Das kommt auf den Fetisch an. Ein Nylon-Fetischist dürfte wenig Probleme haben, eine Partnerin zu finden, die meisten Frauen ziehen gern Strümpfe an, wenn sie wissen, dass sie ihren Mann damit scharf machen können. Bei einem Windel-Fetisch dürfte das dann etwas schwieriger werden.
Wenn man gut miteinander kommunizieren kann und die Beziehung in anderen Bereichen viel hergibt, dürfte es aber Chancen geben, damit zurecht zu kommen, auf welche Art auch immer (eben entweder, man lebt es miteinander aus, oder der Fetischist kann sich das woanders holen). Hilfreich ist sicher, wenn der Fetischist erklären kann, was genau ihm an seinem Fetisch Lust macht, und seine Partnerin konkret sagen kann, was sie daran abschreckt. Wenn sich die Kommunikation auf ein "macht mich halt geil" mit darauf folgendem "bäh, wie ekelhaft" beschränkt, wird es sicher nichts.
Um das auf diesem Niveau besprechen zu können, ist es aber besser, wenn man sich schon relativ gut kennt. Weniger, weil das ganze sonst peinlich werden könnte, sondern einfach, weil man dann im miteinander Kommunizieren schon geübter ist. Und, weil der Partner ohne Fetisch das ganze ja auch nicht so leicht hinhaut, wenn schon eine emotionale Bindung da ist. Bei einer neuen Bekanntschaft ist die Bereitschaft, sich mit ungewöhnlichen, sexuellen Praktiken auseinanderzusetzen, die einem selbst erstmal nichts geben, sicher nicht so groß.
Aber da liegt denke ich auch tatsächlich die Schwierigkeit. Erst eine intellektuell-emotionale Bindung aufzubauen und dann über den Fetisch zu sprechen, der diese Bindung vielleicht in Frage stellt, ist natürlich ein Risiko. Auch deshalb, weil man dem Vorwurf ausgesetzt ist, den anderen hintergangen zu haben, indem man das bewusst verschwiegen hat. Eine gute Beziehung müsste das aber aushalten, also ich wäre jedenfalls nicht sauer, wenn mir jemand sagt, dass er mich eben erstmal etwas besser kennenlernen wollte, bevor er über solche Dinge spricht.
Also Leute mit einem seltenen Fetisch sind sicher nicht zur Einsamkeit verdammt. Aber je durchschnittlicher die eigene Sexualität ist, umso mehr potenzielle Partner gibt es, da muss man sich nichts vormachen. Wobei ich aber auch die Variante, die Sina unter anderem zur Sprache gebracht hat, nämlich das ganze einfach diskret und pragmatisch zu lösen, ggf. auch mit Hilfe professioneller Dienstleistung, realistisch, praktikabel und legitim finde.
Alles kann man eben nicht haben - ein schräger sexueller Fetisch kombiniert mit einem Ehrlichkeitsfetisch und dem Anspruch, an jeder Ecke einen kompatiblen Partner zu finden, ist dann doch ein bisschen viel verlangt.