„Aus Sicht der Frau vor dem Spiegel spielt meist hauptsächlich Symmetrie und ihre Wunschgröße in Relation zur Istgröße eine Rolle.
Das ist teilweise wahr, aber trifft nicht auf alle zu. Nicht wenige Frauen haben massive Probleme, sei es durch Schwangerschaft oder starken Gewichtsverlust. Tatsächlich habe ich diesen Grund bisher sogar am meisten gehört. Salopp gesagt: Brust nach Schwangerschaft weg oder Brust nach Gewichtsreduktion nur noch Hautlappen.
Das macht etwas mit der Psyche, ganz unabhängig von der Bekleidungsindustrie. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Wenn man sich nackt im Spiegel nicht mehr angucken mag, weil man den Anblick nicht erträgt, ist das durchaus als Leidensdruck zu verstehen.
Du sprichst von Symmetrie. Meist ist auch genau das der ausschlaggebende Grund bei Frauen für eine solche OP.
Ich habe sogar wortwörtlich zum Chirurgen gesagt: "Ich möchte doch nur, dass oben und unten zusammenpassen."
Die sich hartnäckig haltende (männliche) Vorstellung von der Frau, die einfach nur "mehr" will, - sich die Titten aufblasen will, wie es salopp gern gesagt wird - ist in den meisten Fällen nicht zutreffend.
Für einen Mann ist das allerdings in der Tat nicht wichtig. Sollte es auch nicht, denn die Entscheidung über ihren Körper trifft letztlich die Frau. Er kann sagen, ob er etwas für sich attraktiv, nicht attraktiv oder unwichtig empfindet.
Am Ende ist dieses "kein Silikon, sonst bin ich weg" genauso diskriminierend wie die Aussagen jener, die Frauen zu einer OP drängen, weil sie damit ihren optischen Anspruch auf die Frau ausweiten. Nichts anderes macht der "kein Silikon"-Mensch letztlich auch. Nur eben andersherum. In beiden Fällen wird die eigene Meinung über den Leidensdruck der Frau gestellt.
Und absurd wird es eben dann, wenn man weiß, dass vielfach heutige Silikonbrüste nur noch durch ihre Perfektion (im Sinne von Symmetrie) auffallen. Wie soll das jetzt also funktionieren? Wird dann künftig von der "Kein Silikon"-Fraktion jedesmal nachgefragt, ob die Dinger echt sind oder nachgeholfen wurde? Machen sie an der Antwort auf ihre Frage fest, ob es zum Date kommt? Oder muss Frau sich künftig rechtfertigen, wenn sie was hat machen lassen, und nur die "guten Gründe" heißen, dass es ein Date gibt?
Für mich ist das wirklich absurd.
Aber es geistern halt viele Klischees und Vorurteile durch den Raum, an die sich hartnäckig geklammert wird.