„Die Ambivalenz der (sexuellen) Freiheit
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Szenario:
„Es war einmal und ist nicht mehr ...“ (oder vielleicht doch noch anderorts auf der großen weiten Welt oder in einem kleinen gallischen Dorf) eine Welt mit festgefügten Rollen für Männlein und Weiblein (Diverslein kannte man nicht oder wollte man nicht kennen). Dort herr_schten strikte Moralvorstellungen und ethische Prinzipien; jede:r kannte seinen/ihren Platz in der Gesellschaft und nur wenige irrten vom Weg.
Dann brach eine neue Zeit an, und wir alle (die, die noch mit den alten Grundsätzen aufwuchsen und jene, die das Strenge nur noch aus den Märchen der Alten kennen) richten uns auf unsere Art und Weise in dieser veränderten Welt ein.
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Passt jetzt war nicht so richtig zum Thema sexuelle Freiheit, aber - etwas - zum Thema Freiheit:
Der Vergleich DDR - Bundesrepublik.
Ersteres in vielen Bereichen recht starr (sexuell eher weniger), letzteres auch aktuell in den Bereichen wesentlich offener (aber sexuell früher möglicherweise wesentlich weniger offen).
Wer beide Seiten miterlebt hat, (wie ich) hat
einen Vergleich. (Nur deshalb habe ich das Thema angesprochen.)
Aber sowohl in diesem Bereich wie auch bei der sexuellen Freiheit merkt man - hoffentlich - dass diese nicht grenzenlos ist. Dass es andere Beschränkungen / Festlegungen / Zwänge gibt. Dass Freiheit auch mit Verantwortung (und Bedacht) genutzt werden sollte, damit es nicht zu einem beliebigen Verhalten kommt, das keine Rücksicht auf andere nimmt.
Dass manche neue oder zusätzliche Freiheit möglicherweise mit einer neuen oder zusätzlichen Unfreiheit anderswo verbunden ist. Das Freiheiten zwar Möglichkeiten bieten, aber auch zu zusätzlichen Belastungen führen können.
Dass für manche die Antwort auf einige Freiheiten eben ist, Trends hinterherzulaufen, weil dies die Qual der Wahl in der Freiheit abnimmt. Und weil es mögliche Folgen des Handelns in der Freiheit abnimmt: Dass man sich (ggf. bewusst) für den seltenen, individuellen Weg entscheidet, der dann zu Gegenwind führen kann.
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Theoretisch haben wir die Freiheit, alles zu sein, jeden Lebensentwurf zu verfolgen, diverse Möglichkeiten von Beruf oder Berufung, jede Rolle zu spielen, die uns (unan)genehm ist ...
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Aber auch nur theoretisch.
Wenn das Geld alle ist, keine Hilfe erreichbar, genügend sich gegen einen gestellt haben, wird es mit der Freiheit etwas eng.
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Diese Freiheit bringt aber auch eine ganz neue Verantwortung mit sich.
Eine Gesellschaft ohne Gott oder mit selbst erschaffenen Göttern oder dem schnöden Mammon als Gottersatz oder Instagram als neuer Religion bietet ganz andere Herausforderungen, als einfach nur mehr oder weniger bibeltreu zu leben und Klassen-konform zu kuschen.
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Schön, wenn man bei den vorhandenen Freiheiten, die Verantwortung und die Herausforderungen nicht vergisst.
Leider passiert das manchen Mitmenschen draußen immer wieder mal.
Und dann kann es unschön werden.
Deshalb bin ich auch nicht dafür, dass man sich in seinen Freiheiten einfach so von damit verbundenen Verantwortungen frei machen kann. Und sei es die Verantwortung, anderen nicht unnötig Schaden zuzufügen, sie auszunutzen. Wo da was anfängt oder aufhört - das ist ein weites "Feld".
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Wir können uns täglich neu erfinden, aber wir mussten uns auch unsere eigene Ethik und unseren ureigenen (moralischen) Wertekanon erschaffen - oder den Mut aufbringen, dergleichen (komplett) zu ignorieren.
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Wollen wir das denn überhaupt? Haben wir nicht ohne Grund auch unsere Gewohnheiten?
Sollte zu dem Mut, von gängigen Verhaltensweisen und Wertvorstellungen nicht erst die Suche danach und die sich daraus ergebenden Resultate stehen, warum sich der Mut lohnt, einen anderen Weg zu wählen?
Fragen, die sich bei abweichender Lebensweise möglicherweise immer mal wieder neu stellen.
Gewohnheiten kann und sollte man ja ab und zu hinterfragen. Sie abzulegen lohnt aber erst, wenn jeweils bessere Alternativen gefunden wurden.
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Wer bin ich und wenn ja wie viele?
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Richard David Precht lässt grüßen...
(Ja, wir haben unsere verschiedenen Seiten.)
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• Wie hast du dich in der alles ermöglichenden Freiheit eingerichtet?
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Wir leben nicht in der alles ermöglichenden Freiheit. Wir leben in einem Staat (wie andere auch) mit unendlich vielen Gesetzen, Bestimmungen usw. Wir müssen uns an diese Halten, wenn wir uns nicht mit den sonst möglichen Konsequenzen auseinander setzen wollen. Also versuche ich es mir in den gegebenen Möglickeiten so angenehm wie möglich zu machen.
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• Was sind deine Träume und Wünsche?
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Dass die Menschheit es doch noch schafft, sich nicht selber "abzuschaffen", nur weil zu viele an ihre jeweiligen Freiheiten oder aber Festlegungen so sehr festgehalten haben, dass am Ende keiner mehr als "Gewinner" übrig geblieben ist.
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• Kann Freiheit auch zur anstrengenden Pflicht werden, sich immer neu zu erfinden oder letztendlich konform mit dem Mainstream zu schwimmen?
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Es kann anstrengend werden, gegen den Strom zu schwimmen. Ob es sich jeweils lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es kann sich aber durchaus lohnen, gegen den Strom zu schwimmen. Es kommt da immer noch drauf an, wo und wie.
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• Aber auch: wie „frei“ bist du sexuell oder was ist (wäre) für dich die (ultimative) sexuelle Freiheit?
Hier gibt es viel, was ich von den Freiheiten gar nicht brauche, weil ich da gar nicht so ausgefallene Praktiken anstrebe.
Ultimativ wäre hier, wenn anderen ihre sexuelle Neigungen - soweit sie anderen damit nicht schaden - einfach mal überall akzeptiert würden.