„die Verwendung des Wortes Verantwortung ist jedoch in meinem Sinne völlig absichtlich.
Ich halte das allerdings für den völlig falschen Begriff.
Wenn du etwas
verantworten sollst, dann muss dich zunächst mal überhaupt jemand fragen. Darauf kannst du dann antworten und die Antwort vertreten.
Was du meinst, ist aber das selbständige Kommunizieren der eigenen Bedürfnisse, auf die dann jemand anders antworten muss.
Letztlich ist das dann ein mehrstufiges Thema:
1. (Er)kennen der eigenen Bedürfnisse und Vorlieben
2. Kommunizieren der eigenen Bedürfnisse und Vorlieben
3. Erlangen der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und Vorlieben
Das (Er)kennen der eigenen Bedürfnisse und Vorlieben ist ja manchmal schon nicht ganz einfach. Dazu muss man in sich hineinhorchen und hinterfragen, was genau welchen Reiz ausmacht. Manchmal wird man aber auch darauf gestupst, in dem einfach etwas neues ausprobiert wird und man dann feststellt, dass das ja doch ganz geil ist. Von Außen kann ich nur den Impuls bekommen, ob ich nicht dieses oder jenes mag. Aber allein ich selbst kann darüber reflektieren, ob da vielleicht tatsächlich ein Bedürfnis oder eine Vorliebe hintersteckt, die mir noch nicht bekannt war.
Kommunizieren und Befriedigung erlangen gehören zum Teil zusammen. Das Kommunizieren von Bedürfnissen und Vorlieben ist mein Ding. Für die Befriedigung kann ich aber gar nicht allein zuständig sein, dafür gehören mindestens zwei (sofern es keine Masturbationsfantasie ist). Wenn ich jetzt also ein Bedürfnis kommuniziere, das aber einfach nicht erfüllt wird - tja. Schade. Wäre dann mein Gegenüber in der
Verantwortung dafür, weil ich dann ja die Befriedigung eines Bedürfnisses anfrage?
Verantwortung dafür habe ich allerdings an keiner Stelle, sofern ich nicht danach gefragt werde.
Verantworten lassen sich allgemein ja nur Handlungen oder Unterlassungen (aka Entscheidungen zur Nicht-Handlung), die eine Auswirkung auf andere haben. Solange etwas wirklich ausschließlich nur mich betrifft, wären Fragen wie "Warum hast du...?" oder "Warum hast du nicht...?" eigentlich fehl am Platze, da es eigentlich niemanden gibt, der solche Fragen stellen könnte.
Ich hatte auch schon jahrelang überhaupt gar keinen Sex (und dafür bezahlen steht außer Frage). Maximale Befriedigungslosigkeit. Klar - ich konnte meine Bedürfnisse kommunizieren, bekam aber überhaupt gar keine und wenn dann nur negative Antwort darauf. Das macht dann schon ziemlich depressiv - insbesondere, weil ich nichts, aber auch wirklich gar nichts, an der Situation hätte ändern können (außer eben dafür bezahlen - aber, wie gesagt, das steht nicht zur Diskussion). Im Rahmen dieser Machtlosigkeit, gäbe es auch nichts zu
verantworten, weil jede Frage danach, was denn mein Anteil an der Situation wäre, sinnlos wäre. Immerhin hab' ich ja alles gemacht, was ich konnte - alle Maßnahmen trafen damals nur auf keinerlei positive Resonanz.
Nein. Ich denke "Verantwortung" ist einfach der falsche Begriff für die Frage. 🤔