie man es will. Dieser Diskurs mit sich selbst ist anstrengend, kostet Kraft und ist selten ein gerader Weg. Eher wie: ein Schritt vor, zwei zurück. Das ist nicht jedermanns Sache. Sollte Euch aber bewusst sein. Und auch, dass die Gefühle, die da involviert sind, schneller, stärker und mit größeren Amplituden Achterbahn fahren als ihr es von eurer bisherigen Beziehung vielleicht gewohnt seid.
Lichtblick am Schluss: wenns funktioniert, ist es aber durchaus wert, den bisweilen steinigen Weg gegangen zu sein. Ich habe es als Entwicklung gesehen, empfinde es nach wie vor so und würde um nichts auf der Welt das missen wollen. Die Kommunikation ist extrem wichtig und das ist etwas, was ich sehr, sehr schätze. Völlig neue Ebene, sehr viel besser. Und die Entdeckungsreise ins eigene Ich war sozusagen eine interessante Dreingabe.