Hey,
@*********und77!
Ich finde deine Frage hier richtig gut. Nicht zuletzt, weil sie
von einem Mann gestellt wird. Uns Kerlen wird schließlich
nachgesagt (oder eingeredet), dass wir in Sachen Sex quasi
Allesfresser wären (oder zu sein hätten), die schon zufrieden
damit sind, wenn Sex stattfindet und wir dabei mitmachen
dürfen...
(Ich finde hierzu die Aussage von
@******c88 recht passend.
Und auch die Antwort von
@*******que darauf...
Nochmal: Ich finde deine Frage richtig gut!
Weil sie verdeutlicht, dass auch für uns Männer (oder zumindest
einige von uns...) Sex an sich etwas sehr anderes ist als das, was
ich (geklaut bei Peggy Kleinplatz!) unter dem Begriff „sex really
worth wanting“ bezeichne...
Auch ich habe die Bedeutung und den Zauber wahrhaftiger
Hingabe nicht schon in meinen 20ern entdeckt. Damals hatte
ich (aus heutiger Sicht) zwar durchaus guten Sex ab und an
(was ich damals halt so genannt hatte), bei Lichte betrachtet
aber war mein Verständnis von erotischer Lust und emotionaler
Verbundenheit geradezu himmelschreiend oberflächlich und
(ehrlich gesagt) wohl auch ein wenig toxisch... Kein Wunder
also, dass ich damals so oft verwirrt oder auch frustriert darüber
war, was zwischen mir und meinen „Liebes“-Partnerinnen im
Schlafzimmer passierte – oder eben nicht...
Einen radikalen Einfluss auf meine Haltung mir selbst, meinen
Gefühlen, meinem Körper und auch meinen Partnerinnen gegenüber
hatte es, als ich mich mit der Polarität von Yang und Yin zu beschäf-
tigen begann. Diese beiden Begriffe werden leider immer noch mit
„männlich“ und „weiblich“ in einen Topf geworfen. Das ist fatal, denn
diese Polarität existiert meiner Erfahrung nach in jedem und jeder
von uns.
Wenn ich „in meinem Yang“ bin, bin ich klar, straight, willensstark
und fordernd. Diese Energie ist heiß, feurig und gierig. Es fühlt sich
toll an, in diesem Modus über eine Frau herzufallen.
(Ich wette,
@*******que kennt die Lust an diesem Spiel auch aus
weiblicher Sicht...)
Inzwischen kenne (und liebe!) ich allerdings auch die andere Seite
dieser Polarität: mein „Yin“.
„Das Yin in mir“ ist ganz anders als das „Yang“. Es ist voll und ganz
im Hier und Jetzt, frei von Gedanken über Vergangenheit und Zukunft,
über Erwartungen, die ich habe oder zu erfüllen hätte.
Dieser Zustand, das „Yin“, ist es, in dem ich das erfahre, was ich
„wahrhaftige Hingabe“ nenne. Dieser „Yin-Modus“ entsteht meiner
Erfahrung nach nicht von allein, sondern braucht von mir selbst ein
entschlossenes „ja“.
In diesem Modus übergebe ich mich voll und ganz in die Hände einer
liebevollen Partnerin. Mit jeder ihrer Berührungen schwindet mein Wollen
und Drängen mehr und mehr. Das bedeutet nicht, dass ich keine Lust
mehr hätte... Es bedeutet lediglich, dass ich die Lust nicht mehr „will“.
Sie passiert, sie durchflutet meinen Körper, sie versetzt mich in eine
Trance, in der nichts mehr existiert als Sinnesreize und das Sprudeln
der Endorphine...
Früher einmal dachte ich, das wäre die typische Art, wie Frauen sexuelle
Lust erleben. Heute weiß ich: Es ist die Art, in der unser „Yin“ die Lust
erlebt. Wobei es vollkommen unterschiedlich ist, mit welcher genetischen
Ausstattung wir durch diese Welt laufen...
Es gibt im Netz ein paar Artikel und Interviews von mir bzw. mit mir zu
dieser Sicht auf die Dinge. Wenn du mal einen tieferen Blick dort hinein
werfen magst, schick mir gerne eine PM. Dann spiele ich dir die Links zu.
Herzliche Grüße aus dem sonnigen Norwesten!