Bisexuelle Männer werden im Alltag, auch hier im Joy, deutlich stärker diskriminiert als bisexuelle Frauen. Die (unbegründenten) negativen Vorurteile, die Bisexuellen allgemein unterstellt werden, werden da nur noch verschlimmert durch Vorurteile gegenüber Männern allgemein und insbesondere gegenüber schwulen Männern. Die Stereotypen mag ich an dieser Stelle ungern aufzählen, nicht dass biphobe Mitleser noch Ideen bekommen. Manches Beispiel wurde im Thread ja auch schon genannt.
Dass Bisexuelle dann, genau wie viele Homosexuelle, sich ihrer eigenen Vorlieben erst später im Leben bewusst werden, sich schwer damit tun sich selbst als Bi zu akzeptieren, oder ihre Sexualität aus Angst vor Diskriminierung versteckt halten, kann doch nicht ernsthaft jemanden wundern. Deswegen umso mehr Respekt allen, die ob online oder offline offen zu ihrer Bisexualität stehen 💜
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„„Die "Unmännlichkeit des bisexuellen Mannes" ist halt so eine Weltsicht, wo Gleichgeschlechtlichkeit als "weiblich" gesehen wird. Darum sind bisexuelle Frauen sexy (weil weiblich) und bisexuelle Männer unsexy (da auch weiblich).
In so einer verdrehter "Weltsicht" (von der ich übrigens noch nie gehört habe) könnte man genauso behaupten , dass bisexuelle Männer "sexy" sind, weil männlich und bisexuelle Frauen nicht (weil auch männlich)?!
Sorry, das checke ich nicht.
Ein Erklärversuch: Das
Extrembeispiel des beschriebenen Weltbild ist das einer totalitären patriarchalen Gesellschaft, in der Männer über Frauen herrschen, welche nur der Reproduktion dienen und deren Status als Person/Mensch/Lebewesen mit Bewusstsein ihnen abgesprochen wird. "Feminine" (darunter auch schwule und bisexuelle) Männer sind daher solche, die Eigenschaften von Frauen besitzen (welche als schlecht/minderwertig/sündig gelten) ohne aber als Inkubator genutzt werden zu können und somit die systematische Ordnung gefährden, und hierarchisch dadurch auf einer Ebene mit Frauen, wenn nicht sogar tiefer stehen.
The Handmaid's Tale von Margaret Atwood ist ein
gutes absolut angsteinflößendes Beispiel für eine solche (fiktive) Gesellschaft, in welcher Frauen versklavt und Systemgegner (darunter auch schwule Männer) verfolgt werden.
Nun gibt es unserer Welt selten Menschen, die eine solche Weltanschauung zu 100% teilen, doch sieht man immer wieder mal "mildere" Instanzen von Homophobie, welche an Sexismus gegen Frauen gekoppelt ist: zB. erkennen manche Kulturen (in denen Homosexualität strafbar ist) nur den Bottom einer sexuellen Begegnung von zwei Männern als homosexuell an, da er eine als 'weiblich' interpretierte 'passive' Rolle beim Analsex einnimmt. Oder es werden, auch noch in 2021, Männer, die Wert auf ihr Äußeres legen, wahlweise als 'unmännlich' oder 'schwul' stigmatisiert, da Schönheit als Attribut für Frauen reserviert wird.
"Weiblichkeit" wie im Negativbeispiel von
@****yn beschrieben ist 'sexy', weil die Regeln darüber was als 'sexy' gilt in einer patriarchalen Weltanschauung von heterosexuellen Männern geschrieben werden. Die Meinung von Frauen darüber, was sie als 'sexy' empfinden, spielt dabei keine Rolle da sie in einem patriarchalen System nur begrenztes Recht auf eine eigene Meinung/Selbstbestimmung haben.
Theoretisch kann man das Beispiel auch umdrehen, die erste Variante ist in unserem Kulturkreis aber durchaus häufiger anzutreffen. Bis wir die Spuren der Patriarchie los sind dauert es eben noch etwas.