Auch wenn es wohl keiner mehr höre kann, aber die Einschränkungen durch Corona haben uns Zeit zum Umdenken gegeben. Und auch die Möglichkeit anders einzukaufen. Corona hat uns aber auch den Metzger des Vertrauens genommen.
Der Reihe nach:
Angesiedelt im bayerischen Outback sehen wir uns in der glücklichen Lage, die ein oder andere Landmetzgerei mit Hausschlachtung im näheren Umfeld zu haben. Zwei davon haben in einem Supermarkt ihre eigene Fleischtheke und dort haben wir schon immer bevorzugt Fleisch gekauft. Dies wurde allerdings im Lockdown schwierig, da diese auf den Aussendienstrouten meines Mannes lagen und er seine Tour so geplant hatte, dass er mit Kühlbox bewaffnet, diese als Letzte angefahren und dann den Heimweg angetreten ist.
Die Lösung stellte ein Großeinkauf über einen ehemaligen Mitschüler von mir dar, der die Versorgung mit Schweinefleisch sichergestellt hat. S. war ein Metzger, wie man ihn sich vorstellt. Formatig. Immer schon. Ich kenn ihn seit dem Kindergarten, schon da war er adipös. Dies hat ihm letztendlich als Risikopatienten im wahrsten Sinne des Wortes ds Herz gebrochen. - Und unser Kühlfach vermisst sein Tun mit einer großen Lücke (und da sind wir nicht alleine).
In Sachen Rind hat sich etwas ganz anderes aufgetan: Wenn man an das Oktoberfest denkt, dann fallen einem vielleicht so Plätze wie die Ochsenbraterei ein. Genau, Oktoberfest ist ausgefallen, Gastro zu, aber die Tiere standen trotzdem auf der Weide. Hier im schönen Werdenfels. Und wurden schlachtreif. Da kam dann die Neuorientierung einer der Bauern gerade recht und wir haben Ochsenfleisch kaufen können. Rouladen, Braten, Käsbratwürste, Goulasch, Suppenfleisch, Steak. Alles vakuumiert. Und ein Traum von Fleisch. Jetzt bin ich aktuell dabei und lege jeden Monat schon Haushaltsgeld auf die Seite, da im Sommer keine Hausschlachtungen durchgeführt werden und das qualitativ höchstwertige Fleisch halt auch seinen Preis hat. Im Herbst geht es wieder los und wir sind mit Sicherheit wieder am Start.
Bis dahin, bin ich froh, dass wir wieder einen etwas größeren Radius haben und uns dazu entschlossen haben, dass es deutlich weniger Fleisch auf dem Essensplan steht.
Unser Sohn - in der Pubertät und leidenschaftlicher Fleischesser - lernt damit umzugehen. Er ist übrigens schulisch im sozialen Zweig unterwegs und wurde während der Schule daheim Zeit von der zuständigen Lehrkraft mit Rezepten versorgt, die wir begeistert nachgekocht haben. Zwischenzeitlich waren auch die Hygieneregeln dran, was ja Sinn macht und sich auch mal mit einem Rätzel erarbeiten lässt. - Allerdings hat sie diese Woche für unseren Geschmack ein wenig daneben gegriffen: Man nimmt jetzt am "Gorillaprojekt" teil, dass den Kindern auch Nachhaltigkeit nahebringen soll. Klingt toll. Nur ehrlich gesagt bekomme ich bei einem Kuchenrezept mit Sojamilch ganz böse Zuckungen. Denn Sojamilch ist für uns alles andere als nachhaltig, geschweige denn regional.
So hat halt jeder seine Ansprüche.