Ich habe mich jetzt sehr lange bewusst aus diesem Thread herausgehalten, weil ich davon ausgegangen bin, dass genügend Leute auf die Gefahren und offensichtlichen Fehler hinweisen. Genau so war es ja auch seitenweise. Ein paar Dinge möchte ich jedoch noch hinzufügen.
1. Es ist völlig verständlich, dass du, jetzt wo du gefunden hast, was dir so lange gefehlt hat, alles auf einmal willst. Das ist ganz normal. Trotzdem ist es wichtig, dass du es langsam angehen lässt, was nicht bedeutet, dass du keine Erfahrungen machen sollst, sondern, dass du dich nicht Hals über Kopf in eine Situation stürzt, die du in keinster Weise kontrollieren kannst, auch wenn es sich so anfühlst, als ob du genau das willst. Was du eigentlich willst, ist Kontrollaufgabe bei 100%igem Vertrauen. Denn nur dann fühlt es sich wirklich gut an. Und Vertrauen braucht nun einmal Zeit.
2. Ob man TPE wirklich leben kann, weiß ich nicht. Ich lebe 24/7 mit, sagen wir mal, TPE-Tendenzen. Wobei die Definitionen sowohl von 24/7 als auch von TPE auch weit auseinander gehen, jeder versteht etwas anderes darunter. Dies soll hier aber jetzt nicht diskutiert werden.
3. Fast jede Sub kennst dieses Wow-Gefühl nach dem ersten Treffen; das ist genau der Richtige; alles ist endlich perfekt; so habe ich es mir immer gewünscht. ABER: Man kennt es ja auch nicht anders! Alles, was man wirklich aussagen kann, ist, dass ein gewisser Trieb endlich befriedigt wird. Und, dass man mehr davon will.
4. Gerade am Anfang ändern sich Vorlieben und Wünsche schnell. Manche fangen mit Schmerzen an und meinen aber, sie seien überhaupt nicht devot und stellen irgendwann fest, dass sie es eigentlich doch sind, oder umgekehrt. Andere können sich Spielart XY gar nicht vorstellen und irgendwann wird es zur Lieblingsspielart. Will sagen: Man entwickelt sich weiter und das meist recht schnell. Der erste Dom ist selten der letzte, denn irgendwann gehen die Vorstellungen auseinander.
5. Bei einer BDSM-Beziehung, egal ob Spielbeziehung, 24/7, TPE oder sonst etwas ist das Wichtigste, genau wie bei jeder anderen Beziehung auch, dass man einander vertraut und respektiert. Und das kann nur dadurch passieren, dass man einander kennenlernt, miteinander redet, miteinander Zeit verbringt und anfängliches Vertrauen durch Taten immer wieder bestätigt. Das ist etwas, was Zeit braucht. Man kann nicht von jetzt auf gleich eine TPE-Beziehung anfangen, schon gar nicht nach einem Treffen und Telefonkontakt. Das ist etwas, was sich mit der Zeit langsam entwickelt. Natürlich kann man zu Anfang darlegen, dass man grundsätzlich eine so-und-so geartete Beziehungsform anstrebt, das ist auch wichtig, denke ich, aber man kann nicht direkt mit 24/7 oder TPE einsteigen. Das ist ein gemeinsamer Weg.
6. Wenn man sich entscheidet, diesen Weg gemeinsam gehen zu wollen und vielleicht irgendwann 24/7 oder TPE zu leben muss man eines vor allem tun: Miteinander reden. Man muss herausfinden, ob man wirklich zueinander passt, ob man die gleichen Wünsche und Vorstellungen hat, ob man einen gemeinsamen Alltag leben kann. Es müssen musthaves und nogos besprochen werden und so weiter...
7. So unsinnig ich eine Kontaktsperre als Strafe grundsätzlich finde, zu Anfang, gerade nach einem ersten Treffen, ist es einfach völlig schwachsinnig, weil es dem eigentlichen Ziel entgegengesetzt ist. Wie sollst du Vertrauen lernen, wenn er nicht für dich da ist? Wie sollst du wissen, was er möchte, wenn er es dir nicht sagt? Du hast schließlich noch keinerlei Erfahrungen, und gerade weil er das weiß, sollte er IMMER als Ansprechpartner für dich da sein.
8. Der Beginn einer Beziehung, egal welcher, und gerade das Ausleben neu entdeckter Phantasien und Neigungen sollte schön sein und Spaß machen und nicht Leid und Angst hervorrufen. Natürlich kann es beängstigend sein, wenn man feststellt, in welche Richtung die Neigung geht, denn man hat ja meist gelernt "sowas macht man nicht". Trotzdem solltest du dich immer wohlfühlen, sonst wirst du BDSM, so wie du es kennengelernt hast, irgendwann enttäuscht und resigniert ablehnen.
LG
Ninchen