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Ich hab das Gefühl, ich hab jetzt ein Fiat, und meine Gier nach dem Ferrari ließe mich letztenendes dann mit nur einem Fahrrad dastehen. Fängt alles mit F an.
Ich verfolge die Diskussion aufmerksam.
Die Magazinbeiträge im JC sollen die Leute ermutigen, sich zu finden und auszuleben. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf, dass Frauen ihre Sexualität (neu) entdecken und (möglichst ungehemmt) ausleben sollen/dürfen, und dass Männer (auch im höheren Alter) noch genügend Fickwillige finden können. Verständlich, so weit, auf einer sexpositiven Begegnungsplattform.
Nun, mein Leben ist keine sexpositive Begegnungsplattform, ganz einfach. Es ist mein Leben und ich lege gar keinen Wert darauf, besonders sexpositiv zu sein oder zu erscheinen. Alles, was mich interessiert in punkto Erotik und Sex ist, meine Vorstellungen leben zu können - und die dürfen nach außen auch komplett sexnegativ aussehen. Mir doch egal.
Ich habe BDSM für mich entdeckt - habe ich dabei als Top Sex mit den Subs? Überwiegend Nein. Für viele ist das nichtmal ein Fiat, höchstens eine Reifenpanne. An einem Fahrrad. Na und? Ich will das so.
Ich gehe in Clubs - selten sogar in Swingerclubs - habe ich da Sex mit Fremden? Nö. Kein Bock. Nur mit dem mitgebrachten Partner, also auch wieder nix mit sexpositivem Ferrari für andere. Dafür sexpositiv für mich.
Nehme ich an online Tutorials für gigantische Orgasmen, Squirtingtrainng und Blasdiplom teil, um in den Sexhimmel aufzusteigen, höher, schneller, weiter, mehr, Vollgas? Überraschung: Nee. Ich bin nämlich ziemlich zufrieden mit dem, was ich habe und mache.
Brauche ich mehrere Partner, um mit denen alle Höhen und Tiefen und Möglichkeiten des Sextamtams auszuprobieren? Ok, eine Zeitlang habe ich herumexperimentiert - und dabei sehr schnell gemerkt, was ich alles nicht brauche: nämlich so viel Trubel um eine (wie ich finde) private und verletzliche Angelegenheit, bei der man tatsächlich bei überhöhter Geschwindigkeit leicht mit Getriebeschaden auf der Strecke bleiben kann. Emotional ganz sicher.
Was ich brauche: Qualität und Tiefe und Vertrautheit, nicht Quantität und Abwechslung. Das, was gemeinhin als `sexpositiv´bezeichnet wird, ist für mich persönlich arg sexnegativ. Und auch das ist Sexpositivität - mir gegenüber halt. Und daher ist der Partner, den ich nun habe, mein höchstpersönliches Alles und unser Sex, unsere Beziehung, unser Aufeinandereingehen meine höchstpersönliche Rennstrecke. Auf der man auch mal prima Rad fahren kann, oder meinen kleinen Chevi.
Bei guter Pflege hält das auch, was es verspricht: Vollkommene Zufriedenheit mit dem, was man hat. Besser geht nicht.
Danke. Endlich sagt's mal eine.