Hi.
Ich hatte jahrelang Orgasmusprobleme.
Mein erster richtiger Freund mit 15 war 5 Jahre älter als ich und hat mir neben ein paar anderen Dingen auch eingeredet ich sei frigide, weil ich nicht zum Orgasmus kommen konnte.
Es gab noch mehrere Punkte, die mich in meiner Sexualität nicht unbedingt bestätigt haben, das ist aber ja hier nicht das Thema.
Nach 1,5 Jahren mit dieser Gehirnwäsche, habe ich es am Ende irgendwie selbst geglaubt.
Als ich dann ein paar Jahre später meinen jetzigen Mann kennenlernte, bekam ich zwar die Gewissheit nicht frigide zu sein, denn wir hatten viel tollen Sex und haben viel probiert, was mir auch sehr gefallen hat, aber einen Orgasmus zu bekommen war unheimlich schwer.
Wenn dann eigentlich nur klitoral mit Hilfe eines Vibrators, aber auch das war meist eher ein Kampf, statt ein entspannendes Erlebnis.
Ausnahmen gab es, aber immer wieder kamen diese Gedanken hoch, ich sei irgendwie kaputt und es klappt bei mir einfach nicht.
Als mein Mann mir irgendwann einen Magic Wand geschenkt hat, wurde es einfacher. Das Ding kann man ja gar nicht ignorieren.
Damit konnte ich nachher relativ schnell einen Orgasmus bekommen, wenn der Kopf frei war.
Die richtige Wende trat aber vor einigen Jahren ein.
Ich war wegen mehrerer anderer Probleme an einem Tiefpunkt und habe mich dann sehr viel mit Psychologie, Sexualität, Philosophie, Medizin etc. auseinander gesetzt.
Die Themen hatten mich vorher schon beschäftigt und interessiert, aber ab da habe die Onleihe der örtlichen Bibliothek zu vielen Themen leer gelesen.
Nach etwa einem Jahr begann ich, mein Denken zu verändern. In vielen Bereichen. Bis ich zu einem Punkt kam, an dem ich eine Art Erleuchtung hatte. (Klingt total bescheuert, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll.)
Ich hatte mich immer als Opfer meiner Geschichte und Erlebnisse gesehen, aber an dem Punkt wurde mir klar, dass ich kein Opfer bleiben musste.
Es lag ja in meiner Hand, so zu sein, wie ich es will. Ich musste nur die Barrieren in meinem Kopf aus dem Weg schaffen, die mich davon abhielten.
Ab da hat sich so vieles verändert.
Auf diesem Hochpunkt dachte ich mir, ob das mit dem Orgasmus auch klappt?
Mein Mann war in der REHA, also bei der nächsten Gelegenheit Magic Wand raus und mal schauen, was geht.
Es ging sowas von schnell und ich konnte fühlen, wie mit der Barriere im Kopf auch eine Barriere
in meinem Unterleib brach.
Ich konnte in dem Moment genau den "Fehler" fühlen, den ich immer gemacht hatte und welcher Muskel dafür verantwortlich war.
Also weiter. Geht das auch mit meiner Hand? (Hatte ich zuvor auch nur wenige Male und dann mit sehr viel Zeit geschafft)
Ähm ja, auch das ging schnell ohne Probleme.
Da ich gerade voll im Experimentierfieber war, habe ich es dann auch nur mit Stimulation der Brustwarzen und am Ende nur durch die gezielte Bewegung meiner Muskeln geschafft, einen Orgasmus zu bekommen.
Ich war sowas von geflasht.
Als ich abends mit meinem Mann telefoniert habe, konnte er es auch gar nicht glauben.
Er konnte sich dann am nächsten Wochenende selbst davon überzeugen ähhhmm, es war ein ziemlich langes Bettwochenende.
Durch verschiedene Umstände, die jetzt hier den Rahmen sprengen würden, habe ich das gezielte Auslösen nachher nicht weiter verfolgt, ich war einfach froh, jetzt beim Sex eigentlich jedes Mal und mehrfach vaginal zu kommen.
Egal ob mit Hand, Zunge, Penis oder nur durch Brustwarzenstimulation oder ohne Berührung.
Ich, die fast 43 Jahre "kaputt" war.
Ich kann nicht sagen, was genau diesen Wandel ausgelöst hat, mein Tiefpunkt (den ich niemendem wünsche), der mir in dem Moment ermöglicht hat, neue Wege einzuschlagen? Das neue Körpergefühl?Die Lektüren? (Es waren so viele Themen, über Ausschüttung körpereigener Drogen, Loslassen von Traumata,multiple Persönlichkeiten, Depressionen, Sexualtherapeuten, Philosophie des Seins, und, und, und) ....ich kann es gar nicht genau benennen. Ich denke eine Mischung aus Allem.
Aber schlussendlich war es das Loslassen alter Bahnen und der Glaube an mich selbst, die es mir ermöglicht haben.
Außer mit meinem Mann habe ich es bisher noch mit niemandem so geteilt. Einem gemeinsamen Freund gegenüber haben wir es mal erwähnt, und hier bei einer CM im joy, aber das war´s.
Ich habe auch erst überlegt, es hier überhaupt reinzuschreiben.
Fühlt sich irgendwie komisch an, es zu erzählen, weil ich es vorher sicher selber nicht geglaubt hätte.
Warum ich mich aber letztendlich doch dazu entschieden habe ist, dass ich jahrelang diesen Leidensdruck und das Gefühl hatte, irgendwie kaputt zu sein und vielleicht gibt es Frauen, die sich genauso fühlen, den Mut daran zu glauben, dass auch sie nicht dazu verdammt sind.
Beim letzten Absatz laufen gerade die Tränen, weil es mich wieder in die Gefühle dieser Zeit zurückversetzt. Aber das ist genau dass, was dabei hilft, es zu verarbeiten und loszulassen.
Also vielen Dank für´s Zuhören bzw. Lesen.
Liebe Grüße
LIV