Das Thread-Thema
wieder aufgreifend:
ich hab mal von Anfang an gelesen und muss mich mit dem mitlererweile nicht mehr angemeldeten Prinz Valium solidarisch erklären:
ich könnte hier Seiten füllen mit meiner eigenen kleinen persönlichen Angst-Hölle, denn ich habe das, was als "Angsterkrankung" bezeichnet wird. Ich habe, wie der Prinz, Jahre hinter mir, in denen ich das Haus kaum verlassen konnte, ich konnte nicht Bus oder Bahn fahren, ich konnte im Supermarkt nicht an der Kasse stehen, ich konnte in kein Kaufhaus gehen, über keine Brücke. Ich konnte nicht in engen Räumen sein und nicht in zu großer Nähe zu anderen Menschen.
Selbst mein eigener Körper machte mir Angst. Ich hatte Angst davor, zu sterben, glaubte, nichts in mir würde noch richtig funktionieren.
Es war wirklich eine Orwell'sche Hölle. Aber ich habe sie hinter mir gelassen. Es hat gedauert, aber ich bin ihr entronnen. Und zwar aus eigener Kraft.
Meiner Erfahrung nach ist Angst besiegbar. Sie ist bezwingbar und sie ist immer nur so groß wie man es ihr erlaubt.
Wie gesagt, ich möchte hier nicht Seiten mit meiner Krankheitsgeschichte füllen. Aber was Angst betrifft, bin ich ein Experte. Wer mehr darüber wissen möchte, kann mich gern anschreiben.
Heute würde ich sagen, dass ich Ängste habe, die die meisten Menschen teilen: ich fürchte mich vor Krankheit, vor langen quälenden Krankenhausaufenthalten. Ich fürchte mich davor, die Menschen zu verlieren, die mein Leben sind. Ich fürchte mich... ja, ansonsten fürchte ich mich am meisten davor, zu versagen. Ich bin seit kurzem erst Mutter und fürchte, als solche zu versagen. Wohl ganz normal für eine, die noch neu auf dem Gebiet ist.
Manchmal fürchte ich mich sogar vor Glück. Eine andere Userin schrieb, sie fürchte sich vor Liebe. Ja, kann ich verstehen. Denn zu lieben und glücklich zu sein, das macht verletzlich. Wenn man etwas so kostbares hat wie Liebe, dann tut es unendlich weh, es zu verlieren. Aber: deshalb nicht zu lieben und nicht glücklich zu sein, das ist keine Alternative!
Manchmal macht das ganze Leben mir Angst! Jawohl.
Dann, wenn es soweit wieder einmal ist, dann schließe ich die Augen und stelle mir vor, ich stehe an einer Klippe. Ich breite die Arme aus und lasse mich nach vorn fallen. Und ich entschließe mich ganz bewusst, dem Leben zu vertrauen. Es wird mich auffangen.
Menschen wie ich, solche von der Angst getriebenen, die müssen diesen Sprung ins Vertrauen, ins Leben, beinahe jeden Tag neu wagen. Das Leben ist schön! Und es fängt einen. Ich weiß das.