Hat Liebe eine begrenzte Haltbarkeit?
Hi,
meine Meinung zu dem Thema kommt evtl. etwas "abgefahren" rüber, aber ich denke, es könnte ein Ansatz sein, über den Du ganz neutral nachdenken solltest...
(ich weiss schon jetzt, dass ich mich mit solchen Aussagen nicht beliebt machen werde, trotzdem schreibe ich das hier hin, weil ich denke, es könnte Dir ein Denkanstoß sein):
Einige Menschen glauben daran (auch oft hier im Forum gelesen), dass "Liebe" wie wir sie kennen, nur eine begrenzte Haltbarkeit hat. Schuld daran wären "Evolutionäre Prinzipien", die einfach sicherstellen, dass sich jedes Lebewesen so effektiv wie möglich "vermehrt".
Analog zu den darvinistischen Beobachtungen, setzt sich also durch, was am besten Funktioniert und den Fortbestand sichert.
Der Natur ist nicht wichtig, ob Du geheiratet hast, ein Haus gebaut hast, einen Kredit abzahlen musst usw. sondern ausschliesslich, dass Du möglichst effektiv Kinder in die Welt setzt. Da wir Menschen nun mal sehr Kopflastig sind, ist der reine Trieb offenbar nicht ausreichend gewesen, um den Fortbestand effektiv zu halten. Offenbar hat sich also bei den Neandertalern irgendwann mal die Gruppe als "effektiv" herausgestellt, die eine tiefere Bindung zum Partner empfinden konnte. Et voila... die Liebe war geboren und hat sich durchgesetzt.
Stark vereinfacht erklärt... versteht sich.
Jetzt geht's aber weiter. Wäre die Liebe so perfekt, hätte jeder nur einen Partner, ein Leben lang. Das gibt's in der Tierwelt in ganz seltenen Fällen. "Normal" ist das aber nicht.
Effektiver (rein biologisch) in Zeiten von Krankheiten, Seuchen, Katastrophen usw. ist möglichst viele Nachkommen zu zeugen und zwar mit unterschiedlichsten Partnern. Die "Stärksten" werden Ihre Gene noch Generationen weit tragen. Das ist Evolution! Und sie funktioniert. Daher gibt es uns, daher sind wir Menschen so weit gekommen und so hoch entwickelt.
Dummerweise sind diese "Ur-Instinkte" genau so Teil unseres Gen-Programms, wie der Reflex seine Hand wegzuziehen, wenn man sich verbrennt. Du könntest noch so hochentwickelt und kopflastig sein, wenn es weh tut, greifen Ur-Reflexe und Du ziehst Deine Hand weg.
Was ich damit sagen will.... und ich will es nicht verallgemeinern, da es viele Menschen gibt, die einem das Gegenteil beweisen. Jedoch durch Harte Beziehungsarbeit.
Nichtsdestotrotz, Dein/Euer/Unser Genprogramm ist auf eine Beziehungsdauer von etwa 4 Jahren gemünzt. Statistiken belegen sogar, dass die meisten Trennungen im 5. Beziehungsjahr stattfinden. Liebe/Sex hat als Primäres Ziel die Reproduktion. Evolutionär machen diese 4 Jahre auch Sinn, denn damit ist ein Nachkomme mit ca. 3 Jahren aus dem gröbsten raus.
Jetzt gibt es natürlich das Problem.... wieso sollte ich mich von meinem Partner trennen? Wir haben ein Kind, alles läuft doch gut. Die Natur hat hier eine Art "Abstoßungsprozess" vorgesehen. Was man eventuell von anderen Beziehungen kennt.... man findet plötzlich Dinge an seinem Partner unglaublich Abstoßend, die einem vorher nie aufgefallen wären. Ich habe mehrmals von Freunden/Freundinnen kurz vor Ihrer Beziehungstrennung gehört, wie sie zum Beispiel meinte, sie "widere das Atmen Ihres Partners an". Oder wenn er/sie nur berühre, würde sie sich angewiedert fühlen usw. Oder, der Humor des Partners, den man früher sehr liebte, wäre plötzlich plump.
Dinge, die für einen früher das größte waren (auf der Brust des Partners liegen und seinem Herzschlag zuzuhören), werden plötzlich unglaublich negativ belegt (sein Atmen ertrag ich nicht).
Das sind Teile dieses Abstoßungsprozesses, nur 2 Beispiele.
Das, was offenbar irgendwann im Leben eine unglaubliche Anziehung erzeugt hat, sexuelle Attraktivität, kippt irgendwann, und erzeugt das genaue Gegenteil.
Man kann jetzt lange argumentieren, dass der Partner sich verändert hat und man andere Lebensziele habe usw. Und das kann alles sein. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass Beziehungen auseinander gingen, obwohl die Paare mit den Jahren "immer besser" wurden. Ihre Ziele, Träume, Wünsche waren absolut harmonisch, sie hatten Ihr Haus gebaut, 1-2 Kinder in die Welt gesetzt, oder sich zusammen selbständig gemacht usw. Und die Beziehung ist trotzdem gescheitert, was niemand im gesamten Bekanntenkreis verstanden hat. (Die perfekten Vorzeigepaare)
Langer Text, um eigentlich nur eine kurze Aussage an Dich zu bringen:
• Stell Dir vor, dass Deine Beziehungen nicht deshalb scheitern, weil Du als Mensch und Partner zu viel liebst, oder Dich falsch verhalten hast.
• Stell Dir vor, dass Du nicht unzulänglich bist
• Stell Dir vor, dass Deine Ängste unbegründet sind, weil Du Dich nicht falsch verhältst, wenn Du liebst
• Stell Dir vor, Du wirst akzeptieren, dass das Leben ist wie es ist, weil es genau so seit tausenden von Jahren funktioniert
• Stell Dir vor, dass die Beziehung endet, weil es "natürlich" ist, dass sie das tut
Und nun stell Dir vor, Du wirst akzeptieren,
dass die Beziehung endet, *in jedem Fall*, auf die ein oder andere Art & Weise. Und dass Du lernst loszulassen, um die Momente mit Deinen Partnern zu geniessen, so lange sie halten werden.
Deine Angst steht Dir hierbei im Weg, obwohl sie absolut begründet ist.
Es kommt, wie es kommen muss. Mach Dir das klar. Wenn Deine Beziehungen enden, dann deshalb, weil die Zeit dafür gekommen ist. Aber nicht, weil Du Fehler gemacht hast!
So wie wir alle wissen, dass wir eines Tages sterben werden, wissen wir auch, dass wir das Leben verpassen, wenn wir uns aus Angst draußen überfahren zu werden, nur noch zu Hause einschliessen.
Das Leben ist zu kurz, um sich mit Ängsten zu plagen. Lerne zu akzeptieren und die guten Tage aus ganzem Herzen zu geniessen, selbst wenn irgendwann Wochen der Trauer folgen.
(Wenn Dir die Evolutionssache nicht zu abgefahren vorkam, lies Dich vielleicht mal hier ein:
http://www.beziehungsdoktor.de/index.php?site=theorie)
Grüße,
Grecko