Endlich wütend werden, wie schaffe ich das?
Hmm ... ich glaub, ich muss mir das einfach von der Seele schreiben. Keine Ahnung, was ich von dem Beitrag erwarte. Vermutlich einfach nur irgend eine Form von Trost. Vorsicht lang.
Also: Ich war mit meinem Partner beinahe 12 Jahre zusammen. Die Beziehung war nicht immer einfach, er braucht eine sehr lange Leine, und einige Male hat er diese Leine leider auch überstrapaziert, sprich, mich betrogen. Ich hab ihm immer wieder verziehen, und insbesondere die letzten Jahre war unsere Beziehung explizit offen mit der Vereinbarung, dass er mich fragt, ob es für mich okay ist, wenn er sich mit anderen trifft.
Das hat auch eigentlich gut funktioniert - für mich und für ihn. Bis er sich 2019 dann in eine andere verliebt hat und wir für ein paar Monate eine polyamore Beziehung hatten. Die letztlich daran gescheitert ist, dass die andere Frau mit mir einen Stellvertreter-Streit angefangen hat über Dinge, die sie an ihm gestört haben. Und trotz meiner Bitte hat er sich da herausgehalten und schlussendlich der anderen gesagt "Sie kriegt sich schon wieder ein".
Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass er sich gern weiter mit der anderen treffen darf, ich aber raus bin, weil ich es nicht verarbeiten konnte, dass er mich in so einer Situation quasi allein gelassen hat - zumal er wusste, dass es mir zu dem Zeitpunkt alles andere als gut ging.
Er hat sich daraufhin von der anderen getrennt, weil er die Beziehung nicht gegen meinen Willen fortsetzen wollte. Allerdings ist ab dem Tag unsere Beziehung sehr deutlich abgekühlt - es war ein Riss da, der nicht mehr richtig zu kitten war. Von seiner Seite gab es ab da kaum noch echte Nähe.
Wir haben uns danach nochmal berappelt, über den ersten Corona-Lockdown sogar fast 9 Monate zusammengewohnt ( sonst haben wir schon immer getrennt gelebt ), bis er im Oktober 2021 wieder ausgezogen ist, weil er seine Freiheit braucht. Das war für mich der zweite Riss, das hat sehr weh getan. Aber ich liebte ihn - ich habe wirklich an dieser Beziehung geklammert.
Im Juni hatte ich das Gefühl, wir finden endlich wieder zusammen. Wir sind zusammen ausgegangen, haben wieder viel miteinader geredet und es entstand wieder so etwas wie Nähe. Und kaum, dass ich begann, mich wohlzufühlen kam von ihm an einem Nachmittag einen WhatsApp: "Du, ich fühl mich mit uns nicht mehr so richtig wohl. Wir sollten eine Pause machen!" und drei Wochen später wurde aus dieser Pause dann das Ende unserer Beziehung.
Ich verstehe den Grund bis heute nicht. Er sagt, es geht ihm besser ohne mich. Und er mag nicht, was für ein schlechter Mensch er in unserer Beziehung war.
Aber dadurch, dass er sich per WhatsApp von mir getrennt hat und wir getrennte Wohnungen haben war die Beziehung und quasi auch der Kontakt von jetzt auf gleich beendet. Nach 12 Jahren - einfach so. Darauf komme ich auch heute - fast 4 Monate später - noch nicht klar. Ich leide wie ein Hund.
Ich weiß, dass ich irgendwann mal wütend auf ihn werden müsste. Dass ich sehe, was ich eigentlich weiß: Dass es super schäbig ist, mich nach so langer Zeit ohne Vorwarnung per WhatsApp in die Wüste zu schicken. Das es wirklich übel war, dass er mich in unserer Beziehung belogen und betrogen hat. Das ich ihm nie allein gereicht habe, dass er immer auf der Suche nach anderen Frauen war.
Aber ich kann nicht wütend sein - weswegen ich irgendwie immer noch im Verdrängungsmodus festhänge. Er hat noch immer Sachen hier in der Wohnung, und ich hoffe immer noch, dass er die nicht abholt, weil er ja eigentlich wieder zu mir zurückkommen will. Was eher nicht passieren wird, denn ich weiß, dass er zwischenzeitlich eine neue Freundin hat.
Und ja - ich weiß, wie erbärmlich das ist. Und wenn ich wüsste wie, würde ich lieber heute als morgen loslasssen.
Hat jemand Strategien für mich wie ich da irgendwie wieder rauskomme?