Auch für diese weiteren Beiträge bedanke ich mich.
@*******ias
Vieles, was Du schreibst, entspricht auch meinem Denken.
Allgemein würde ich auch sagen, dass (auch) ich bei manchen Beiträgen nicht bewusst eine Wertung vornehme, noch diese dabei empfinde. Allerdings ist alles was man schreibt (bzw. überhaupt mitteilt), ja nicht nur aus der eigenen Sicht zu sehen (wie man es sieht und versteht), sondern auch aus der Sicht des (oder der) Gegenüber.
Auf beiden Seiten kann es andere Deutungen geben, werden möglicherweise andere Dinge mit einbezogen, als auf der jeweiligen Gegenseite. Also im Extremfall eine doppelte Abwandlung (anders gemeint - anders verstanden).
Bewerten heißt für mich u.a., mit meiner inneren Struktur verbinden, einordnen, logische Beziehungen herstellen.
Was natürlich entsprechend stark mit meinem Denken und meinem "Weltbild" verbunden ist.
Die Gegenseite macht das meiner Meinung nach auch - mit seinem Denken und seinem "Weltbild". Es ordnet das Mitgeteilte für sich ein. Bei diesem Einordnen - auf beiden Seiten - sehe ich dann das Werten schon als gegeben, als automatisch damit verbunden.
Schwierig werden Diskussionen dadurch, dass die Wertung, die ein Empfänger einer Mitteilung aus dieser heraus liest, erst einmal seine (Be-)Wertung ist, die er im Konfliktfall dann möglicherweise der Gegenseite vorwirft. Daran "beißen" sich dann manche Diskussionen fest: Ich habe etwas für mich eingeordnet / in Bezug gebracht, die Gegenseite liest daraus eine Bewertung, fühlt es ggf. als Abwertung und beschwert sich darüber. Dass das vom Sender (also dem Mitteilenden) möglicherweise gar nicht so gemeint war, nichts so gesehen oder beabsichtigt war, wird dann zu oft vergessen - und mehr oder weniger aggressiv reagiert. (Dabei würde eine Rückfrage vieles leichter lösen.)
Eine Zusammenfassung für mich: Vieles, was für mich gar nicht als Wertung erscheint, wird von der Gegenseite trotzdem als solche ausgelegt.
„Für mich ist das so, dass eine Bewertung (also einmal in meinem Kopf) dann stattfindet, wenn etwas mit meinem Wertesystem zu tun hat - also es berührt. Ich gleiche Aussagen, Standpunkte etc. mit meinem Wertesystem als meinem persönlichen Bezugspunkt ab und komme zu einer Be-Wertung (also ich persönlich).
...
So finde ich es auch gut formuliert -mit der Erweiterung, dass das häufiger vorkommt, als es einem selbst bewusst wird.
„...
Berührt ein Thema / Standpunkt mein Wertesystem jedoch nicht, dann bewerte ich auch nicht. Dann nehme ich einfach zur Kenntnis bzw. frage ggf. nach, um mehr Informationen zu bekommen.
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Hier weiche ich in meiner eigenen Einschätzung aus den schon weiter oben in diesem Beitrag beschriebenen Gründen etwas ab: Schon durch das Herstellen von Verbindungen zwischen dem Mitgeteilten und dem eigenen Denken ist man schneller in einer Bewertung, als man es selbst für möglich hält und es selbst mitbekommt.
Im Sinne von "es nicht selbst gezielt bewerten" kann ich dem gerade Zitierten aber auch zustimmen.
„...
Es gibt jedoch auch dann, wenn man eine eigene Bewertung vornimmt noch immer die Wahl, ob und wenn ja wie man das z.B. in einer Diskussion kommuniziert. Den Zusammenhang zum Wertesystem halte ich beispielsweise für essenziell aber auch, dass die Bewertung nur MEINE ist in MEINEM Wertesystem und daher freilich nicht universelle Gültigkeit hat.
Genau dass ist für mich ein Ziel des Threads: Ein Plädoyer für mehr gegenseitiges Verständnis, für mehr Rückfragen, für mehr inneren Abgleich und mehr Versuche, dass Mitgeteilte selbst erst einmal nachvollziehen zu wollen und dem Anderen die Möglichkeit zugestehen wollen, dass er nicht per se schlechter ist oder falsch liegt.