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Kurzgeschichten mit Pointe

Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
725 Beiträge
Themenersteller 
Kurzgeschichten mit Pointe
Hallo verehrtes Joy-Literatur-Forum, vor einiger Zeit, so glauben wir uns zu erinnern, gab es hier einen Thread, der von engagierten Mitglieder:innen (m/w/d) mit kurzweiligen Kurzgeschichten befüllt wurde. Uns hatte es gefallen, anderen offenbar auch. So wollen wir hier einen neuen starten und hoffen auf rege Beteiligung.

Und was wäre der Fokus/das Sujet? Kurze Geschichten, von einem Satz bis hin zu einigen, die durchaus sexueller Natur sein können, sei es explizit oder angedeutet. Schön wäre, wenn es eine Pointe gäbe, die zum Schmunzeln anregen möge.

Und so wollen wir hier den ersten Pflock einschlagen mit einem Protagonisten, den manche vielleicht schon kennen, und der eine kleine Fangemeinde hat.


Der Stau
Dr. jur. Marius von Meyer-Schwelms verabschiedete sich gereizt von seiner Freundin Dr. phil. Jeanette Beauchamps. Sie hatte ihm, wie immer in den letzten Tagen, mit dem Hinweis auf die kürzlich erfolgte Operation zur Straffung ihrer Oberschenkel den Sex verweigert. Wenn sie nur nicht so geil aussehen würde und ihn alle in der Kanzlei um seinen Fang beneideten, hätte er sich schon längst von ihr getrennt. Denn im Bett war sie passiv und konsumierte seine Bemühungen eher, als dass sie sie in irgendeiner Form genoss. Abtörnend. Wie oft in der letzten Zeit musste er im Bad selbst initiativ werden. Wenigstens war das groß und es gab einen Fernseher, auf dem er via Internet stimulierende Filme laufen ließ.

Mit diesen Gedanken machte er sich in seinem roten Ferrari, der ihm weniger Freude als sonst bereitete, auf in die Kanzlei von Temminck & Reußen und kam natürlich auch noch wegen des dichten Verkehrs zu spät.

Es fiel Marius heute schwer, diese ihm eigene dynamische Gangart vorbei am Empfang und den beiden Damen, die eher wie Modepuppen als wie Rechtsanwaltsgehilfinnen aussahen, einzunehmen. Gerade Frau Pichelmaier, die praktisch jeden Tag neue Fingernägel, ein noch weiteres Dekolleté, das ihren üppigen Busen penetrant präsentierte, und ein anderes Parfüm zur Schau und Nase trug, beäugte ihn dabei kritisch und wie er fand, spöttisch. Das war umso unerfreulicher, als er lange dafür geübt hatte und dieser Schritt, so seine Überzeugung, sein Markenzeichen geworden war. Er vertrat die Ansicht, dass dieses Federnde und Leichte ihn schneller hatte Juniorpartner werden lassen, als zum Beispiel diesen Fettsack Amarill von Bornim-Wechselbalk. Verdammte Jeanette mit ihren Launen. Die konnte er jetzt so gut gebrauchen wie einen Kropf.

So kam er mit missmutigem Gesicht in sein Arbeitszimmer und ein Impuls verleitete ihn fast dazu, auf dem Fuß wieder umzudrehen. Aber zu spät. Der langjährige, wohlhabende, wichtige und extrem ungehobelte Bauunternehmer Karl-Heinz Müller-Schmidt brüskierte ihn, wie so oft, derart, dass er am liebsten im Boden versunken wäre, „na Doktor, Sie kucken so zerknirscht, heute im Stau gestanden oder ist es doch nur wieder Samenstau?“
**********pioGJ Mann
743 Beiträge
Ich beteilige mich mal hiermit:

Das Date mit Frau Bäcker führte zum Schuss in den Ofen.
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
725 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

**********pioGJ Mann
743 Beiträge
Herr Bankier sucht das Steuerloch, in welchem er verschwinden lassen kann was sein Geldsack hergibt.
Damals in der kleinen Wiener Pension

Jedes Mal wenn es Anton auch nur marginal besser ging, bestand er darauf, Miranda auf ihren Urlaubsreisen zu begleiten, wogegen sich Miranda, von der ewigen Knatscherei mürbe geworden, schon lange nicht mehr wehrte. Auch wenn die Erfahrung sie gelehrt hatte, daß es jedes Mal früher oder später eklatanten Ärger gab - was den Urlaub oft stressiger machte als sämtliche Arbeitswochen zuvor.

'Ich geh mich dann mal rasieren!' meinte Anton eines Morgens und verschwand in seinem Pensionszimmer. Miranda dachte sich noch: 'Na wird auch Zeit', bevor sie es sich mit einem ihrer neuen Bücher im Bett bequem machte, Saft und Datteln in Reichweite. Apfel-Holunder-Saft vom Hofer, beruhigend dunkelrot und auch ohne Wein drin ganz lecker.

Die Wände der Pension waren eher dünn und so hörte sie Anton sich räuspern, hörte ihn schimpfen, hörte, wie er an der Waschmuschel umeinanderklapperte und den Hahn auf- und wieder abdrehte. Beifällig streifte ihr Blick das Tischchen im Eck, das sie gestern mit einer Vase geschmückt hatte, die eine einzelne Nelke enthielt. Gab dem Raum gleich eine ganz andere Atmosphäre.

Sie gratulierte sich zu ihrem guten Geschmack, vertiefte sich wieder in ihr Buch, nahm nach einer Weile einen weiteren Schluck vom Saft und blickte zerstreut auf den Boden wo sich eine längliche, dunkelrote Lache bildete.

'Seltsam', dachte Miranda, 'sonst krieg ich's ja immerhin mit wenn ich was verschütten tu. Und gleich soviel! Oba heast, irgendwos ...'

Sie schaute auf die Lache, die länger und länger wurde und ganz eindeutig von der Türe herkam. Von draußen! Hatte die Wirtin ihre Periode und kein Geld für einen Tampon?

Miranda sprang auf, riß ungeduldig die Türe auf - wich angesichts des sich bietenden Anblicks erschrocken zurück, konnte jedoch nicht mehr verhindern, daß sich ein Schwall dunkelroter, zäher Flüssigkeit über ihre bestrumpften Füße ergoß. Blut! Eindeutig Blut!

Drei ehemals weiß gekleidete Malergesellen standen belemmert und stocksteif in ihren schicken Helix Arbeitshosen neben einer lang ausgestreckten Gestalt am Boden, in der sie unschwer Anton erkennen konnte. Extreme Tieflage, diagnostizierte sie, praktisch getunnelt, und obendrein beängstigend viel Öl verloren.

Was ging da ab? So früh am Morgen schon dermaßen betrunken? Sogar für Antons Verhältnisse ziemlich unwahrscheinlich. Und warum die drei bedröppelten Malersmänner?

'Was soll der Scheiß?', fragte Miranda, um Höflichkeit bemüht angesichts der zahlenmäßigen Übermacht der sie doch einigermaßen wehrlos gegenüberstand.

'Jo oiso es is aso ...', hub der jüngste der drei Gesellen an, woraufhin ihm der Älteste, der möglicherweise gar der Meister war, sofort rüde ins Wort fiel: 'Gusch, Deppata! Des Soletti da am Bodn, dea woa grad am Rasian wia mia do heraußn am Diskutian woan wie ma etzn do weidamochn woin, die Wand woa g'strichn soweit, und do reißt da Deppate die Tia auf und und im söbn Moment schneit a si mit'n Rasiamessa und bliat die gaunze frisch g'strichene Waund voi! Da hob I eam aane aufg'legt, ea hod si's Messa einegrennt und etzn issa dod.'

'Naaaaa', blubberte das Soletti da ganz untotengemäß auf einmal dazwischen.
'Naaaaaa', blökte er ein zweites Mal. 'I bin ned dod, I bin a Bayer! I ko nua koa Bluat sehn, ned amal mein eigns!'

Umständlich stand er auf und schaute die verdutzten Malersmänner böse an.
'Und wos is? Ka Rettung hamma g'holt? Typisch wida. Isa eh nua a Piefke, kemma verreckn loßn.'
'Oda ...', drohend drehte er sich zu Miranda um, die noch immer fassungs- und schuhlos in der Blutlache klebte 'oda host es du leicht b'stochn, ha???'

Kopfschüttelnd watete Miranda in ihr Zimmer zurück, legte resigniert ihren Krimi beiseite und begann sich mit dem Gedanken anzufreunden, den Gatsch dann doch selber wegputzen zu müssen, da mit Anton heute ganz offensichtlich nichts mehr anzufangen war. Sein Pech&Pannen-Spektrum war soeben wieder einmal rekordverdächtig erweitert worden.

************
Graffiti im 10-ten
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
725 Beiträge
Themenersteller 
"Hatte die Wirtin ihre Periode und kein Geld für einen Tampon?" *rotfl*
*******n69 Mann
6.488 Beiträge
Schwarzer Humor pur.
**********pioGJ Mann
743 Beiträge
Aufgrund seiner kurzen Lunte traf sie der Kanonenschuss, bevor sie gefechtsbereit war.
Einladung zum Dinner


Natürlich wisse seine Frau Bescheid, hatte er mir ernsthaft versichert. Bald würde man Goldene Hochzeit feiern und es habe für ihn immer nur diese eine Frau gegeben. Aber leider sei er trotz seines fortgeschrittenen Alters sexuell noch sehr aktiv, während seine Frau ...

Begeistert sei sie natürlich nicht darüber, daß er sich immer wieder einmal eine kleine Freundin aus den unzähligen Models herauspicken würde, die ihm im Laufe seines Fotografenlebens vor die Linse kämen, und es sei ihr auch klar, daß er mit den Mädels nicht nur ins Kino oder ins Theater ginge, sondern daß es sich hierbei um die zumindest geplante Befriedigung beiderseitig vorhandener Erregungszustände handle. Aber, so erzählte er weiter, seine Frau habe somit immerhin einen zufriedenen Mann zuhause, daher habe sie sich mit seinen Verhältnissen arrangiert. Allzu oft käme es sowieso nicht vor, das letzte Mal sei nun schon 12 Jahre her.

Tja, und zack waren meine Vorsätze, mich von verheirateten Männern fernzuhalten, den Bach hinunter. Reißender Gebirgsbach, sozusagen.

Das erste Fotoshooting lag bereits hinter uns, wir hatten uns phantastisch verstanden, viel geredet und gelacht, man merkte ihm sein fortgeschrittenes Alter tatsächlich nicht an, er war fitter als die meisten Männer die ich bisher kennengelernt hatte, obwohl diese erheblich jünger waren, teilweise sogar jünger als ich selbst. Wahrscheinlich die gesunde Bergluft im Voralpenland.

Kurz darauf stand die nächste Verabredung an, dieses Mal eine gemeinsame Fototour in Garmisch, wo er in der Früh einen Arzttermin hatte und wir den Rest des Tages mit unseren Kameras in der Gegend umherstreifen wollten. Wie das Wetter in den Bergen nun einmal ist, zogen unversehens dicke, graue Wolken auf, die fetteste unter ihnen schien direkt über uns zu hängen, und während ich noch besorgt nach oben blickte brach plötzlich ein Platzregen los, daß es nur so spritzte.

Den Göttern sei Dank befand sich direkt gegenüber ein kleines Lokal, welches auch bereits geöffnet hatte und in das wir uns flüchten konnten. Bei Käseplatte, Oliven und Nüssen saßen wir lange in vertrauter Zweisamkeit, ich hatte mittlerweile nicht nur das Höschen ausgezogen und der Großteil meiner Kleidung dampfte auf den Heizkörpern vor sich hin. Es herrschte eine seltsam erotisch aufgeladene Stimmung, mein Oberteil war völlig absichtslos, praktisch selbständig, verrutscht, und als er in weinseliger Stimmung vorschlug, ich könne mich ja bei ihm zuhause duschen und umziehen, damit ich mir keine Erkältung holte, auf dem langen Weg nach München in den noch immer feuchten Kleidern, stimmte ich erfreut zu. Schließlich wußte seine Frau ja Bescheid.

Der Empfang bei ihm zuhause fiel dennoch etwas frostig aus, ich wollte mich daher lieber nicht lange aufhalten, doch die Frau des Hauses, ganz die Dame, bestand darauf, daß ich mit ihnen noch zu Abend äße, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Sie hätte erst dieser Tage auf dem Friedhof frischen Bärlauch geerntet und daraus Pesto und auch Brotaufstrich bereitet, den MÜSSE ich einfach probieren und es würde schließlich daheim niemand auf mich warten, oder?

Sorgsam bestrich sie die Brötchenhälften und achtete auch darauf, daß ihr Gemahl nicht zu kurz kam.

Was mir nicht auffiel war, daß sie den Aufstrich aus verschiedenen Gläsern entnahm. Das weiß ich erst jetzt, wo ich selber auf Wolken reite und mich an dem Regen erfreue, der aus ihnen herab auf die Welt purzelt und alles reinwäscht. Alles, bis auf die Mörder und Mörderinnen. Die tragen ihre Schuld für den Rest ihrer Existenz mit sich herum. Auch wenn man ihnen niemals draufkommt, so wie damals, im Voralpenland, wo praktischerweise jeder hinter dem Haus einen eigenen Komposthaufen hat in dem er alles vergräbt, was an Hausmüll so anfällt.

*****
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
725 Beiträge
Themenersteller 
*haumichwech* Ganz großes Kino @*********rlan! Vielen Dank dafür!
********Kate Frau
619 Beiträge
Danke für diese großartige Story, @*********rlan

Respektvoll lege ich ein paar Maiglöckchen nieder. Die sehen dem Bärlauch ja sooo ähnlich! *sarkasmus*
*******n69 Mann
6.488 Beiträge
Sehr schön geschrieben. Wo hast Du nur immer diese Inspirationen her. *zwinker*
Ja man kann leicht Maiglöckchen mit Bärlauchblättern verwechseln und Maiglöckchen Pesto ist giftig.
**********pioGJ Mann
743 Beiträge
Ein Patient stürmt mit den Worten, „Frau Dr. das Protein-Präparat hat geholfen, der erste Schuss in den Ofen seid Langem…, breit grinsend ins Arztzimmer.

Dahinter stolzierte der eigentliche Patient, mit verkniffenem Grinsen, ins Zimmer und dachte dabei: „Der ging zwar in die Hose, doch…“
Antons leider sehr vorzeitiges Ende aber daran war er SELBER SCHULD


Jetzt ist ja jeder einmal krank, auch zweimal, dreimal, mehrmals, die meisten Leute werden aber zwischendrin wieder gesund oder bemühen sich zumindest darum. Nicht so Anton. Bereits als Säugling am Magen erkrankt, vergnügte er sich in seiner Kindheit und Jugend damit, sich so oft wie möglich den Schädel einzurennen oder sich zumindest die Ferse abzuschneiden. Einfach nur die Knie aufzuschrammen wie es die anderen Kinder taten, war ihm eindeutig zu langweilig. Als Erwachsener tat er sein bestes, seine trotz allem unerschütterliche Gesundheit zu unterminieren und trank, rauchte und schnupfte alles, was er nur bekommen konnte. Wäre seine Ehefrau nicht so ein niedriges Mensch gewesen, hätte er sich wohl damals schon restlos zugrunde gerichtet, aber da sie ihm alles wegnahm was sie kriegen konnte um es in ihren eigenen kleinen Gierkopf reinzustopfen, war er lediglich sehr dünn und sehr nervös – aber selten dem Tode so richtig nah.

Nur einmal, das hatte jetzt aber wenig mit seinen Gewohnheiten zu tun, kam er fast frühzeitig ums Leben als ein erzürnter Zuhälter, dem er seine Frau nicht zu Forschungszwecken (wie viele Freier schafft eine Nymphomanin pro Nacht wenn man ihr genügend davon zur Verfügung stellt) überlassen wollte, ihn mit seinem Maybach überrollte. Glücklicherweise jedoch war er so dünn geworden, daß er sich dabei lediglich eine komplizierte Knieverletzung zuzog, die dann mehrmals operiert werden mußte; er war somit lange zuhause, sah seine Frau öfter als ihr und ihm guttat, schimpfte am Ende sie eine Hure und sich selber einen Narren, daß er sie nicht doch an den freundlichen Herrn mit dem großen Auto verkauft hatte, ließ sich scheiden und endete nach langen Irrwegen bei Miranda, die ihn seufzend bei sich aufnahm, soviel Elend war nicht einmal für sie zum Mitansehen.

Jetzt hätte er ja eigentlich, fern von Ehefrau und wüsten Kameraden, ein wunderbares Leben führen können, hätte er nur nicht diesen unseligen bayerischen Sturschädel gehabt. Er wollte partout seine tägliche Krankheit, und die nahm er sich auch, wenn notwendig mit Gewalt. Miranda hatte sich, als sie aufgrund seiner permanenten Jammertiraden nicht mehr ungestört künstlerisch tätig sein konnte, einen Job in der Orthopädie gesucht, was Anton sofort inspirierte, sich an einem Lumbago zu versuchen, den er dann mit dem selbständigen Führen eines Getränkemarktes genüßlich verstärkte und verlängerte. Welch eine Wonne! Miranda fand das Ganze weniger lustig als er trotz seines jämmerlichen Zustandes darauf beharrte, sie auf ihren Reisen zu begleiten und somit nicht nur sich selber sondern auch ihr die jeweiligen Urlaube, die sie sich eigentlich redlich verdient hatte, gründlich verdarb.

Schließlich jedoch hatte er sich, nicht zuletzt dank des tatkräftigen Einsatzes von Mirandas Kollegen, wieder einigermaßen erholt – böse Zungen behaupten er habe die Genesung den ewigen Spritzen der Orthopäden vorgezogen – und ging wieder auf Arbeitssuche. Kaum jedoch hatte er, nach mehreren frustranen Versuchen, endlich einen Job gefunden in dem er auch mit den Kollegen zurechtkam, legte er sich eine derart ausgeprägte Epikondylitis humeri radialis zu, daß man auf die Umwege einer konservativen Therapie verzichtete und sofort operierte.

Wiederhergestellt, suchte sich Anton, mittlerweile total fasziniert vom Krankenhaus und dessen Atmosphäre von ständigem Leid, einen Job in der OP-Reinigung, den er tatsächlich auch bekam obwohl er Deutscher war und man dort sonst eigentlich nur Ausländer einstellte wegen der besseren Verständigung. Wenn viel los war im OP und das war meist der Fall, mußte es schnell gehen, Befehle mußten sofort befolgt werden, da konnte es nicht angehen, daß einer im Wege umeinanderstand und mehr Last als Hilfe war, nur weil er die Sprache nicht lernen wollte und unverbesserlich Guten Tag und Auf Wiedersehen sagte statt Merhaba und Gülegüle.

Anton fand sich jedoch auch hier nach anfänglichen Problemen bald recht gut zurecht, so daß er sich nach etwa drei Monaten seine Facettengelenksarthrose aktivieren mußte, da es ihm sonst am Ende noch einigermaßen den Umständen entsprechend gut gegangen wäre und das durfte ja nicht sein. Keinesfalls!

Es begann also wieder eine Zeit des ausgiebigen Jammerns und Leidens, Mirandas Kollegen steckten begeistert ihre Spritzen in Anton rein, dieser beklagte sich ausgiebig und mit Genuß, und abends betrank er sich und beschimpfte Miranda, die ja nun wirklich am wenigsten dafür konnte. Dennoch hielt sie fest zu ihm, unterstützte ihn wo sie konnte – und langsam aber sicher kam Anton wieder auf die Beine und stellte sogar die depperte Sauferei weitgehend ein.

Wieder hätte alles wunderbar sein können – hätte sich Anton nicht so sehr an seiner jährlich wiederkehrenden Bronchitis erfreut. Bereits früher hatte er diese mit geschickt eingesetzten Kunstgriffen wie langes Spazierengehen im Fieberwahn und eisige Duschen im Anschluß, bis zur Lungenentzündung upgegraded, und er war fest entschlossen, es auch dieses Mal nicht bei einer popeligen Grippe bewenden zu lassen. Kaum drehte Miranda den Rücken, begab er sich wonnig durchgeschwitzt im kurzärmeligen Leiberl in die zugige Küche um dort einen Tschik nach dem anderen zu rauchen. Kam Miranda abends heim, wurde sie empfangen von einem fieberglühenden Anton, der sich stöhnend und ächzend im Bett wälzte und sie durfte ihren Feierabend mit Sorgen verbringen, anstatt sich von der anstrengenden Arbeit ausruhen zu können.

Sämtliche Ermahnungen ihrerseits, doch etwas auf sich achtzugeben, da man in Kürze dann doch wieder einmal in den Urlaub fahren wollte, ein aufgrund des permanenten Geldmangels inzwischen selten gewordenes Vergnügen, wurden von Anton leichtfertig in den Wind geschlagen. Soweit man in diesem Zusammenhang überhaupt von Vergnügen sprechen konnte, schaffte es Anton doch jedes Mal, die Freude an den Fahrten durch ständige Unfälle und Wehwehchen signifikant zu trüben. Einmal beispielsweise hatte er sich in Innsbruck abends so beim Rasieren geschnitten, daß er nachts das halbe Bett vollblutete und natürlich auch Miranda mit seiner ausgiebigen Jammerei wachhielt, ein anderes Mal hatte er sich kategorisch geweigert, sich eine warme Jacke nach Wien mitzunehmen, es war ein kalter Oktober gewesen, der Wind pfiff über den Kahlenberg und durch den Pötzleinsdorfer Park, in dem Miranda eigentlich wunderschöne Nebelbilder schießen wollte, aber durch Antons permanentes Gejammer, er friere so, sowohl diesen als auch sämtliche anderen Ausflüge bereits nach einer halben Stunde abbrechen mußte.

Anton betrieb also weiterhin mit ungeschmälertem Enthusiasmus Raubbau an seiner Gesundheit, lief mit 39° Fieber täglich im schneidenden Wind durch die Straßen, einmal brachte er eine Nähmaschine mit und einen Blumenstrauß für Miranda, obwohl diese ihm bereits mehrmals erklärt hatte, sich nichts aus abgeschnittenen Gewächshausblumen zweifelhafter Herkunft zu machen. Selbstverständlich hatte er den ganzen Tag noch keinen Bissen gegessen, obwohl er morgens wieder stundenlang am Klo gesessen hatte weil er am Abend zuvor billiges Brot und zuviel Rotwein zu sich genommen hatte.

Statt nun am Nachmittag wenigstens eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, fing er an, mit seinem Hamster zu spielen und reagierte nicht einmal mit dem kleinsten Muskelzucken auf Mirandas Ermahnungen, ja warf ihr sogar vor, sich wieder einmal wegen nichts aufzuregen und sich ungebeten in sein Leben einzumischen. Wutentbrannt rannte Miranda aus dem Zimmer, während sich Anton seelenruhig einen Tschik drehte, aber vor lauter Schwäche mittendrin einschlief.

Als er aufwachte, war um ihn herum alles weiß. Erst dachte er, das Dach wäre vielleicht wieder kaputt und es hätte ins Zimmer geschneit? Doch dann stellte er fest, daß er keineswegs auf seiner Matratze lag – ja sich nicht einmal mehr in Mirandas Wohnung befand. Verwirrt griff er sich an die Stirn – wo ein scharfer Schmerz AUA! ihn die Hand sehr rasch zurückziehen ließ.

''Schaust eh lustig aus, mit dem Scherben im Hirn, hihi'', kicherte es hämisch von hinten, und ein blondgelocktes Wesen segelte frech grinsend auf einer Wolke an ihm vorbei.

''Hat sie dich also endlich erschlagen. Gut so'', stellte das Wesen fest und seine letzten Worte waren schon kaum mehr zu verstehen. ''Des war ja ned zum Aushaltn mit so an Sturkopf so an grauslichn, da war ja der komische Manna-Typ neulich a bravs Hunderl dagegn …''

Anton verstand gar nichts mehr. Wer hatte wen erschlagen? Und wieso war alles so weiß? Sein Kopf schmerzte unerträglich und von ferne hörte er leises Lachen herüberwehen, gefolgt von groben Flüchen und einem beherzten ''Eicha Manna kennts etzn wieda söba saufn, wo sitzta denn, da Kollege???''

********
Ehekarussell in Nürnberg
*********2017 Paar
503 Beiträge
Luhja sag i *lach*
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
725 Beiträge
Themenersteller 
@*********rlan danke für diese Miniatur. Hat uns gleich animiert, die Geschichte des Ehekarussells nachzulesen. Zweifellos eine Inspiration für weitere morbide Geschichten
*****inT Frau
227 Beiträge
Handy – Segen oder Fluch?
Rechtsanwalt Dr. Müller rief auf dem Handy in der Klinik an, um über den Erfolg der Unterleibsoperation seiner Frau informiert zu werden. Was daraufhin geschah, ist tragisch und sollte jedem zu denken geben!

tuuuuut

„Klinikum, Dr. Mayer am Apparat“

Just in diesem Moment wurde jedoch durch einen Schaltungsfehler im Rechenzentrum die Verbindung getrennt und Herr Müller wurde mit der KFZ-Werkstatt von Herrn Josef Meier verbunden, der gerade das Motorrad eines anderen Herrn Müller zur großen Inspektion da hatte. Hier nun das darauffolgende Gespräch:

Herr RA Müller: „Und, hat Sie alles gut überstanden?“

Ingenieur Meier: „Ja, aber es gab Komplikationen. Wir mussten ein ganz neues Hinterteil einsetzen.“

Herr RA Müller: „WIE BITTE?“

Ing. „Ja, Sie brauchen gar nicht zu widersprechen. Es liegt kein Zweifel vor, die Abnutzung der inneren Wände zeigte es extrem deutlich. Außerdem muss ich bemerken, dass Ihr Kolben auch nichts mehr taugt. Er ist zu stark abgenutzt. Das sieht man an den Kratz- und Schleifspuren an den Innenwänden.
Wir haben aber heute einen anderen Kolben bei Ihr getestet, der deutlich stabiler war als Ihrer, das hat Ihr sichtlich gut getan.
Das Resultat war wirklich überraschend, sie hat den verstärkten Kolbendruck ausgezeichnet ausgehalten. Wir haben Sie belastet, so sehr wir nur konnten, nach einer erneuten Schmierung haben wir sie sogar zu zweit geritten, sie hat auch dies tadellos überstanden. Sie hat zwar hintenrum etwas geschleudert, gab aber zuletzt nach. Allerdings fing Sie nach dem Experiment an, etwas auszulaufen.
Das Problem ließ sich aber lösen, durch das Einlegen eines Gummirings konnten wir die Öffnung deutlich verengen. Dadurch traten dann zwar verstärkt Gase aus, das konnten wir aber durch Einsetzen eines Auffangventils mit Gerät kompensieren.
Von hinten kamen wir dann auch gut rein.
Alles in allem besteht die Aussicht, daß Sie noch ein paar Jahre ihre Freude mit Ihr haben werden, pflegliche Behandlung natürlich vorausgesetzt.
RA Müller: „ääääääääh“
Ing. „Ja, sie müssten sie halt besser pflegen, mehr Schmiermittel und ab und zu mal richtig ausfahren, auch über längere Strecke. Oder Sie bringen sie ab und zu mal übers Wochenende zu mir, ich geh dann mit Ihr auf die Piste und fahr das Gerät mal so richtig aus.
RA Müller: „röchel“
Ing. „Herr Müller? Sind Sie noch da?“


Doch leider hat den armen Herrn Rechtsanwalt an dieser Stelle der Schlag getroffen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Man sieht also: Die Handy-Strahlung ist beileibe nicht das einzige Gesundheitsproblem durch Handys!
Von Vogelgezwitscher geweckt

Ungewohnte Laute drangen am gestrigen Montagmorgen aus dem Fenster eines Wohnhauses in der Hintschiggasse im zehnten Bezirk. Wüstes Geschimpfe schallte durch das ansonsten als eher ruhig bekannte Viertel am Rande des Wienerbergs.

Unserem herbeigeeilten Korrespondenten bot sich ein verwirrendes Bild: Ein umgeknickter Baum lag quer über dem an den Gärten vorbeiführenden Fußweg, daneben diskutierten aufgeregte Hausbewohnerinnen heftig mit skeptisch dreinblickenden Polizeibeamten, ein schmächtiger Mann mit Kopfverband saß auf dem Baumstumpf und zündete sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an.

Was war geschehen? Aufklärung bekam unser Reporter von einer der Anwohnerinnen, die sich neugierig aus ihrem Fenster im Erdgeschoß lehnte: ‘Noja, heans, es woa ja ned mea zum Aushoidn, jedn Muang uma hoiba viere des Geplea von de Vogerln, do iser hoit auszuckt und hod an Baam umag’haut!’

Folgendes hatte sich zugetragen: Anfangs eine 'eh gute Idee', wurde aus dem Projekt ‘Nistplätze für unsere heimischen Singvögel’ sehr schnell ein Albtraum für den Schichtarbeiter Werner N. Der biedere Mann kam meist gegen elf Uhr abends von der Arbeit, aß noch eine Kleinigkeit vor dem Fernseher und begab sich gegen Mitternacht zur Ruhe. Welche jedoch nicht lange anhielt, da direkt vor seinem Schlafzimmerfenster jener unselige Baum stand, in dem die eifrigen Naturschützerinnen von der Stiegen nebenan ihre selbstgesägten Nistkästen aufgehängt hatten, auf daß sich die Vogelwelt dort zum Zwecke der Fortpflanzung einfände.

Was offenbar bestens geklappt hatte, denn Werner N. wurde fortan jeden Morgen spätestens um 3:30 Uhr, nach der Uhrenumstellung also eigentlich bereits um 2:30 Uhr, von dem zu diesem Zeitpunkt im Garten anhebenden, und fortlaufend immer lauter werdenden, Vogelgezwitscher aus dem wohlverdienten Schlummer gerissen. Selbst bei geschlossenem Fenster (im Sommer bei der Hitze ein Unding, wie jeder weiß der einmal einen Sommer in Wien erlebt hat) und mit Ohrstöpseln war an ein Weiterschlafen nicht mehr zu denken. Alles Bitten und Flehen nutzte nichts, die Umweltschützerinnen blieben hart: ‘Das ist ein wichtiges Projekt für unsere Nachbarschaft! Die Vögel müssen auch in der Stadt ausreichend Nistplätze vorfinden können!’ wie Frau Sabine H., eine Deutsche aus München, vorzubringen wußte.
Einwände wie: ‘Ja aber die Nistplätze finden sie doch drüben im Park eh, da hängts doch eure Nistkästen DORT auf!!!’ wurden von den eifrigen Amazonen vom Tisch gewischt: ‘Nix is, da kriegen wir ja keinen Preis wenn wir die Kästen nicht im eigenen Garten aufhängen!’.

Herr N. stand also, nach Monaten des Schlafentzugs, eines Morgens, als ihn die Vögel wieder einmal aus dem Schlaf gerissen hatten, völlig entnervt auf, griff zum Beil neben seinem Bett, rannte in den Garten hinaus und hackte wie von Sinnen auf den Baumstamm ein, woraufhin er von den erbosten Vogelfreundinnen bestialisch attackiert wurde.

Herr N. wurde mittlerweile zur Erholung in das Sozialmedizinische Zentrum an der Baumgartner Höhe verbracht. Die Nachbarin keppelte uns aus dem Fenster nach: ‘Jo eh, do hedns bessa dia verrucktn Weiba auffebrocht, an Steinhof. Wissn'S eh wos ma do frias gmocht hod mid de Leit!’

*********
Wien, Hintschiggasse - Baum steht noch.
*******n69 Mann
6.488 Beiträge
Genial.
Ich habe mich auch mal als Schriftsteller versucht. Und habe die Manuskripte bei Verlagen eingereicht. Bekam meistens die gleiche Antwort. Vielen Dank, aber wir können das Papier nicht kaufen, weil es beschrieben ist.
**C Mann
12.131 Beiträge
@*********rlan

...tolle Story! Allein mich bewegt die Frage, warum es eine "Piefkin" (wie gendert man
eigentlich "Piefke" korrekt?) sein muss, die für die schlaflosen Nächte des Herrn Werner N. verantwortlich zeichnet...?
Weil ich bei der Frau an eine Figur aus einem Kabarettprogramm eines Münchner Künstlers denken mußte, Frau Sabine Hammer aus München. Daher kommt die in der Geschichte vor.
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