art_of_pain ...
> Ok, lesen wir vertex' erstes Posting,
> das er für sich selbst geschrieben hat,
> da es ja "nix für uns" ist
gemach gemach ...
wenn das posting nur an ihn aeh.. mich gehen sollte, haette ich mir ne pm geschrieben. das von dir zitierte richtete sich aber direkt an Bernadine und Lethe, die das vorher von sich selbst sagten. sie meinten letztlich: "wir koennen damit nix anfangen. alles zu wiki.". ich sagte draufhin: "ja, das sehe genauso, ihr koennt damit nix anfangen. alles zu wiki."
das ist keineswegs nur polemisch.
dahinter steht ja etwas: sie vertraten, man solle etwas nicht zerlegen, das bringe nichts. ich umgekehrt: wenn man das nicht zerlegt, versteht man es nicht. wenn ihr das also nicht wollt und macht, dann ist das nix fuer euch.
soweit also etwas voellig untragisches ...
wenn jemand natuerlich nicht mit dem zurechtkommt, was er selbst vertritt, dann wird das problematischer. auch das waere eine emotionale reaktion, entsprechend automatisch widerspruechlich. genau an solchen dingen zeigt sich das ja permanent.
aber was genau hat das eigentlich mit dir zu tun? hm? auch etwas zu wiki?
> vertex geht unser Thema durch die Hintertüre an.
> Er kümmert sich nicht darum,
> ob eine Sub stolz sein kann/soll/darf/muss,
ein sub ist ein mensch, folglich unterliegt er entsprechenden mechanismen. meine erlaeuterungen sind ganzheitlich und haben mit bdsm speziell nix zu tun. bdsm ist eine untermenge. selbstmurmelnd klingt das atmosphaerisch dann natuerlich auch weniger ergreifend - was uebrigens auch mit emotionalen bindungen zu tun hat.
> sondern erläutert das,
> was er unter Stolz versteht:
> Stolz ist eine Emotion,
stolz ist eine emotionale reaktion.
wohlgemerkt: das empfinden des stolzes in jeweiligen moment aber nicht. das wiederum ist eine authentische empfindung. genau darin liegt ja im uebrigen auch der reiz aus dem in wirklichkeit alle 'stolzen' schoepfen. wie alle defizitaeren reize ist das empfinden eines authentischen gefuehles der kick. der ist aber abhaengig, daher ja defizitaer, von einer bestimmten gewoehnung, letztlich einfach eine moralische gewoehnung. tabus z.b.... daher korreliert ja auch nicht nur im bdsm-bereich, sondern gesamtgesellschaftliches das meiste mit genau solchen geschichten. daher lassen menschen auch so schwer von praegungen los, weil sie dann eben diese defizitaeren reize verlieren ("freud und leid"). loest man die auf, sind sie weg. solange keine alternative gesehen wird (und die sind schwerer zu sehen, solange man in so einer defizitaeren polarisation loopt), ist das keine attraktive sache. wenig emotionale menschen stellen sowas natuerlich schneller fest, ganz einfach weil sie weniger abhaengig sind, kategorien an sich weniger ernsthaft wirken ...
> und damit etwas Stereotypes.
> Dass das für vertex ein Negativbegriff ist,
> wird durch einen Blick auf sein Profil oder
> den Fortgang seiner Einlassung klar:
> vertex setzt das Stereotype,
> Negative gegen das Authentische, Positive.
> Damit wird klar, was er sich sagen will: eine Sub,
> die stolz ist, ist was Negatives, da sie nicht authentisch ist.
interessanter argumentationsstrang. du irrst allerdings ...
ich bevorzuge in der tat moeglichst authentische, verstaendnisorientierte menschen (das bezieht sich nicht zwingend nur auf das geistige). nur dann ist fuer mich ein gewisses "teilen von realitaet" moeglich, naehe, etwas lebendiges, bewusstsein .... nennen wir es einfach lebensqualitaet ...
das bedeutet aber nicht, dass ich stereotypen, stereotype subs oder allgemein rituale per se als negativ empfinde. ich empfinde sowieso keine positiv/negativ-polarisation. das ist naemlich moral. ich bin aber ganz und gar nicht moralisch - daher nicht sonderlich stereotyp. ferner war es ansonsten eher umgekehrt, dass auf meine faktische feststellung von stereotypie manche dann mit einer antihaltung reagiert haben. das war der aufhaenger, an dem z.b. du immer noch haengst. mir war das wort stereotyp an sich gar nicht so wichtig, auch nicht sie zu verurteilen, sondern darauf hinzuweisen, dass daraus etwas folgt ...
so oder so: ich sehe/fuehle einfach nur mechanismen, die diese und jene auswirkungen haben. manches pfeife ich mir auch stereotyp rein, uebe es stereotyp in jedweger mischung ein. viele arbeiten sind nur so moeglich. auch der computer erledigt vieles stereotyp, das aber wichtig ist. auch szenen, gruppen an sich tendieren zur stereotypie. das entsteht durch das pure synchronisieren einer menschenmenge untereinander. das bildet ritualisierte handlungen raus, atmosphaerische kits. ich fuer mich partizipiere ganz gerne von szenen (also auch von stereotypen), daher bin ich ja auch z.b. hier. aber ich bin kein kollektivist, sondern bleibe lieber unabhaengig. das bedeutet vor allem: emotional unabhaengig von einer bindung.
das gilt folglich auch fuer den bdsm-bereich. fuer viele sind diverse ritualisierungen eine wichtige sache. sie gehen darin auf, benoetigen sie als emotionale bindung. ich finde das unterschiedlich interessant und inspirierend, pick mir so meine reize raus, allerdings wirkt fuer mich ritualisierte handlungen nach kurzen wiederholungsmustern schnell entwertet, einfach weil sie berechenbar sind, fuer mich daher nicht lebendig, auch gar nicht speziell und individuell auf mich bezogen, nicht "real" - und damit reizloser. folglich wuerde ich mir z.b. eigene reize erzeugen - spiele im spiel. aehnliches meinte ich auch schon, dass es sinnlos waere, wenn z.b. subis emotionen simulieren darauf zu pochen, dass sie das lassen. bloedsinn. das tun sie ja aus bestimmten gruenden. entweder man loest die auf oder nimmt es hin. im uebrigen nichts, das nicht in wirklichkeit fuer jede art beziehung gilt. wenn jemand anfaengt gefuehle vorzuspielen hat das zumeist damit zu tun, dass ein anderer etwas nicht versteht, mit etwas nicht umgehen kann, eben irgendwas signalisiert, das einen 1:1 flow verunmoeglicht ...
eine antihaltung gegenueber stereotypie/mechanismen habe ich also ohnehin schon deshalb nicht, weil das, ausser sinnlos, auch gegenueber mir selbst wenig foerderlich waere. genau die wuerde mich naemlich selbst gefangenenehmen, abhaengig machen - was folgerichtig ebenso stereotyp waere.
kurzum: man kann etwas priorisieren, ohne deshalb in eine tatsaechliche antihaltung zu fallen. dies auch, wenn man etwas sogar explizit ablehnt. ich habe durchaus etwas gegen stereotypen in vielen situationen. das bedeutet aber nicht, dass sie ein feindbild von mir sind. ein kleiner unterschied.
> Subs, die stolz sind, gehen in einem durchschaubaren,
> ritualisierten (also fremdbestimmten) Reaktionsmuster auf.
> vertex hätte es da schon gerne ein wenig prickelnder,
> nämlich authentischer.
das stimmt. uebrigens nicht nur ich.
> Prickelnder wäre es für vertex, wenn Sub nur so tut,
> als wäre sie stolz, und aus genau diesem So-tun-als-ob
> einen eigenen Kick daraus gewönne.
nein. das 'nur-so-tun' ist ja gewoehnlich ebenso transparent. es geht um nachvollziehbarkeit des anderen ... ein ritual das nicht kalkulierbar waere, waere folglich nicht nachvollziehbar. solange hat es auch gemeinhin seine reize. allerdings gehts in der regel nicht um die kenntnis jedes details, sondern um das erkennen wesentlicher muster ...
> Hinter dieser ganzen Argumentation steckt ein
> abstruses Menschenbild, das gleichwohl in gewissen
> Wissenschaftskreisen immer noch en vogue ist.
> Es ist völlig grotesk, anzunehmen, unsere Emotionen
> wären Produkte von Erziehung und Sozialisation.
das sagte ich nicht. du traeumst offenbar andere diskussionen nach.
der mensch ist in jedem falle eine mischung, denn die genetischen ausgangsbedingungen spielen immer eine rolle. aber innerhalb dieser individuelleren vorgaben wirken dann besagte mechanismen.
daher sagte ich z.b. nicht, dass es fuer jeden gleich leicht ist sich emotionalen bindungen zu entziehen.
> Ein Baby, das in Panik ist, weil es Hunger hat und
> Mama nicht da ist, hat eine authentische Emotion.
nein. es hat eine authentische empfindung. keine emotionale reaktion. das gehoert getrennt, weil es eine sinnvollere kategorisierung des sachverhaltes ist. eine andere perspektive verschlechtert den blick darauf. und sowas kann man ueber konsistenz austarieren - gemessen an der realitaet, und zwar staendig, auch im alltag, somit auch jetzt.
> Ebenso unsinnig ist die Behauptung, dass
> die Trauer bei einem Begräbnis nur eine stereotype,
> weil gesellschaftlich anerzogene Emotion sei.
dein problem und somit meines im sinne einer verstaendnisfindung ist, dass du nach wie vor eine fragwuerdige perspektive auf gefuehle und emotionen hast.
jemand ist bei einem abschied traurig = authentische empfindung
jemand ist zu teilen traurig, zu teilen aggressiv, weil ein anderer geht und "ihm das antut" = eine emotionale und damit defizitaere reaktion bzw. eine mischung aus authentischen empfindungen und emotionen
du sehen unterschied?
die meisten haben im uebrigen in den meisten situationen "gemischte gefuehle" - und das hat gruende....
> vertex hat entweder noch nie einen geliebten Menschen
> verloren, oder er hat gerade den geliebtesten verloren und
> sein Schmerz, eine Emotion, drohte ihn umzubringen,
> deshalb konstruierte er sich schnell ein Menschenbild,
> das Emotionen abwertet, indem er sie als unauthentisch hinstellte.
erzaehl mir doch mal, wieso diese vorstellung dann meine emotionen veraendern koennen soll, wenn sie gar nicht veraenderbar sind? wieso sollte mir diese konstruktion helfen koennen? hm?
> vertex' gefeierter Begriff der Authentizität
du schattenboxt.
> ist eine künstliche Konstruktion. Authentizität als "Selbst-Sein"
> im Sinne von "Selbstbestimmt-Sein" wird abgehoben von einem
> Fremdbestimmt-Sein (dem "Stereotypen"). Dabei wird vergessen,
> dass das Selbst ohne das Andere, das Fremde, das Gegenüber,
> die Welt ein Nichts ist.
1. auch deines waere unter diesem aspekt eine "kuenstliche konstruktion". alles waere eine. das ist aber genau deshalb voellig irrelevant.
2. ansonsten ist deine argumentation unsinnig.
denn: zum einen faellst du auf den schein des wortes "fremd" rein. wenn schon, dann bedeutet "fremdbestimmt" keineswegs mehr kontakt mit "dem anderen", "dem gegenueber", sondern lediglich, dass du einen teil von dir einen fremden prinzip opferst. du glaubst im grunde an gott. der findet aber in dir statt, nicht woanders.
folgerichtig ist natuerlich jemand, der authentisch ist sowohl mehr bei sich als auch mehr bei der realitaet, dem "anderen", "dem gegenueber". er hat mehr optionen, der informationsfluss ist besser, er ist eben "authentischer" und ehrlicher = transparenter. er hat mehr mit inhalt und verstaendnis zu tun, weil das nicht permanent durch "fremde prinzipien" (= stereotypen = themaverfehlung = emotionale haengen an 'anderen diskussionen' = gar nicht bei der sache vor der nase = schattenboxen = du jetzt gerade) abgelenkt ist!
kommunikation ist ganz allgemein nichts anderes als die interaktion mit etwas anderem, egal ob das in/mit einem selbst stattfindet oder mit etwas anderem.
> Natürlich ist es durch gesellschaftliche Normen
> bestimmt, wenn ein Schüler, der eine gute
> Schulnote nach Hause bringt, stolz ist. Aber das
> heisst noch lange nicht, dass ihm dabei irgendetwas
> von seinem ach so authentischen Selbst abgeht,
> wenn er sich stolz fühlt.
doch. es geht hier um abhaengigkeitsverhaeltnisse. entsprechend ist auch verletzter stolz, da ist es transparenter, eine typisch emotionale reaktion, die was auszeichnet? => unoffenheit, schlechter informationstransfer, eben NICHT bei dem anderen, abgelenkt von dem, was tatsaechlich ist, weil gefangen ...
also: sowohl stolz als auch verletzter stolz sind: stereotype emotionale reaktionen. entsprechend berechenbar sind sie auch - und auch das kann jeder testen. wie ein script wird reagiert ...
usw usw. usw.
der rest unterliegt dem selben tautologischen loop deinerseits, ist somit nur eine variation des bereits gesagten. das kuerze ich entsprechend. die wesentlichen punkte bleiben ja bestehen ... ist ohnehin lang genug geworden ...